Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Spähtrupp aus. Er wurde getötet. Eine natürliche Folge der Ereignisse im Krieg. Möchte mich auch verwahren gegen die Verleumdung meiner Frau. Die beste Frau der Welt. Wirklich. Man kann sich keine bessere vorstellen!»
    General MacArthur setzte sich. Seine zitternde Hand zog am Schnurrbart. Das Reden hatte ihn einige Anstrengung gekostet.
    Lombard ergriff das Wort. Seine Augen funkelten amüsiert.
    «Was die Eingeborenen angeht –»
    «Was ist mit ihnen?», wollte Marston wissen.
    Philip Lombard grinste.
    «Die Geschichte stimmt. Ich hab sie ihrem Schicksal überlassen. Selbsterhaltungstrieb. Wir hatten uns im Busch verlaufen. Ich und noch ein paar andere Männer nahmen uns, was es an Nahrung gab, und setzten uns ab.»
    «Sie haben Ihre Männer aufgegeben?», empörte sich General MacArthur. «Haben sie dem Hungertod überlassen?»
    «Nicht die Tat eines edlen Ritters», gab Lombard zu. «Das stimmt. Aber Selbsterhaltung ist die erste Mannespflicht. Und Eingeborenen macht es nicht viel aus zu sterben, wissen Sie. Die sehen das nicht so wie wir Europäer.»
    Vera hob ihr Gesicht aus den Händen. Sie starrte ihn an: «Sie haben sie – dem Tod überlassen.»
    Lombard antwortete: «Ich habe sie dem Tod überlassen.»
    Seine amüsierten Augen trafen auf ihre entsetzten.
    Anthony Marston sagte mit langsamer, verwunderter Stimme: «Ich hab gerade daran gedacht – an John und Lucy Combes. Das müssen die beiden Kinder gewesen sein, die ich bei Cambridge überfahren habe. Das war verfluchtes Pech.»
    «Für die Kinder oder für Sie?», fragte Richter Wargrave mit beißender Stimme.
    «Ich dachte, für mich», gab Anthony zu. «Aber natürlich haben Sie Recht, es war verdammtes Pech für die Kinder. Aber es war ein Unfall. Sie kamen aus dem Haus gerannt, eins hinter dem anderen. Ich hatte ein Jahr lang keinen Führerschein. Verdammt lästig.»
    «Dieses Rasen sollte man verbieten», empörte sich Dr. Armstrong. «Einfach verbieten. Junge Männer wie Sie sind eine Gefahr für die Gesellschaft.»
    Anthony zuckte die Schultern.
    «Die Geschwindigkeit wird bleiben. Aber englische Straßen sind natürlich das Letzte. Auf denen kann man überhaupt kein ordentliches Tempo machen.»
    Er sah sich suchend nach seinem Glas um, griff es sich vom Tisch, ging hinüber zur Anrichte und nahm sich noch einen Whisky mit Soda. Über die Schulter sagte er:
    «Es war nicht meine Schuld. Es war ein Unfall, mehr nicht!»
     

III
     
    Der Butler, Rogers, hatte seine Lippen befeuchtet und die Hände ineinander verkrampft. Jetzt sprach er mit tiefer, ehrerbietiger Stimme:
    «Wenn ich etwas sagen dürfte, Sir.»
    «Nur zu, Rogers», ermunterte Lombard ihn.
    Rogers räusperte sich und strich mit der Zunge ein weiteres Mal über seine trockenen Lippen.
    «Sir. Es war die Rede von mir und Mrs. Rogers. Und von Miss Brady. Kein Wort davon ist wahr, Sir. Meine Frau und ich waren bei Miss Brady, bis sie starb. Sie war immer schon bei schlechter Gesundheit, Sir, von Anfang an, seit wir zu ihr kamen. Und es war Sturm, Sir, in jener Nacht – die Nacht, wo es ihr schlecht ging. Das Telefon funktionierte nicht. Wir konnten für sie nicht den Doktor rufen. Ich bin zu ihm gelaufen, zu Fuß. Aber er kam zu spät. Wir haben alles Menschenmögliche für sie getan, Sir. Wir waren ihr treu ergeben. Jeder wird Ihnen das Gleiche erzählen. Niemand hat ein böses Wort über uns gesagt. Nicht eins.»
    Lombard betrachtete nachdenklich das zuckende Gesicht des Mannes, seine trockenen Lippen, die Furcht in seinen Augen. Er erinnerte sich an das Krachen des fallenden Kaffeetabletts und dachte: «Oje», aber er sagte nichts.
    Blore ergriff das Wort, grob und wichtigtuerisch, wie es seine Art war.
    «Ist doch wohl ein bisschen was für Sie rausgesprungen bei ihrem Tod, oder?»
    Rogers’ Figur straffte sich. Er sagte steif:
    «Miss Brady hinterließ uns eine Erbschaft als Anerkennung für unsere treuen Dienste. Warum auch nicht, frage ich Sie?»
    «Wie steht’s denn mit Ihnen, Mr. Blore?», fragte Lombard.
    «Wie soll’s mit mir stehen?»
    «Ihr Name stand auch auf der Liste.»
    Blore verfärbte sich rot.
    «Landor, meinen Sie? Das war der Bankraub – die Londoner Handelsbank.»
    Richter Wargrave fuhr hoch: «Ich war nicht mit dem Fall betraut, aber ich erinnere mich. Landor wurde auf Grund Ihrer Aussage verurteilt. Sie waren der für den Fall zuständige Polizeibeamte?»
    «Das war ich», bestätigte Blore.
    «Landor wurde zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt und

Weitere Kostenlose Bücher