Und dann der Tod
das habe ich vor.«
Sie konnte es nicht leiden, das Blut in die Kanüle laufen zu sehen, deshalb heftete sie den Blick auf seinen dunklen Schädel.
Seine Halsmuskeln traten hervor, als er die Nadel behutsam ansetzte.
»Tue ich Ihnen weh?« fragte er leise.
»Sie haben mir noch nie weh getan.«
»Doch, habe ich.« Sein Blick blieb auf die Nadel gerichtet.
»Aber nicht diesmal.« Er zog die Nadel heraus und legte sie auf den Tisch. »Tut mir leid. Ist schon vorbei.«
»Warum entschuldigen Sie sich? Das ist doch harmlos. Bei der letzten Blutspende fürs Rote Kreuz wurde mir mehr abgenommen.«
»Aber nicht ich habe es Ihnen abgenommen.« Er hielt ihren Arm und tupfte den winzigen Blutfleck an der Einstichstelle ab.
»Ich möchte nicht –« Er unterbrach sich und starrte auf ihren Arm.
»Stimmt was nicht?«
»Allerdings«, erwiderte er mit belegter Stimme. »Irgendwas stimmt nicht.« Langsam hob er ihren Arm und preßte seine Lippen auf die Wunde.
Es verschlug ihr den Atem. Sie war zu keiner Bewegung fähig.
Sie hatte nicht damit gerechnet, diese Lust zu empfinden. Aber sie war da.
Verrückt. Nicht jetzt. Nicht mit Kaldak. Niemals mit Kaldak.
Er hob seinen Kopf und sah sie an. »Das ist es, was nicht stimmt.«
»Nein«, flüsterte sie.
»Doch.« Seine Lippen glitten über ihren Unterarm zu den Adern des Handgelenks. Ihr wurde ganz heiß. »Ich will es.
Ich will es schon seit langem. Manchmal erregt mich allein schon dein Duft.« Er preßte seine Lippen auf ihre Handfläche.
»Ich weiß, daß ich kein Sexualobjekt bin, aber du wirst nicht enttäuscht sein. Häßliche Männer müssen besser sein. Ich kann dich –«
»Hör auf«, flüsterte sie. »Ich kann nicht – Emily.«
»Würde Emily wollen, daß du aufhörst zu leben? Würdest, du sie weniger lieben, weil du mit mir ins Bett gegangen bist?«
»Natürlich nicht.«
»Du willst es doch auch.«
Herrgott ja, sie wollte es. Sie wollte ihn. Er berührte sie kaum, aber ihr Körper reagierte. »Es würde … alles komplizierter machen.«
»Das ist es auch so schon. Viel schlimmer kann’s nicht mehr werden. Ich kann nicht –« Er hielt inne, als er ihren Gesichtsausdruck wahrnahm. »Nein?« Er ließ langsam ihren Arm los. »Bist du sicher?«
Sie war sich überhaupt nicht sicher. Sie war verwirrt und unsicher und … erregt. Ja, eindeutig erregt.
Er stand auf und nahm die Nadel und die Spritze. »Keine Sorge, ich werde dich nicht bedrängen«, sagte er knapp. »Ich würde es gerne. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr. Aber ich werde es nicht tun. Ich habe dir schon zuviel genommen.«
Er ging in die Küche. »Ich werde die Blutprobe für Ed einpacken.«
Sie schloß die Augen und lehnte sich im Sessel zurück. Sie wollte ihn. Sie wollte von ihm berührt werden. Sie wollte ihn in sich spüren. O Gott, dieses Gefühl hatte sie seit ihren ersten berauschenden Wochen mit Matt nicht mehr erlebt. Nein, Matt war nicht mit Kaldak vergleichbar. Niemand war mit Kaldak vergleichbar.
»Ich habe gesagt, du sollst dir keine Sorgen machen.«
Sie öffnete die Augen. Kaldak stand mit der üblichen Blutprobenpackung an der Wohnungstür. »Wenn du mich nicht willst, dann akzeptiere ich das. Aber plage dich nicht mit Schuldgefühlen. Das hier hat nichts mit dem zu tun, was mit Emily passiert ist. Sex überfällt einen mitten in der Krise. Das hat wahrscheinlich etwas mit dem Arterhaltungstrieb zu tun.« Er öffnete die Tür. »Ich gehe runter und gebe das Peterson, damit er es heute abend noch wegbringt. Und du gehst schon ins Bett.«
Keine Schuldgefühle.
Geh schon ins Bett.
Immer sagte er ihr, was sie zu tun hatte, verdammt noch mal.
Immer wußte er alles besser. Von Anfang an hatte er versucht, ihr klarzumachen, wo es langging.
Aber heute abend hatte er einen Rückzieher gemacht. Er hatte ihr die Wahl gelassen.
Alle Lichter waren aus, als Kaldak nach zwanzig Minuten die Wohnung wieder betrat.
Bess war zu Bett gegangen. Oder vielleicht hatte sie sich auch nur in ihrem Zimmer versteckt und redete sich ein, daß das, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, nicht wirklich passiert war und daß auch er nicht existierte.
Er war ein Narr. Er wußte alles über Disziplin. Die hatte er in der härtesten Schule gelernt. Warum hatte er sie nicht heute abend angewandt? Warum hatte er Bess in Verlegenheit gebracht? Es war der falsche Zeitpunkt gewesen. Nicht, daß irgendein Zeitpunkt der richtige wäre. Nicht für ihn. Nicht für sie. Zu viel war bereits
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