Und dann der Tod
Wagen.
Zu schade, daß er sich ausgerechnet jetzt zurückhalten mußte.
Er hätte den arroganten Hurensohn gerne gedemütigt. Aber ein kluger Mann übte sich lieber in Selbstbeherrschung, wenn es Schwierigkeiten geben konnte.
Er ließ den Wagen an und beobachtete, wie der Hubschrauber abhob. Er konnte Habin auf dem Passagiersitz sehen, lehnte sich aus dem Fenster, lächelte und winkte.
Der Hubschrauber drehte ab und stieg weiter auf in Richtung Süden.
Esteban winkte noch einmal, langte gemächlich in seine Tasche und drückte den Knopf der Fernbedienung.
Der Hubschrauber explodierte und stürzte als Feuerball ab.
Collinsville, Illinois 14.30 Uhr
Cody Jeffers drückte aufs Gaspedal und hörte die großen Reifen quietschen, als er um die Ecke bog.
Eine Frau in Shorts und T-Shirt sprang zurück auf den Bordstein. Sie schrie ihm ein Schimpfwort nach. Er grinste, als er merkte, welche Angst er ihr eingejagt hatte.
Die Leute auf den Rängen im Stadion hatten nie Angst vor ihm. Sie kamen nur wegen der Show, und er war nie der Star gewesen.
Jetzt war er der Star.
Das Steuerrad fühlte sich glatt an und lag gut in seinen Händen. Nie zuvor hatte er ein so schweres Fahrzeug gelenkt, nicht einmal bei einem Rennen.
Jetzt kam er an der Bank vorbei. Noch drei Blocks bis zur North Avenue. Esteban hatte ausdrücklich gesagt, daß es an der North Avenue passieren sollte.
Das Viertel wurde schäbiger. Die Gebäude wirkten heruntergekommen, und Prostituierte lungerten an den Ecken herum.
Noch ein Block.
Ein paar Jugendliche hatten sich um einen grünen Cadillac, 87er Modell, versammelt. Das war kein gutes Jahr für Caddys gewesen. Protzig, aber nichts unter der Haube.
Die Jungs warfen ihm mürrische Blicke zu, als er vorbeifuhr.
Er konnte sich vorstellen, wie ihnen zumute war. Er repräsentierte Autorität. Wenn er ihnen die Möglichkeit gäbe, würden sie aufspringen und ihm die Eier abschneiden.
Noch ein halber Block.
Das war sie. North Avenue.
Jetzt.
Erregung packte ihn, und er trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Die nächste Ecke. Hau rein. Volles Rohr.
Er war John Wayne.
Er war Evel Knievel.
Er war der Star.
Der Lastwagen krachte auf die Seite, der Schlag raubte Jeffers den Atem.
Cody befreite sich aus den Spezial-Schutzbügeln und kletterte langsam aus dem Führerhaus.
Es ging schon los.
Die Hecktüren des gepanzerten Lastwagens waren aufgeflogen, und in Plastik eingeschweißtes Geld wurde auf der ganzen Straße verstreut.
Die Jungs von dem Caddy waren schon zur Stelle, griffen sich, was sie kriegen konnten, und rannten davon.
Zwei Frauen kamen aus dem Laden gegenüber und liefen auf den Lastwagen zu.
»Halt«, schrie Cody. »Das ist Geld der Zentralbank.«
Niemand schenkte ihm auch nur die geringste Aufmerksamkeit. Nicht daß er das erwartet hätte. Er hätte sich genauso verhalten.
Leute tauchten wie aus dem Nichts auf. Der Straßenmob schnappte sich das Geld und rannte weg.
»Ich rufe die Polizei«, schrie Jeffers. »Wenn ihr wißt, was gut für euch ist, dann bleibt von dem Geld weg. Ihr verstoßt gegen Gesetze.«
Nachdem er noch einen Augenblick gewartet hatte, entfernte er sich. Er hatte die schwarze Honda-Limousine zwei Blocks weiter abgestellt. In ein paar Minuten müßte er hier weg sein.
Als er die Straßenecke erreichte, blickte er über die Schulter zurück.
Sie kletterten sogar in den Lastwagen der Zentralbank hinein, um an das Geld zu gelangen.
Zu schade, daß er nicht auf die Leute vom Fernsehen und von den Zeitungen warten konnte. Niemand würde je erfahren, wie gut er seinen Auftrag ausgeführt hatte. Aber er hatte immerhin eine Entschädigung. Mehr, als die Stars auf der Piste bekamen.
Er tastete nach dem Geldgürtel, den er unter seinem Hemd trug. Darin hatte er das Geld verstaut, das er sich schon vorher vom Lastwagen weggenommen hatte. Ein kleiner Extra-Bonus.
Selbst Evel Knievel hätte ihn um seine Beute beneidet.
Des Moines 17.36 Uhr
»Kaldak, wo steckst du?« fragte Yael.
»In Jeffers’ Wohnung in Des Moines.«
»Hast du einen Fernseher in der Nähe?«
Kaldak erstarrte. »Warum?«
»Schalt CNN ein. Ich war gerade dabei, im Warteraum fernzusehen, als die Kurznachrichten kamen. Ich glaube, es ist passiert.«
Er wirbelte zu Harvey Best herum. »Ich brauche einen Fernseher.«
Harvey winkte ihn ins Wohnzimmer.
Das erste, was Kaldak zu Gesicht bekam, als er CNN
einschaltete, war der auf der Seite liegende Lastwagen der Zentralbank. Die Menge stürzte
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