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Und dann kam Paulette (German Edition)

Und dann kam Paulette (German Edition)

Titel: Und dann kam Paulette (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Constantine
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flüsternd, warum sie so traurig war, die Frau mit dem Esel. Und Ludo antwortete ihm, der Sturm sei schuld, ihr sei das Dach davongeflogen, weil es so alt und morsch war. Jetzt würde sie garantiert erfrieren, die Madame Marceline, da war er ganz sicher.
    Die restlichen Meter legten sie schweigend zurück.
    Als sie am Bauernhof ankamen, gingen sie alle Zimmer durch, um für das Instrument den besten Platz zu finden. Sie hatten eine klare Anweisung erhalten. Nicht zu dicht an einer Wärmequelle und nicht zu weit weg. Während sie suchten, fragten die Kinder, warum Ferdinand Marceline nicht einlud, bei ihm zu wohnen. Das Haus war groß, es gab viel Platz, und das Dach war auch nicht undicht wie bei ihr. Lachend antwortete er, dass sie sich nicht gut genug kannten, als dass er ihr einen solchen Vorschlag unterbreiten könnte. Und warum nicht? Er erklärte ihnen, dass man sein Haus normalerweise nur mit Leuten aus der Familie teilt, selten mit Fremden. Warum? Bei anderen fühlt man sich nie ganz wohl, man hat nicht denselben Geschmack, nicht dieselben Gewohnheiten. Warum? Darauf sagte er nur noch: Weil es so ist. Woraufhin Ludo knurrte: Das ist keine Antwort. Und Ferdinand war durchaus seiner Meinung, aber er konnte keine anderen Argumente ins Feld führen, darum ließ er die Sache an dieser Stelle auf sich beruhen. Tat so, als hätte er Wichtigeres zu tun, als über solche Lappalien nachzudenken.
    Schließlich fanden sie den optimalen Platz und legten das noch eingewickelte Cello auf einen Tisch. Dann hoben sie die Decke an, um einen Blick auf das Instrument zu erhaschen, aber es steckte in einer Tasche, die sie sich nicht zu öffnen trauten. Das nächste Mal würden sie Marceline bitten, ihnen etwas vorzuspielen, auf der dicken Geige, wie Klein Lu sagte. Das brachte die beiden anderen zum Lachen.  
    Nach dem Essen fuhr Ferdinand die Kinder nach Hause.
    Bei ihrer Ankunft wischte Isabelle gerade die Küche. Sie brüllte sie an, ja bloß nicht über den nassen Boden zu laufen, darum mussten sie warten, bis sie fertig war, um sie zu begrüßen. Anschließend warnte sie sie vor, dass Roland noch schlief. Sie könnten also erst mal nicht zum Spielen nach oben in ihr Zimmer gehen. Das ärgerte Ferdinand, der sich aber nichts anmerken ließ, sondern lediglich zwischen den Zähnen So ein Blödmann ausstieß. Und Isabelle gab vor, nichts gehört zu haben. Sie bot ihm einen Kaffee an. Er warf einen Blick nach draußen, um zu sehen, wie das Wetter war. Der Wind hatte wieder zugenommen und blies kräftig, der Regen prasselte nur so herab. Er lehnte ab und behauptete, es eilig zu haben. Und nachdem er sich von Ludo und Klein Lu verabschiedet hatte, fuhr er davon.
    Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, knöpfte Isabelle sich Ludo vor.
    «Mit dir habe ich noch ein Wörtchen zu reden.»
    Dass er für den Ausflug mit dem Fahrrad auf der Straße und dem kleinen Lucien im Schlepptau irgendwann zur Rechenschaft gezogen werden würde, war ihm klar. Es war schließlich seine Idee gewesen, und er war der Größere. Doch bevor sie richtig loslegen konnte, fragte er mit Unschuldsmiene:
    «Sag mal, Mama, gibt es nächste Woche wieder ein Bankett?»
    «Nein, warum?»
    «Ach, nur so.»
    Klein Lu hatte weniger Hemmungen, seine Enttäuschung zum Ausdruck zu bringen.
    «Mist. Das ist ja schade.»
    Das machte Isabelle noch wütender.
    Woraufhin Ludo eine lange Standpauke über sich ergehen lassen musste.

[zur Inhaltsübersicht]
    12
    Ludo ist es lieber, wenn Isabelle mit ihm schimpft
    Also, ich finde ja, auch wenn es ewig geht und sie ganz schön gemeine Sachen sagen kann – meine Mutter ist echt streng –, dass es immer noch besser ist, wenn sie uns anpflaumt und nicht Roland. Er verteilt gern Ohrfeigen oder Klapse auf den Po. Und wenn er wütend ist, kriegt er eine ganz rote Birne! Und Augen wie ein frittierter Fisch. Und wenn er brüllt, ist seine Stimme ganz hoch, wie bei einer Frau. Legt er erst mal los, dann muss man zusehen, dass man schnell zur Tür kommt. Wenn er dann die Hand hebt, kann man besser entwischen. Er rennt nie hinter uns her die Treppe rauf, schon gar nicht, seit er so fett geworden ist, er wird schnell müde und schnauft wie ein Stier. Bestimmt stirbt er irgendwann mal an einem Herzinfarkt. Wenn er allerdings doch versuchen sollte, uns einzuholen, würde Isabelle ihn ganz bestimmt zurückpfeifen. Gegen sie erhebt er nie die Hand, er hat Schiss, dass sie abhaut und nicht mehr zurückkommt. Aber er sagt jedes Mal, in

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