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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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gesehen hatte, hatte sich Webber erbrochen und war halb bewusstlos gewesen. Und als die Tücher von seiner Hand entfernt worden waren, war eine blutige Fleischmasse zum Vorschein gekommen.
    »Man hat mir gesagt, dass es ein sehr qualvoller Biss sei. Daher ist die körperliche Reaktion zum Teil auf den Schock zurückzuführen. Mr. Webbers Blutdruck und Pulsschlag waren sehr niedrig, als Sie ihn zu uns brachten, aber beides hat sich schon etwas stabilisiert. Er hat Cortison und eine Tetanusspritze erhalten, und er wird ein starkes Mittel gegen die Schmerzen brauchen.«
    »Kann ich ihn sehen?«
    »Ich würde noch etwas warten. Wir sind dabei, eine Menge Tests durchzuführen, und wie ich schon sagte, werden wir ihn ganz genau beobachten. Er sollte sich besser ausruhen.«
    »Wie schlimm ist die Verletzung an seiner Hand?« Joe dachte daran, wie Lally Chris Webber in O’Hare angesehen hatte. »Er ist Künstler.«
    »Es ist zu früh, um dazu etwas zu sagen.« Der Arzt wandte sich schon ab, um sich wieder seiner Arbeit zu widmen.
    »Großartig«, sagte Joe zu sich selbst. »Wirklich großar-tig.«
    Auf der Wanduhr war es Viertel vor vier. Lally war schon fast drei Stunden in der Howe-Klinik. Neun Stockwerke tiefer im gleichen Krankenhaus lag Jess in ihrem Bett und kämpfte mit aller Kraft dagegen an, ihr ungeborenes Kind zu verlieren. Im Memorial Hospital ungefähr drei Meilen entfernt wurde Frederick Schwartz, der Massenmörder, umsorgt wie der solide, verdienstvolle Bürger, für den sie ihn alle tief im Innern gehalten hatten. Hatten er, Cohen, Lipman und Valdez den guten alten Fred nicht alle als die glaubhafteste, zuverlässigste, liebenswerteste Person bei Hagen-Schrittmacher angesehen? Verdammte Scheiße!
    Joes ganzer Körper war in Aufruhr geraten, und seine Gedanken überschlugen sich. Der Beweis, auf den er sehnlichst gehofft hatte, steckte noch mit Blut und Scheiße befleckt, aber nichtsdestoweniger schlüssig, zusammengerollt in der Jackentasche seines Anoraks. Joe vermutete, dass die Beweise ausreichten, um Schwartz für immer hinter Schloss und Riegel zu bringen. Leider hatte Lieutenant Joseph Duval alle Regeln verletzt und das ganze Ding vermasselt. Er konnte die Dokumente noch nicht einmal für einige Stunden zurückhalten, da die Pläne und Zeichnungen, auf die er in der Wohnung 1510 nur einen flüchtigen Blick geworfen hatte, Dr. Ash und Dr. Morrissey möglicherweise helfen könnten, wenn sie Lallys Schrittmacher herausnahmen.
    Nur das ist jetzt wichtig. Lally und die anderen zu retten.
    Drei Uhr neunundvierzig, und der Zeiger tickte erbarmungslos weiter.
    Joe zwang sich zur Kaffeemaschine zu gehen und rief sich zur Ordnung. Er durfte jetzt nicht in Panik verfallen, denn er musste handlungsfähig bleiben.
    Unter den gegebenen Umständen konnte er nur einen einzigen Weg einschlagen.
    Er warf seinen Styroporbecher in den nächsten Abfalleimer und steuerte unter einem wolkenverhangenen, schweren Himmel, der eine frische Ladung Schnee versprach, zum Chicagoer Memorial Hospital. Dort blieb er nur fünfzehn Minuten, hielt sich von Schwartz fern, sprach aber mit einem Arzt und einer Krankenschwester.
    Als er zu seinem Saab zurückkehrte, wusste er mit ziemlicher Sicherheit, dass Schwartz’ Krankheit nichts mit einer Grippe zu tun hatte, aber dafür ganz sicher mit einer Bisswunde zusammenhing, die man an seiner Ferse entdeckt hatte. Joe vermutete, dass es wahrscheinlich die gleiche giftige Eidechse gewesen war, die Webbers Hand in der Wohnung 1510 fast in Fetzen gerissen hatte.
    Als Joe den Motor startete und sich in den lauten, hektischen Stadtverkehr einfädelte, hatte sein neuer Plan bereits Formen angenommen.

33. Kapitel
    Montag, 25. Januar
    D er Montagnachmittag zog sich langsam hin, und sein Fieber stieg noch immer, als der Mann namens Frederick Schwartz unter einem einzigen Betttuch in seinem Privatzimmer lag und sich noch einmal in die Vergangenheit entführen ließ. Dort hielt er sich lieber auf, selbst wenn die schlimmsten Erinnerungen lebendig wurden, weil die Erinnerung an die Gemeinheit seine Kraft und seinen eisernen Willen stärkte.
    Die Kapelle. Seine glänzenden schwarzen Schuhe. Der lange weiße Kratzer auf der Bank. Der Sarg. Er war elf Jahre alt und wusste ganz genau, was geschehen war. Mutters Leichnam lag, kalt und wächsern und unwirklich, in dieser Kiste. Ihr blondes, hübsch gelocktes Haar umrahmte ihr Gesicht. Der Bestatter hatte ihren glänzenden Lippenstift und den hellen Puder fast

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