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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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man von draußen einen Schrei und das Geräusch eines dumpfen Aufpralls.
    Lombard handelte als Erster. Er sprang zur Tür und riss sie auf. Draußen lag Mrs. Rogers zusammengebrochen auf dem Boden.
    «Marston!», schrie Lombard.
    Anthony eilte ihm zu Hilfe. Gemeinsam hoben sie die Frau vom Boden und trugen sie in den Salon.
    Dr. Armstrong kam schnell herüber. Er half ihnen, sie auf das Sofa zu betten, und beugte sich über sie.
    «Es ist nichts», sagte er schnell. «Sie ist ohnmächtig, das ist alles. Sie wird gleich wieder zu sich kommen.»
    «Besorgen Sie einen Brandy», forderte Lombard Rogers auf.
    Rogers murmelte mit kreidebleichem Gesicht und zitternden Händen: «Jawohl, Sir», und verließ fluchtartig den Raum.
    «Wer hat da gesprochen?», fragte Vera laut. «Wer war das? Das klang – klang –»
    «Was ist hier eigentlich los?», empörte sich General MacArthur. «War das ein übler Scherz, oder was?»
    Seine Hand zitterte, und seine Schultern sackten nach unten. Plötzlich sah er zehn Jahre älter aus.
    Blore tupfte sich das Gesicht mit einem Taschentuch ab.
    Nur Richter Wargrave und Miss Brent wirkten vergleichsweise gefasst. Emily Brent saß aufrecht da, den Kopf hoch erhoben, auf beiden Wangen brannte ein hektischer roter Fleck. Der Richter saß in seiner üblichen Stellung, den Kopf tief zwischen die Schultern gesunken. Mit einer Hand kratzte er sich am Ohr. Nur seine Augen waren aktiv, schossen immer wieder hin und her, überrascht und hellwach.
    Wieder war es Lombard, der handelte. Armstrong war mit der zusammengebrochenen Frau beschäftigt, und Lombard konnte einmal mehr die Initiative ergreifen.
    «Die Stimme?», sagte er. «Es klang, als wäre sie hier im Raum.»
    «Wer war das?», fragte Vera laut. «Wer war das? Das war doch keiner von uns.»
    Wie die Augen des Richters wanderten auch Lombards Augen langsam durch den Raum. Sie ruhten eine Zeit lang auf dem geöffneten Fenster, dann schüttelte er entschieden den Kopf. Plötzlich leuchteten seine Augen auf. Er bewegte sich flink zur Tür neben dem Kamin, die zu einem benachbarten Raum führte.
    Mit einer blitzschnellen Bewegung fasste er die Klinke und riss die Tür auf. Er ging hindurch, und augenblicklich hörte man ihn befriedigt ausrufen: «Ah. Da haben wir’s.»
    Die anderen folgten ihm. Nur Miss Brent blieb kerzengerade auf ihrem Stuhl sitzend zurück.
    In dem zweiten Raum war ein Tisch nah an die Wand zum Salon gestellt worden. Auf dem Tisch stand ein Grammophon – ein altmodisches Gerät mit einem langen Trichter. Die Öffnung des Trichters lag auf der Wand, und Lombard, der ihn zur Seite schob, wies auf zwei, drei kleine Löcher, die unauffällig durch die Wand gebohrt waren.
    Er rückte das Grammophon wieder zurecht, legte die Nadel auf die Schallplatte, und im selben Augenblick hörten sie wieder: «Sie sind der folgenden Verbrechen angeklagt…»
    «Ausschalten!», forderte Vera. «Ausschalten! Das ist ja fürchterlich.»
    Lombard gehorchte.
    «Ein übler und grausamer Scherz», sagte Dr. Armstrong mit einem Seufzer der Erleichterung.
    Die klare Stimme von Richter Wargrave fragte: «Sie denken also, dass es sich um einen Scherz handelt?»
    Der Doktor starrte ihn an.
    «Was soll das denn sonst sein?»
    Die Hand des Richters strich sanft über die Oberlippe. «Momentan bin ich noch nicht so weit, eine Meinung abzugeben.»
    «Sie haben eine Sache vergessen», mischte Anthony Marston sich ein. «Wer zum Teufel hat das Ding angestellt und in Gang gesetzt?»
    «Ja, ich denke, diese Sache müssen wir noch untersuchen», murmelte Wargrave.
    Er ging zurück in den Salon. Die anderen folgten ihm.
    Rogers war gerade mit einem Glas Brandy hereingekommen. Miss Brent stand über die stöhnende Gestalt von Mrs. Rogers gebeugt.
    Geschickt zwängte sich Rogers zwischen die beiden Frauen.
    «Erlauben Sie, Madam. Ich werde mit ihr sprechen. Ethel – Ethel – es ist alles in Ordnung. In Ordnung, hörst du? Reiß dich zusammen.»
    Mrs. Rogers’ Atem kam in kurzen, schnellen Stößen. Ihre Augen, entsetzte, ängstliche Augen, schweiften unablässig zwischen den Gesichtern, die sie umgaben, hin und her. Rogers’ Tonfall war eindringlich.
    «Reiß dich zusammen, Ethel.»
    Dr. Armstrong sprach beruhigend auf sie ein:
    «Mrs. Rogers, jetzt ist es gleich wieder gut. Das war nur ein kleiner Schwächeanfall.»
    «War ich ohnmächtig, Sir?», fragte sie.
    «Ja.»
    «Es war die Stimme – diese schreckliche Stimme – wie am Jüngsten Tag –»
    Ihr Gesicht

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