Und dann gabs keines mehr
und erlosch…
In der Dunkelheit packte sie plötzlich die Angst…
«Mach dich nicht lächerlich», redete sie sich gut zu. «Es ist alles in Ordnung. Die anderen sind unten. Alle vier. In diesem Zimmer ist niemand. Kann gar niemand sein. Deine Fantasie geht mal wieder mit dir durch, Vera.»
Aber dieser Geruch – dieser Geruch, wie am Strand von St. Tredennick… den bildete sie sich nicht ein. Der war echt.
Im Zimmer war doch jemand… Sie hatte etwas gehört – plötzlich hatte sie etwas gehört…
Und dann, als sie so dastand und lauschte, berührte eine kalte, feuchte Hand ihre Kehle – eine nasse Hand, die nach Meer roch…
III
Vera schrie. Sie schrie und schrie – Schreie äußersten Entsetzens – wilde, verzweifelte Schreie um Hilfe.
Sie hörte die Geräusche von unten nicht, das Poltern eines umgeworfenen Stuhls, das Quietschen einer aufspringenden Tür, die Schritte der Männer, die die Treppe hochliefen. In ihr war nichts als blankes Entsetzen.
Dann flackerten im Gang Lichter auf, und sie kam langsam wieder zu sich. – Kerzen – Männer stürmten herein –
«Zum Teufel! Was ist hier los? Gütiger Himmel, was ist passiert?»
Sie schauderte, machte einen Schritt nach vorn und brach zusammen. Sie merkte kaum, dass sich jemand über sie beugte, ihr den Kopf zwischen die Knie drückte.
Dann rief jemand: «Mein Gott, schaut euch das an!» Und sofort war sie wieder voll bei Bewusstsein. Sie öffnete die Augen und hob den Kopf. Jetzt sah sie, worauf die Blicke der Männer mit den Kerzen gerichtet waren.
Eine breite Girlande aus nassem Seetang hing von der Decke herab. Das war es, was im Dunkeln ihren Hals gestreift hatte. Das hatte sie für eine feuchte Hand gehalten, die Hand eines Ertrunkenen, der aus dem Totenreich heraufgestiegen war, um sie zu erwürgen!
Vera brach in ein hysterisches Lachen aus.
Es war Seetang – nur Seetang – das war es, was so gerochen hatte…
Dann wurde ihr wieder schwarz vor Augen – Wellen von Übelkeit fluteten durch ihren Körper. Wieder nahm jemand ihren Kopf und zwang ihn zwischen ihre Knie.
Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Jemand gab ihr etwas zu trinken – drückte ihr ein Glas an die Lippen. Es roch nach Brandy.
Sie wollte den Alkohol gerade dankbar hinunterschlucken, als plötzlich so etwas wie eine Alarmglocke in ihrem Kopf schrillte. Sie setzte sich auf und stieß das Glas weg.
«Wo kommt das her?», fragte sie scharf.
Es war Blores Stimme, die nach längerem Schweigen antwortete: «Ich hab ihn von unten geholt.»
«Das trinke ich nicht!», heulte Vera auf.
Einen Moment lang war es still, dann lachte Lombard.
«Kompliment, Vera», sagte er anerkennend. «Sie haben alles unter Kontrolle – selbst wenn Sie gerade zu Tode erschreckt worden sind. Ich hole eine neue Flasche, die noch niemand geöffnet hat.»
Er ging schnell hinaus.
«Mir geht es schon wieder gut», flüsterte Vera. «Ich hätte gern etwas Wasser.»
Armstrong half ihr auf die Füße, sie schwankte. Auf ihn gestützt, ging sie zum Waschbecken. Sie drehte den Kaltwasserhahn auf und ließ das Glas voll laufen.
Blore schnaubte wütend: «Der Brandy ist völlig in Ordnung.»
«Woher wollen Sie das wissen?», fragte Armstrong.
«Ich habe nichts reingetan. Darauf wollen Sie doch hinaus!», erwiderte Blore ärgerlich.
«Ich sage gar nicht, Sie hätten das getan. Aber Sie hätten es tun können, Sie oder irgendjemand hätte die Flasche für genau so eine Gelegenheit präparieren können.»
Lombard kam mit einer neuen Flasche Brandy und einem Korkenzieher ins Zimmer zurück.
Er hielt Vera die versiegelte Flasche unter die Nase.
«Nur für Sie, Vera. Absolut kein Betrug möglich.» Er entfernte die Aluminiumfolie und zog den Korken. «Wir haben Glück, dass es im Haus einen guten Alkoholvorrat gibt. Wie zuvorkommend von Mr. U. N. Owen.»
Vera schüttelte sich heftig.
Armstrong hielt das Glas, während Philip den Brandy einschenkte.
«Sie sollten das jetzt trinken, Miss Claythorne», redete ihr Armstrong zu. «Sie hatten einen schlimmen Schock.»
Vera trank ein wenig von dem Brandy. Ihr Gesicht nahm langsam wieder Farbe an.
«Dieser Mord hier ist nicht ganz nach Plan gelaufen», scherzte Philip Lombard.
«Sie glauben – das war Absicht?», fragte Vera mit erstickter Stimme.
Lombard nickte. «Man hat wohl gehofft, Sie würden vor Angst sterben. Manche Menschen hätten das getan, nicht wahr, Doktor?»
«Das kann man unmöglich mit Sicherheit sagen», antwortete
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