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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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starb ein Jahr später in Dartmoor. Er war ein schmächtiger Mann.»
    «Er war ein Verbrecher», knurrte Blore. «Er hat in der Nacht damals den Nachtwächter umgebracht. Der Fall gegen ihn war ganz klar.»
    «Wenn ich mich recht erinnere», fuhr Richter Wargrave langsam fort, «dann wurden Sie wegen Ihrer kompetenten Handhabung des Falles belobigt.»
    «Ich bekam meine Beförderung», gab Blore mürrisch zu.
    Mit belegter Stimme fügte er hinzu: «Ich habe nur meine Pflicht getan.»
    Lombard lachte – ein plötzliches, schepperndes Lachen.
    «Was für ein pflichtbewusster, gesetzestreuer Haufen wir doch alle sind. Bis auf mich. Was ist mit Ihnen, Doktor – und mit Ihrem kleinen Kunstfehler? Die Operation war illegal. Oder?»
    Emily Brent sah ihn mit ausgesprochenem Missfallen an und rückte ein wenig von ihm ab.
    Dr. Armstrong, ganz Herr seiner selbst, schüttelte ungerührt den Kopf.
    «Ich verstehe das Ganze nicht. Der Name sagt mir nichts, damals nicht und heute auch nicht. Wie war er noch – Clees? Close? Ich kann mich wirklich nicht erinnern, eine Patientin dieses Namens behandelt oder irgendetwas mit ihrem Tod zu tun gehabt zu haben. Die Sache ist mir schleierhaft. Es ist ja auch schon lange her. Vielleicht war es einer meiner OP-Fälle. Viele der Leute da kamen zu spät zu uns. Und wenn dann der Patient stirbt, ist es immer die Schuld des Arztes, der ihn operiert hat.»
    Er seufzte und schüttelte den Kopf.
    Im Stillen dachte er: «Betrunken – so war das – betrunken… Und ich habe operiert! Mit den Nerven am Ende – die Hände haben gezittert. Ja, ich habe sie getötet. Ein armes Luder – eine ältere Frau – eine einfache Sache, wenn ich nüchtern gewesen wäre. Mein Glück, dass es in unserem Beruf noch Standesehre gibt. Die Schwester wusste natürlich Bescheid – aber sie hat den Mund gehalten. Mein Gott, das war ein Schock! Hat mich aufgerüttelt. Aber wer kann davon wissen nach all den Jahren?»
     

IV
     
    Stille füllte den Raum. Jeder sah offen oder versteckt Emily Brent an. Es dauerte ein, zwei Minuten, bis sie merkte, was man von ihr erwartete. Ihre Augenbrauen hoben sich auf der niedrigen Stirn.
    «Warten Sie darauf, dass ich etwas sage? Ich habe nichts zu sagen.»
    «Gar nichts, Miss Brent?», hakte der Richter nach.
    «Nichts.»
    Ihre Lippen schlossen sich fest.
    Der Richter strich über sein Gesicht. «Sie stellen Ihre Verteidigung zurück?», fragte er milde.
    «Es geht um keine Verteidigung», konterte Miss Brent kühl. «Ich habe immer in Übereinstimmung mit den Geboten meines Gewissens gehandelt. Es gibt nichts, was ich mir vorwerfen könnte.»
    Enttäuschte Erwartungen standen im Raum. Aber Emily Brent war niemand, der sich von der öffentlichen Meinung ins Wanken bringen ließ. Unnachgiebig saß sie da.
    Der Richter räusperte sich ein- oder zweimal. Dann sagte er:
    «Unsere Untersuchung wird an dieser Stelle unterbrochen. Rogers, wer außer uns und Ihnen und Ihrer Frau befindet sich auf dieser Insel?»
    «Niemand, Sir. Überhaupt niemand.»
    «Sind Sie sicher?»
    «Ganz sicher, Sir.»
    Wargrave fuhr fort: «Mir ist noch nicht klar, welches Ziel unser unbekannter Gastgeber damit verfolgt, uns alle hier zu versammeln. Aber meiner Meinung nach ist diese Person, wer immer sie sein mag, nicht normal im allgemein üblichen Sinn des Wortes. Vielleicht ist sie gefährlich. Ich denke, wir sollten diesen Ort hier so schnell wie möglich verlassen. Ich schlage vor, wir verlassen die Insel noch heute Abend.»
    «Entschuldigen Sie, Sir», sagte Rogers, «aber es gibt kein Boot auf der Insel.»
    «Kein einziges Boot?»
    «Nein, Sir.»
    «Und wie halten Sie Verbindung zum Festland?»
    «Fred Narracott, Sir. Er kommt jeden Morgen rüber und bringt das Brot und die Milch und die Post, und er nimmt die Bestellungen auf.»
    «Dann wäre es meiner Meinung nach das Beste», entschied Richter Wargrave, «wenn wir alle morgen Früh abfahren, sobald Narracotts Boot eintrifft.»
    Alle stimmten im Chor zu. Bis auf eine abweichende Stimme. Anthony Marston teilte die Meinung der Mehrheit nicht.
    «Etwas unsportlich, oder?», sagte er. «Wir sollten das Geheimnis ausschnüffeln, bevor wir gehen. Das Ganze ist wie ein Krimi. Absolut spannend.»
    «In meinem Alter habe ich keinen Bedarf an einem ‹Krimi›, wie Sie das nennen», bemerkte der Richter bissig.
    Anthony grinste.
    «Der Gesetzeskram macht engstirnig. Ich bin für das Verbrechen. Darauf trinke ich.»
    Er griff nach seinem Glas und leerte es in

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