Und dann kam Paulette (German Edition)
Guy erläutert, dass sie für ein paar Stunden Gartenarbeit in der Woche Kost, Logis und Wäsche-Service bieten. Kim staunt nicht schlecht. Wenn es nur von ihnen abhinge, würden sie ihn sofort nehmen, aber er muss erst noch die Hauptperson überzeugen. Und seine künftige Mitbewohnerin. Das wird nicht einfach sein. Die Hauptperson ist ein mürrisches altes Weib, das seine Prinzipien hat, engstirnig wie sonst was. Es macht Guy und Ferdinand einen Heidenspaß, die Situation schwarzzumalen. Aber der Junge verzieht keine Miene. Ihre Schilderungen scheinen ihn nicht abzuschrecken. Genau das suchen sie, jemanden, der Mumm hat. Sie sind ganz angetan. Mit Marceline, da sind sie sich sicher, wird es keine Probleme geben. Bei Muriel allerdings sind sie sich da weniger sicher. Kim ist ganz heiß darauf, die Hauptperson so schnell wie möglich kennenzulernen. Also fackeln sie nicht lange, sondern beschließen, ihn gleich mitzunehmen.
Natürlich hatten sie ihr von ihren Plänen nichts verraten, daher glaubt Marceline, Kim sei ein junger Student, der sich für Gartenbau interessiert und deshalb den Hof besucht. Entspannt zieht sie mit ihm los. Im Winter gibt es in einem Gemüsegarten nicht viel zu sehen, weil alles mehr oder weniger ruht. Aber immerhin gibt es Lauch, Kohl, Feldsalat, Spinat, Sauerampfer und Schwarzen Rettich. Sie erklärt ihm, wie sie arbeitet. Er scheint sich auszukennen, spricht von Kompost, Fruchtfolge und Blumen, die man zur Schädlingsbekämpfung zwischen die Reihen pflanzen kann. Sie kontert mit Brennnesseljauche, Schachtelhalmbrühe und Holzasche, die reich an Kali und gut gegen Nacktschnecken ist. Wussten Sie, dass eine Nacktschnecke sechs Jahre alt werden kann? Das ist verrückt! Und ein Regenwurm? Es gibt welche, die werden zehn! Echt, ist ja irre!
Als sie vom Gemüsegarten zurückkommen, sind sie so sehr ins Gespräch vertieft, dass sie an der Bank, auf der Ferdinand und Guy sitzen, vorbeilaufen und die ehemalige Molkerei aufsuchen. Marceline zeigt Kim ihre Imkerausrüstung, sie macht einen Topf Honig auf, lässt ihn probieren. Er mag ihn, nimmt sich gleich noch einen Löffel. Sie findet ihn reizend, diesen Jungen, interessiert, neugierig, er stellt kluge Fragen, das Gespräch ist anregend. Cornélius, ein weiterer neugieriger Zeitgenosse, steckt seinen Kopf durch die Tür, um den Neuankömmling aus der Nähe zu mustern, beschnuppert ihn, reibt sich den Kopf an seiner Schulter, tritt ihm auf die Füße. Und noch jemand ist neugierig geworden: Seit Kim da ist, folgt Berthe ihm auf Schritt und Tritt.
Als sie ein weiteres Mal an der Bank vorbeikommen, bleiben sie wieder nicht stehen, sondern gehen direkt in die Küche. Marceline kommt gleich darauf wieder heraus, um den beiden zu verkünden, dass sie den Jungen zum Abendessen eingeladen hat. Ferdinand und Guy beglückwünschen sich. Ihr Plan scheint aufzugehen.
Als Muriel eintrudelt, nehmen sie sie beiseite und erklären ihr, was sie gerade eingefädelt haben. Wie zu erwarten, ist sie eingeschnappt. Sie hatte es so schön allein. Jetzt muss sie ihr Refugium teilen, ihre Gewohnheiten ändern, ihre Sachen aufräumen, den Abwasch machen – das Geschirr stapelt sich im Spülbecken –, kann ihre Höschen und BHs nicht mehr am Ofen trocknen lassen. Mit anderen Worten, sie ist von der ganzen Geschichte ziemlich angenervt. Aber sie beruhigen sie, noch sei nichts entschieden. Marceline wisse von nichts, und sie könne sich immer noch weigern. Muriel seufzt, nichts wünscht sie sich sehnlicher. Mit abweisendem Gesicht macht sie die Küchentür auf, und dann erkennt sie Kim: Es ist der Junge, der gelegentlich in der Restaurantküche jobbt! Sie mag ihn gern, er ist ein witziger Typ. Auch er wundert sich, sie hier zu sehen, und schon lädt sie ihn ein, ihre Bude zu besichtigen.
Bevor sie zu Tisch gehen, schaut Guy Ferdinand an und zwinkert ihm zu. Er will ihm begreiflich machen, dass der Moment gekommen ist, um mit Marceline zu sprechen, jetzt oder nie. Ferdinand sieht ein, dass es unumgänglich ist, also geht er auf sie zu, fragt sie, ob sie kurz mit ihm nach draußen gehen will, er hat ihr etwas Wichtiges zu sagen. Etwas irritiert willigt sie ein. Er fängt an, von ihrem Garten zu reden, dass sie alles allein bestellen muss, spricht von der vielen Arbeit, die sie im Frühjahr haben wird, vor allem jetzt, wo sie zu sechst sind … Das Ganze klingt in ihren Ohren wenig plausibel, daher unterbricht sie ihn, will, dass er Klartext redet. Wenn sie nicht bald
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