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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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aufpassen… Ich habe schon früher in der Klemme gesessen. Wo zum Teufel ist der Revolver?… Wer hat ihn gestohlen?… Wer hat ihn jetzt?… Keiner hat ihn, das wissen wir doch… Wir wurden alle durchsucht… Keiner kann ihn haben… Aber einer weiß, wo er ist…»
    «Die werden langsam verrückt… alle werden sie verrückt… vor Todesangst… wir haben alle Angst vor dem Tod… auch ich habe Angst vor dem Tod… Ja…, aber das hält den Tod nicht ab… ‹Der Leichenwagen ist vorgefahren, Sir!› Wo habe ich das bloß gelesen? Die junge Frau… ich werde die junge Frau beobachten… Genau, ich werde die junge Frau beobachten…»
    «Zwanzig vor vier… erst zwanzig vor vier… vielleicht ist die Uhr stehen geblieben… Ich versteh das nicht – nein, ich versteh das nicht. So was kann gar nicht passieren… aber es passiert… Warum wachen wir nicht auf? Wachet auf – der Tag des Gerichts – nein, bloß das nicht!… Wenn ich nur denken könnte… Mein Kopf – irgendwas geschieht da in meinem Kopf… er platzt gleich, er wird zerspringen… so was kann einfach nicht passieren… wie spät ist es? O Gott, es ist erst Viertel vor vier!»
    «Ich muss kühlen Kopf bewahren… kühlen Kopf bewahren… wenn ich nur ruhig bleiben kann… Es ist alles vollkommen klar – alles gut geplant. Aber keiner darf Verdacht schöpfen. Es könnte gelingen. Es muss einfach gelingen! Wer ist der Nächste? Das ist hier die Frage – wer? Ich glaube – ja, ich glaube, jawohl, er.»
    Als die Uhr fünf schlug, fuhren alle zusammen.
    «Möchte jemand vielleicht – Tee?», fragte Vera.
    Einen Moment herrschte Stille, dann sagte Blore: «Ich hätte gern eine Tasse.»
    Vera stand auf. «Ich werde Tee machen. Sie können alle hier bleiben.»
    Richter Wargrave sagte sanft: «Ich glaube, Verehrteste, wir würden alle lieber mitkommen und Ihnen bei der Zubereitung Gesellschaft leisten.»
    Vera erstarrte, dann lachte sie kurz und hysterisch. «Natürlich. Ich verstehe!»
    Fünf Menschen gingen in die Küche. Der Tee wurde zubereitet und von Vera und Blore getrunken. Die übrigen drei entschieden sich für Whisky aus einer frisch geöffneten Flasche und Soda aus einem noch verplombten Siphon.
    Mit dem Lächeln eines Reptils murmelte der Richter: «Wir müssen sehr vorsichtig sein…»
    Sie gingen alle zurück in den Salon. Obwohl es Sommer war, wirkte der Raum düster. Lombard schaltete die Lampen ein, doch sie gingen nicht an.
    «Natürlich! Der Stromgenerator lief heute den ganzen Tag nicht, weil Rogers sich nicht darum kümmern konnte.»
    Er zögerte. «Wir könnten rausgehen, wahrscheinlich bringen wir ihn zum Laufen.»
    «Im Vorratsraum habe ich eine Packung Kerzen gesehen», sagte der Richter. «Es ist besser, wenn wir die benutzen.»
    Lombard ging hinaus. Die übrigen vier blieben sitzen und beobachteten einander. Mit einer Schachtel Kerzen und einem Stapel Untertassen kam Lombard zurück.
    Fünf Kerzen wurden angezündet und im Zimmer verteilt.
    Es war Viertel vor sechs.
     

II
     
    Um zwanzig nach sechs hielt Vera das Herumsitzen nicht länger aus. Sie beschloss, auf ihr Zimmer zu gehen und sich den schmerzenden Kopf und die Schläfen mit kaltem Wasser zu kühlen.
    Sie stand auf und ging zur Tür. Rechtzeitig erinnerte sie sich jedoch, kam zurück und nahm sich eine Kerze aus der Schachtel. Sie zündete sie an, ließ etwas Wachs auf eine Untertasse tropfen und drückte die Kerze fest hinein. Dann verließ sie das Zimmer, schloss die Tür hinter sich und ließ die vier Männer drinnen allein zurück. Sie stieg die Treppe hoch und ging den Gang entlang zu ihrem Zimmer.
    Als sie die Tür öffnete, blieb sie plötzlich stehen und stand wie erstarrt.
    Ihre Nasenflügel bebten.
    Das Meer… der Geruch des Meeres bei St. Tredennick.
    Das war es. Sie konnte sich nicht täuschen. Natürlich roch man das Meer auf einer Insel immer, aber dies hier war anders. So hatte es an jenem Tag am Strand gerochen – es war Ebbe, und die Felsen waren mit Seetang bedeckt, der in der Sonne trocknete.
    «Kann ich zur Insel hinausschwimmen, Miss Claythorne?»
    «Warum darf ich nicht zur Insel rausschwimmen?»
    Verwöhntes, weinerliches Balg. Wenn es Cyril nicht geben würde, wäre Hugo ein reicher Mann… könnte die Frau, die er liebt, heiraten…
    Hugo…
    Aber – war das nicht – Hugo neben ihr? Nein, Hugo wartete drinnen im Zimmer auf sie…
    Sie machte einen Schritt vorwärts. Ein Luftzug vorn Fenster erfasste die Flamme der Kerze, sie flackerte

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