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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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untersucht.
    Vera Claythorne wartete draußen auf dem Gang.
    Die Suche wurde systematisch fortgesetzt. Reihum unterwarfen sich Armstrong, der Richter und Blore der gleichen Prozedur.
    Die vier Männer tauchten wieder aus Blores Zimmer auf. Der Richter wandte sich an Vera:
    «Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür, Miss Claythorne, dass wir keine Ausnahmen machen können. Dieser Revolver muss gefunden werden. Haben Sie einen Badeanzug dabei?» Vera nickte.
    «Dann muss ich Sie bitten, in Ihr Zimmer zu gehen, ihn anzuziehen und wieder zu uns zu kommen.»
    Vera lief in ihr Zimmer und schloss die Tür. In weniger als einer Minute kam sie zurück. Sie trug einen eng anliegenden Badeanzug aus Seide.
    Wargrave nickte anerkennend.
    «Ich danke Ihnen, Miss Claythorne. Wenn Sie nun bitte hier bleiben, während wir Ihr Zimmer durchsuchen.»
    Geduldig wartete Vera auf dem Gang, bis sie wieder herauskamen. Dann ging sie wieder in ihr Zimmer, zog sich an und kam zu den Wartenden zurück.
    «Wir sind jetzt in einer Sache ganz sicher», sagte der Richter. «Keiner von uns fünfen ist im Besitz einer tödlichen Waffe oder gefährlicher Arzneimittel. Das ist erfreulich. Wir müssen die Arzneimittel jetzt nur noch an einen sicheren Ort bringen. Ich glaube, in der Anrichte gibt es einen Besteckkasten.»
    «Alles schön und gut», murrte Blore. «Aber wer bekommt den Schlüssel dafür? Sie wahrscheinlich.»
    Richter Wargrave blieb ihm die Antwort schuldig.
    Er ging in die Anrichte, und die anderen folgten ihm. Dort stand der Kasten für die Aufbewahrung des Tafelsilbers. Auf Anweisung des Richters wurden die verschiedenen Medikamente hineingelegt, dann wurde der Kasten verschlossen. Danach wurde er, immer noch auf Weisung des Richters, in den Geschirrschrank gestellt, der seinerseits verschlossen wurde. Anschließend übergab der Richter den Schlüssel für den Kasten an Philip Lombard und den Schlüssel für den Schrank an Blore.
    «Sie beide sind körperlich die stärksten», erklärte er. «Es wäre für jeden von Ihnen beiden schwierig, dem anderen den Schlüssel abzunehmen. Für uns übrige drei ist es gänzlich unmöglich. Den Schrank oder den Kasten aufzubrechen, wäre ein mühsames und geräuschvolles Unternehmen und könnte kaum durchgeführt werden, ohne die Aufmerksamkeit aller zu erregen.»
    Er hielt inne. Dann sagte er: «Ein großes Problem ist noch ungelöst. Was ist mit Mr. Lombards Revolver?»
    «Das müsste der Besitzer am besten wissen», schnaubte Blore.
    Lombard wurde weiß um die Nase.
    «Sie verdammter, vernagelter Idiot! Er ist mir gestohlen worden!»
    «Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?», wollte Wargrave wissen.
    «Letzte Nacht. Er lag in der Schublade, als ich ins Bett gegangen bin – griffbereit, für den Fall, dass etwas passiert.»
    Der Richter nickte. «Er muss heute Morgen, in der allgemeinen Aufregung bei der Suche nach Rogers oder als wir seine Leiche entdeckten, gestohlen worden sein.»
    «Er muss irgendwo hier im Haus versteckt sein.» Veras Stimme klang überzeugt. «Wir müssen ihn suchen.»
    Richter Wargrave strich sich übers Kinn.
    «Ich bezweifle, dass unsere Suche etwas bringen wird», sagte er. «Unser Mörder hatte massenhaft Zeit, sich ein gutes Versteck auszudenken. Es wird nicht einfach sein, den Revolver zu finden.»
    «Ich weiß zwar nicht, wo der Revolver ist», warf Blore ein, «aber ich gehe jede Wette ein, dass ich weiß, wo wir die Spritze finden werden. Kommen Sie mit.»
    Er öffnete die vordere Eingangstür und führte die anderen um das Haus herum. Nicht weit vom Esszimmerfenster fand er die Spritze. Daneben lag eine zerschlagene Porzellanfigur – ein sechstes zerbrochenes Negerlein.
    «Der einzige Ort, wo sie sein konnte.» Blores Stimme war satt vor Zufriedenheit. «Nachdem er sie getötet hatte, öffnete der Mörder das Fenster, warf die Spritze hinaus, nahm die Porzellanfigur vom Tisch und warf sie hinterher.»
    Auf der Spritze fanden sich keine Fingerabdrücke. Sie war sorgfältig abgewischt worden.
    «Lassen Sie uns jetzt nach dem Revolver suchen!», schlug Vera vor.
    «Unbedingt», stimmte Richter Wargrave ihr zu. «Aber wir sollten darauf achten, dass wir alle zusammenbleiben. Denken Sie bitte daran, wenn wir uns trennen, bekommt der Mörder seine Chance.»
    Sie durchkämmten das Haus sorgfältig vom Dachboden bis zu den Kellerräumen. Ohne jeden Erfolg. Der Revolver war und blieb verschwunden.

Dreizehntes Kapitel

I
     
    « E iner von uns… einer von uns… einer

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