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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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packte ich meinen Kühlschrank voll und machte mir erst mal eine dicke Leberwurststulle mit dänischem Gurkensalat. Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf: Musste Gerd jetzt für längere Zeit in den Knast? Was war eigentlich ganz genau passiert? Wussten die anderen im Haus Bescheid? Wollte Gerd überhaupt, dass jemand was darüber erfuhr? Wie ging es eigentlich den anderen Bewohnern? Hoffentlich war nicht noch mehr Schlimmes passiert. Zwangsläufig würde ich ja auch Ute über den Weg laufen. Um ehrlich zu sein, hatte ich auf ihrer Facebook-Seite ständig nach Hinweisen über ihren Beziehungsstatus gesucht. Ich wollte unbedingt wissen, ob sie noch mit dem Arschloch Heiko zusammen war. Aber Ute war einfach nicht der Typ, der Privates im Internet von sich preisgab. Ich war zu stolz gewesen, meine üblichen Quellen anzuzapfen, hatte aber munkeln hören, dass es zwischen den beiden nicht so bombig lief. Na, kein Problem: Zur Not würde ich das Schwein einfach abstechen und mich zu Gerd in die Zelle gesellen. Wir würden sicher viel Spaß haben im Knast. In meiner Phantasie spielte ich schon die Lieblingsszenen aus «Flucht von Alcatraz» durch. In den Hauptrollen: Jürgen Vogel als Gomera-Gerd und Götz George als Atze Schröder, wer sonst? Allein schon wegen der Brille und der dicken Eier. Aber bis dahin konnte ich nichts weiter tun, als abzuwarten. Also beschloss ich, im Bett liegen zu bleiben, zu träumen und zu schlafen, um fit zu sein für die Ereignisse des nächsten Tages.
    Pünktlich um 10.30 Uhr stand ich vor dem Sitzungssaal im Amtsgericht, bereit für diesen schicksalhaften Prozess. Am Morgen war ich extra früher aufgestanden, um mir zur Vorbereitung auf die Schlacht noch mal «Erin Brockovich» mit Julia Roberts auf DVD anzusehen. Leider vereitelten Julia Roberts’ tolles Dekolleté, ihr ultrakurzer Jeansrock und die hohen Hacken meine guten Absichten: Ich hatte nur noch Augen für Julia. Was für ein Rasseweib! Der hätte ich auch recht gegeben.
    Aber jetzt stand ich im Essener Amtsgericht. Dem großen Anlass entsprechend hatte ich mein bestes AC/DC-T-Shirt angezogen und war bereit, den Geschworenen die Wahrheit ins Gesicht zu schmettern. Ich wollte für Gerd meinen besten Auftritt hinlegen. Als nach zwanzig Minuten immer noch keine Spur von Gerd und meinem Anwalt zu sehen war, wurde ich langsam nervös. Hatte ich mich im Datum vertan? Ich rief Tom Hagen an, der mir fröhlich mitteilte, dass er Gerd gestern Abend ins Taxi nach Hause gesetzt hatte. Das Ganze wäre ein großer Irrtum gewesen, aber das könne mir Gerd ja selber erklären.
    Ein wenig enttäuscht legte ich auf. Adieu, Hollywood, adieu, Richterin Barbara Salesch. Zerknirscht, aber doch erleichtert machte ich mich auf den Weg nach Hause. Mit schweren Fäusten hämmerte ich gegen Gerds Wohnungstür: «Storki! Mach auf, du alter Nasenbär. Die Kolumbianer sitzen mir im Nacken!» Vorsichtig öffnete sich die Tür einen kleinen Spalt, und Gerd maunzte mit zittriger Stimme:
    «Atze, bist du es? Bist du alleine?»
    «Jetzt mach die Tür auf, du alte Grasmatte! Alles in bester Ordnung, ich hab dich rausgehauen. Glaub ich jedenfalls.»
    Erleichtert öffnete er die Tür, und wir fielen uns in die Arme. Ich machte uns einen Kaffee. Gerd drehte uns erst mal eine schöne Tüte. Dabei schüttelte er alle dreißig Sekunden den Kopf und murmelte immer wieder: «Heftig, Alter, so heftig, Alter.» Entnervt schnauzte ich ihn an: «Gut jetzt mit heftig. Schmeiß mal die Durchblutung an und erzähl mir haarklein, was eigentlich genau passiert ist».
    Ich traute meinen Augen nicht. Vor mir verwandelte sich der lebende Joint in den beflissenen Sachbearbeiter Gerhard Storkenbeck. Kein Murmeln, keine Sprechpausen, ganze Sätze mit logischen Zusammenhängen. Er hob an und legte los:

    «Ich war am Donnerstag in Amsterdam unterwegs. Im ‹Paradiso› spielte ‹Golden Earring›. Da musste ich hin. Während des Schlagzeugsolos von ‹Radar Love› wollte ich mir eine Pulle Vanille Vla aus dem Auto holen, weil ich einen heftigen Süßigkeitsflash hatte von der ganzen Kifferluft in der Halle. Draußen laberte mich so ’n netter Rasta an, ob ich ihn nach dem Konzert nach Deutschland mitnehmen könnte, bis Oberhausen. ‹Yo, Alter, kein Ding›, hab ich gesagt, und dann holte er schnell noch seine Tasche, um sie in meinen Kofferraum zu legen. Nach dem Konzert sind wir los und haben uns auch ganz gut unterhalten. Auf der Autobahn war die ganze Zeit so ein weißer Passat

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