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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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nur zwei Schlüssel, bis die Klappe aufsprang. »Fragen Sie nicht«, sagte er leichthin, »dann brauche ich Sie auch nicht anzulügen.«
    Beide Männer starrten in den Kofferraum. Er war ordentlich und sauber. Sie fanden einen Reservereifen, einen Wagenheber und eine Werkzeugtasche. Daneben lagen eine sorgfältig zusammengefaltete schottische Decke, eine Straßenkarte der USA, die zu groß war, um ins Handschuhfach zu passen, und eine große Taschenlampe. Es war der Kofferraum eines methodischen, organisierten Mannes. Das brachte sie allerdings keinen Schritt weiter.
    Ihre Hoffnung schwand schnell dahin, und sie gingen zurück zur Eingangshalle.
    »Na, haben Sie gefunden, was Sie gesucht haben?«, fragte der Pförtner.
    »Noch nicht«, erwiderte Joe. »Hat Mr. Schwartz eine abschließbare Garage oder vielleicht einen Lagerraum?«
    »Vielleicht.«
    Die Haustür wurde geöffnet, und zwei junge Männer, die beide einen Bart und Pelzmützen trugen, brachten einen Schwall eisige Luft mit ins Gebäude. Der Pförtner grüßte sie unterwürfig und wartete, bis sie auf ihrem Weg nach oben verschwunden waren, ehe er Joe und Chris wieder seine Aufmerksamkeit schenkte.
    »Um was geht’s?«
    »Sie sagten etwas von einem Lagerraum.« Joe war so freundlich, wie er konnte.
    »Habe ich das?«
    »Ja, das haben Sie«, antwortete Chris.
    Der Mann lächelte ihn an. »Ich muss wohl den Verstand verloren haben.«
    Joes Brieftasche tauchte wieder auf. »Kehrt die Erinnerung nicht zurück?«
    »Könnte sein.« Er schaute gierig auf den Fünfziger in Joes Hand. »Ja, es scheint schon ein wenig deutlicher zu werden.«
    »Mehr gibt’s nicht«, sagte Joe bestimmt.
    Die Verzweiflung in Joes Augen, die sogar die professionelle Informationsgier des härtesten Bullen in den Schatten stellte, war zu deutlich für den Pförtner, der den Fünfzigdollarschein normalerweise genommen hätte und für seinen einträglichsten Vormittag seit Jahren dankbar gewesen wäre.
    »Das reicht nicht.«
    Chris machte einen Schritt auf ihn zu, aber Joe streckte die Hand aus und hielt ihn zurück. Als Chris einen kurzen Augenblick lang die Wut erfasste, fragte er sich noch einmal, was eigentlich mit ihm los war. Er war in seinem ganzen Leben noch nie innerhalb so kurzer Zeit so oft so aggressiv gewesen wie in den letzten Tagen. Er war Künstler und der Vater eines zehnjährigen Mädchens. Ihm fiel ein, dass er sogar seit fast vier Stunden nicht mehr an Katy gedacht hatte.
    »Schon gut«, sagte Joe ganz ruhig. »Mehr kriegt er nicht, und das weiß er auch.« Er hielt die letzten fünfzig Dollar hoch. »Wo ist der Raum?«
    »Was?«
    Joe blieb gefasst. »Der Lagerraum.«
    »Von einem Lagerraum habe ich nichts gesagt.«
    »Hör zu, du Scheißkerl ...«, knurrte Chris den Mann an.
    »Immer mit der Ruhe.« Der Pförtner hob schützend die Hände. »Ich habe nur gesagt, dass es kein Lagerraum ist.«
    »Was ist es denn?«, fragte Chris.
    »Eine Wohnung.« »Wo?«, fragte Joe.
    »Hier.«
    »Schwartz hat zwei Wohnungen?« Joe war sprachlos.
    »Na klar.«
    »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«, wollte Chris wissen.
    »Sie haben mich ja nicht gefragt.«
    »Welche Nummer hat die andere Wohnung?«
    »1510.«
    »Ich nehme an, dass Sie zu dieser Wohnung auch keinen Generalschlüssel haben«, sagte Joe.
    Der Pförtner schüttelte den Kopf. »Aber ich bin sicher, dass Mr. Schwartz Ihnen die Schlüssel mit den anderen gegeben hat.«
    Sein schadenfrohes Grinsen kehrte zurück. »Warum probieren Sie die nicht einfach?«
    Joe und Chris standen schon vor dem Fahrstuhl.
    »Hey, was ist mit meinem Fünfziger?«
    »Den bekommen Sie, wenn wir wieder runterkommen.«
    Joe drückte auf den fünfzehnten Stock.
    »He!«
    Die Aufzugtüren gingen zu.
    »Verklag mich doch«, rief Joe ganz ruhig.
    An der Tür der Wohnung 1510 waren zwei Schlösser, die beide neuer und hartnäckiger waren als das Schloss an Schwartz’ anderer Wohnung. Zweimal musste Joe seine Arbeit unterbrechen, als Nachbarn oder Besucher zum Aufzug gingen oder vom Aufzug kamen.
    »Jetzt haben wir es, Mr. Duval, nicht wahr?«, fragte Chris ungeduldig.
    »Vielleicht.«
    »Sagt Ihnen das nicht Ihr Gefühl?«
    »Ich traue meinen Gefühlen schon lange nicht mehr.« Auch das zweite Schloss gab nach.
    »Klasse!«, sagte Chris.
    Als sie die Wohnung 1510 betraten, fiel ihnen als Erstes die drückende Wärme auf. Dann sahen sie, dass an den Wänden des Korridors eine Reihe unterschiedlicher Kunstwerke hingen: Gemälde, Zeichnungen,

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