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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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Kombi hinter uns … ich hab mir nix dabei gedacht, bis der uns hundert Meter hinter der deutschen Grenze überholt und dann mit der Bullen-Kelle winkt. Die haben gleich den Kofferraum aufgerissen und die Tasche von dem Rasta gefilzt. Der Bulle kippt das ganze Gras aus der Tasche … und ich denk noch: ‹Ui, jetzt hat der Typ aber echt ’n Problem!› Da sagt der Arsch doch allen Ernstes: ‹Nix meine Tasche›, und versucht zu türmen. Von da an durften wir in dem schönen Passat weiterfahren. Die Bullerei hat nur noch gesagt: ‹Das können Sie alles dem Richter erzählen.› Ich war fix und fertig. Ich hatte doch keinen Resturlaub mehr und musste Montag wieder im Amt sein. Na ja, dann habe ich dich angerufen. In der Zwischenzeit muss entweder der Rasta gesungen oder dein Anwalt die Bullen eingelullt haben. Jedenfalls hieß es heute Morgen dann: ‹Entschuldigung, Sie können gehen, es liegt nichts gegen Sie vor›, und ich durfte nach Hause. Wahnsinn, oder?»

    Ich nickte: «Heftig, Alter! Aber gut, dass es sich so aufgelöst hat.»
    Gerd sah mich lange an: «Danke, dass du sofort am Start warst. Ich hab doch hier sonst keinen mehr. Meine Eltern sind schon lange tot, und von meinen Verwandten lebt sonst niemand mehr. Du und das Haus – ihr seid meine Familie. Meinen Kumpel vom Amt hätte ich damit nicht behelligen können. Das hätte nur Gelaber und Gerüchte gegeben.»
    Ich musste zutiefst gerührt schlucken. «Hab ich doch gern gemacht, Gerd. Du hast dich ja schließlich auch um meine Wohnung gekümmert.»
    Eine Weile sagten wir nichts und genossen das schöne Gefühl einer Freundschaft, die auch ohne viele Worte auskommt. Als hätte ich nicht schon genug Überraschungen erlebt, fragte er mich behutsam: «Was läuft da eigentlich mit dir und Ute? Hast du nur wegen dem bescheuerten Heiko hier in den Sack gehauen? Mann, der Typ ist echt krank. Vor drei Wochen hat er vergessen, Philipp vom Kindergarten abzuholen. Der arme Junge stand eine halbe Stunde heulend am Tor, und Ute konnte nicht kommen. Da hab ich ihn zu Fuß abgeholt. Du hättest abends dabei sein müssen, als Ute den Idioten im Hausflur zerlegt hat. Die ist abgegangen wie ein Zäpfchen! Das war wohl der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Das ganze Haus hat jedes Wort verstanden. Der braucht sich hier nicht mehr blickenzulassen. Hinterher hat sie so geheult, dass Kati mit ’ner Tasse Hühnersuppe rübergegangen ist … und Hajo mit Philipp und Flöcki ’ne Stunde im Garten Fußball gespielt hat. Ich will dir ja nicht reinlabern, aber ich glaube, sie würde sich tierisch freuen, wenn du mal wieder anklingeln würdest.»
    Ich nickte dankend und verabschiedete mich. Dann versuchte ich, mir eine gute Rede für Ute auszudenken. Aber irgendwie fiel mir nur Mist ein. Ich war verzweifelt. Am Ende schrieb ich mir ein paar Standardausreden auf und erprobte sie an den mir zur Genüge bekannten weiblichen Standardvorwürfen. Herrschaftszeiten, das gibt es doch gar nicht! Da tritt man vor Tausenden von Leuten auf, sitzt in den größten Fernsehshows der Nation und hat auf der Bühne für alles einen dummen Spruch parat – und was nutzt es einem? Am Abend stand ich toller Hecht mit einer Packung Mon Chéri unterm Arm hypernervös vor Utes Tür und fühlte mich nicht in der Lage, auf den Klingelknopf zu drücken. Also klopfte ich und grölte spontan mit meiner legendären Herbert-Grönemeyer-Stimme:
    «Tief im Osten, wo die Sonne verstaubt,
    Ist alles am Rosten, viel mehr, als man gla-ha-haupt,
    Tief im Ostehehen!»
    Weiter kam ich nicht. Die Tür flog auf, und Ute erschien mit Philipp auf dem Arm. Sie schaute mich unentschlossen an: «Wir geben nichts. Außerdem finden wir Mario Barth viel besser. Ist sonst noch was?»

[zur Inhaltsübersicht]
    14.
    Ghana
    I ch wollte so viel sagen. Ich hatte mir alles so schön zurechtgelegt und dachte, wenn ich ein paar Phrasen dresche wie: «Ich hab’s nur gut gemeint, geht mich ja auch gar nichts an, mit wem du zusammen bist, ist mir wirklich egal, Hauptsache, wir bleiben Freunde», dann könnte es klappen – aber ich brachte nichts heraus, stand wie angewurzelt im Türrahmen und schaute ihr nur in die Augen. Nach einer gefühlten Ewigkeit brach Ute das Schweigen und sagte: «Doofmann!»
    Ich grinste verhalten: «Selber.»
    Dann sprang Philipp von Utes Arm und hüpfte wild um uns herum. Übermütig rief er: «Doofmann, Doofmann, ihr seid beide Doofmann», bis wir laut lachen mussten. Ich schnappte mir

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