Und dann der Tod
erinnert, in der Kaldak so lange bei ihr geblieben war, bis sie wußten, daß Josie überleben würde. In jener Nacht hatte er nicht so getan, als ob. Er hatte sich wirklich Sorgen um Josie gemacht.
Yael nickte, während er Josie betrachtete. »Sie erinnert mich an meinen Sohn. Das scheint schon ewig her, daß er ein Baby war. Sie werden so schnell größer.«
»Wie alt ist er?«
»Vier.« Er dachte nach. »Genauso alt war Kaldaks Sohn, als er starb.«
»Ich möchte nicht über Kaldaks Sohn sprechen. Ich habe Sie nach Ihrem gefragt.«
»Das war auch nur so eine Bemerkung. Kann ich Sie jetzt dazu bewegen, ins Bett zu gehen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich sitze hier bequem. Ich möchte hiersein, wenn sie wieder wach wird.«
»Sie sollten jetzt wirklich ins Bett –« Yael unterbrach sich.
»Ich kann Sie nicht überzeugen, stimmt’s?«
»Nein. Sie können das Bett benutzen.«
»Ich könnte nicht so unhöflich sein.« Er setzte sich auf einen Stuhl mit gerader Rückenlehne. »Ich werde hierbleiben für den Fall, daß Sie Ihre Meinung ändern.«
Es herrschte eine angenehmes Schweigen im Zimmer.
»Yael, rufen Sie Kaldak an und erzählen Sie ihm von Josie.«
»Er weiß es schon. Er hat mich angerufen.«
»Tatsächlich?«
»Er war unterwegs zum Flughafen in Kansas City. Er war ganz erleichtert wegen Josie.«
»Kansas City?«
»Er verfolgt die Spur eines Mannes, der ihn vielleicht zu Esteban führt.«
Esteban. Sie hatte sich so viel Sorgen um Josie gemacht, daß sie keine Zeit gehabt hatte, sich mit Esteban zu beschäftigen.
Aber Kaldak hatte ihn nicht vergessen. Er war genauso besessen wie immer. Konnte sie ihm das vorwerfen? Als Emily gestorben war, wäre sie fast verrückt geworden. Wie hätte sie wohl reagiert, wenn ihre ganze Familie ausgelöscht worden wäre?
Mein Gott, jetzt fing sie schon an, ihn zu entschuldigen, wo es keine Entschuldigung gab. Kaldak hätte nichts Schlimmeres tun können. Er hatte sie benutzt und die Situation dahingehend manipuliert –
Genau wie sie es nach Emilys Begräbnis getan hatte. Sie hatte keinerlei Gewissensbisse gehabt, Kaldak zu benutzen. Sie hätte jeden benutzt, um an Esteban heranzukommen. Ungeheuer hatten kein Recht zu leben.
Alle sollen die Ungeheuer sehen.
Nein, nicht jetzt. Der Haß und die Rachegefühle würden wiederkommen, aber in dieser Nacht wollte sie nicht an Esteban oder Kaldak oder sonst irgend etwas denken, das sie beunruhigte.
Sie wollte sich nur entspannen und diesen Augenblick der Dankbarkeit auskosten. Josie war am Leben, und eines Tages würde sie laufen und spielen wie andere Kinder auch.
Es war bestimmt nicht schlimm, wenn sie sich erlaubte, die Ungeheuer noch eine Weile zu vergessen.
Kapitel 17
Tag drei
Des Moines 3.30 Uhr
Als Kaldak ankam, standen schon drei Fahrzeuge in der Einfahrt von Jasper Street Nr. 1523, und das Haus war hell erleuchtet.
Gar nicht gut.
Ein kleiner, gedrungener Mann in Anzug und Krawatte trat aus der Eingangstür. »Kaldak?«
»Zu spät?«
Er nickte.
»Mist.«
»Ich bin Harvey Best. Jeffers war schon ausgeflogen, als wir hier ankamen.«
»Haben Sie die Wohnung durchsucht?«
»Alles sauber. Wir haben einige Nachbarn geweckt. Die wußten nicht viel über ihn. Er war vor ein paar Tagen hier. Mit einem Lastwagen.«
»Was für ein Lastwagen?«
»Ein großer, schwerer Wagen mit Kofferaufbau. Mit der Aufschrift
Iowas bester Reinigungsdienst. Einer der Jugendlichen von nebenan hat erzählt, daß er gesehen hat, wie der Wagen zur Autobahn Richtung Süden gefahren ist.«
»Nach Süden.« Als wenn das eine Hilfe wäre. Jeffers konnte überall eine andere Richtung eingeschlagen haben. Er wählte Ramseys Nummer. »Es wird Zeit, aufs Ganze zu gehen. Wir können nicht länger warten. Rufen Sie den Präsidenten an.«
»Drehen Sie allmählich durch? Wir haben keinerlei Beweise, daß Cody Jeffers aktiv beteiligt ist.«
»Zum Teufel ja, ich drehe durch.«
»Noch nicht«, sagte Ramsey. »Wir müssen erst feststellen, ob wir den Schaden begrenzen können. Wir werden Jeffers stellen und dann –«
»Dann stellen Sie ihn. Und zwar schnell«, sagte Kaldak brüsk.
»Ich habe ein Scheißgefühl bei der Sache, Ramsey.«
»Ich rufe nicht das Weiße Haus an und halte meinen Kopf hin, bloß weil Sie so ein Gefühl haben.«
»Hören Sie, Sie brauchen doch nur eins und eins zusammenzuzählen. Esteban hat Morrisey losgeschickt, um einen Mann mit den Fähigkeiten eines Cody Jeffers aufzutreiben. Er hat ihn gefunden. Cody
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