Und dann kam Paulette (German Edition)
damit er von dem Kater ablässt. Er streichelt sie. Und in beruhigendem Ton sagt er, dass wohl nichts gebrochen ist, er scheint sich aber ordentlich geprügelt zu haben, der Lump, er ist voller Schorf. In zwei, drei Tagen ist er wieder auf den Beinen, nur keine Bange. Katzen haben ein dickes Fell. Marceline seufzt. Beißt sich auf die Lippen, um nicht loszuheulen.
Kurz darauf hilft Ferdinand ihr vom Stuhl hoch, legt ihr einen Regenmantel über die Schulter.
«Kommen Sie, Madame Marceline, hier können Sie nicht bleiben.»
Er nimmt den Kater auf den Arm, verlässt als Erster das Haus. Sie folgt ihm. Desgleichen der Hund.
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15
Die Einladung
Marceline sitzt im Sessel und schläft, der Kater liegt auf ihrem Schoß, der Hund neben ihren Füßen. Keiner bibbert mehr. Ferdinand nutzt den Moment, um schnell in ihr Haus zurückzufahren, zu retten, was am wenigsten Wasser verträgt, und den Rest mit Planen abzudecken. Marceline schläft noch, als er zurückkommt. Er hängt die Kleider, die er aus dem Schrank genommen hat, zum Trocknen auf und zieht noch einmal mit dem Hund los, dieses Mal, um den Esel und die Hühner zu füttern.
Als es dunkel wird, kehrt er nach Hause zurück, legt Holz nach, setzt eine Suppe auf. Lolli, der glaubt, dass es etwas zu fressen gibt, springt herbei und sieht sich plötzlich dem Hund gegenüber. Er ist wie elektrisiert. Seine Haare stellen sich auf, die Pupillen werden größer, er macht einen Buckel, springt laut miauend auf und düst davon, um sich zu verstecken. Nach einer Weile siegt seine Neugier. Er kommt zurück, um die Neuen zu beäugen. Der alte Kater schläft, von dieser Seite droht erst mal keine Gefahr. Dafür wird er von dem Hund gemustert, er hat die Ohren angelegt und wedelt mit dem Schwanz! Was heißt das? Wenn Katzen das machen, sind sie verärgert. Der Hund wirkt aber ganz zufrieden. Es sieht eher so aus, als wollte er spielen. Es ist das erste Mal, dass Lolli einem Hund begegnet. Kein Wunder, dass er nicht weiß, wie er reagieren soll.
Ferdinand überlässt die beiden sich selbst. Er holt eine Flasche Wein aus der Speisekammer, deckt den Tisch, knabbert an einem Stück Baguette, um den ärgsten Hunger zu stillen. In einer Ecke des Ofens köchelt die Suppe vor sich hin. Er hebt kurz den Deckel an, um zu sehen, wie weit sie ist. Probiert sie, findet sie zu dick, gibt noch etwas Wasser dazu, rührt um, sieht auf die Uhr. Seit mehr als drei Stunden schlafen Marceline und ihr Kater schon in derselben Stellung. Langsam macht er sich Sorgen. Er geht näher an sie heran, beugt sich über sie, um zu hören, ob sie noch atmen. Sie schnarcht ganz leise, der Kater auch. Ferdinand ist beruhigt. Doch in diesem Moment schlägt sie die Augen auf, sieht, dass er sich über sie beugt, und stößt einen Schrei aus. Ferdinand und der Kater fahren zusammen, der Hund bellt, Lolli nimmt Reißaus.
Vollkommen orientierungslos sieht sie sich um.
«Was ist passiert? Wo bin ich?»
«Der Sturm … Das Dach …»
«Es ist eingestürzt, stimmt’s?»
«Nein, nein, es ist nur undicht. Aber es dringt viel Wasser ein.»
Sie steht auf, hält den alten Kater auf dem Arm.
«Cornélius!»
«Ich habe ihm vorhin Futter gegeben, Ihren Hühnern auch. Alles in bester Ordnung.»
«Sind Sie sicher, dass …»
«Ja, ja.»
Er füllt einen Teller mit Suppe, bittet sie zu Tisch, stellt den Teller vor sie hin. Bietet ihr ein Glas Wein an. Sie traut sich nicht abzulehnen. Nach zwei Schlucken hat sie rosige Bäckchen und kann fast schon wieder lächeln. Sie reden über dieses und jenes, nichts Besonderes, es ist erholsam, einmal nicht zu sehr nachdenken zu müssen.
Nach dem Essen bedankt sie sich für seine Hilfe, seine Freundlichkeit, dass er daran gedacht hat, dem Esel und den Hühnern Futter zu geben, während sie geschlafen hat, wie fürsorglich von ihm, und dann die Einladung zum Essen, es geht ihr schon viel besser. Aber es ist spät, sie muss jetzt wirklich nach Hause. Sie steht auf, wirft sich den Regenmantel über, nimmt ihre Sachen, die er vorhin zum Trocknen aufgehängt hat. Ferdinand ist ganz betrübt. Er hatte gehofft, ihr seinen Vorschlag wortlos unterbreiten zu können. Das ist gescheitert. Er wird ihn jetzt formulieren müssen, die richtigen Worte finden. Um Zeit zu gewinnen, fragt er, ob sie vorher sein Haus besichtigen möchte. Aus Höflichkeit sagt sie ja. Sie gehen unten durch alle Zimmer, die seit dem Auszug seines Sohns, seiner Schwiegertochter und
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