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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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durchgehalten. Als ich um vier ins Bad ging, habe ich im Wohnzimmer immer noch ihre Stimmen gehört.«
    Das war im Grunde nichts Besonderes. Nach einem Gig ist man so voller Adrenalin, dass man manchmal erst nach Stunden abschalten kann. Da wir nach einem Auftritt in der Regel noch eine lange Heimfahrt und das Entladen des Vans vor uns hatten, waren wir darauf konditioniert, die Adrenalinzufuhr länger aufrechtzuerhalten, als es normalerweise der Fall wäre. So war es am Vortag ein echtes Geschenk gewesen, dass wir nach der schönen Feier einfach in unser gemütliches Cottage gehen konn ten, um den Abend bei ein, zwei Flaschen Wein und einer Platte mit Resten vom Büfett entspannt ausklingen zu lassen.
    Ja, es hätte der perfekte Ausklang eines perfekten Tages sein können, wäre mir nicht unentwegt das Gespräch mit Charlie durch den Kopf gegangen. Während des Auftritts ließ er durch nichts erkennen, dass irgendetwas zwischen uns anders wäre, aber sein plötzlicher Gefühlsausbruch wirkte dennoch in mir nach. Auf dem Rückweg durch den von Lichterketten erleuchteten Park zum Cottage hatten sich die anderen angeregt unterhalten, während Charlie und ich stumm geblieben waren. Doch als wir uns später alle in der Küche versammelten, war er wieder ganz der Alte gewesen – kein peinliches Schweigen, kein sorgsam vermiedener Blickkontakt –, so dass ich mich fragte, ob ich mir das Ganze vielleicht nur eingebildet hatte.
    »Wann müssen wir hier raus?«, fragte ich Tom, um auf andere Gedanken zu kommen.
    »Gegen Mittag, soweit ich weiß. Also haben wir noch jede Menge Zeit.« Er deutete mit seiner Toastecke auf mich. »Du solltest etwas essen. Nicht, dass du uns beim Beladen des Vans noch umkippst.«
    Charlie ließ sich erst nach neun Uhr blicken und wirkte trotz der langen Nacht mit Jack erstaunlich ausgeruht. Jack wiederum, der kurz danach aus den Federn gekrochen kam, war sichtlich angeschlagen und brummig.
    »Keine Ahnung, wie ihr beiden das macht«, murmelte er, während er Schranktüren auf- und zuschlug, bis ich ihm eine Tasse Tee reichte und ihn mit sanfter Gewalt zu einem Stuhl dirigierte.
    Charlie bestrich drei Toastscheiben mit Butter und setzte sich damit zu uns an den Tisch. »Wie wir beide was machen?« Er zwinkerte mir zu, worauf sich schlagartig mein Magen verknotete und mir wieder leicht übel wurde.
    Jack kratzte sich am Kopf. »Na ja, ihr seht nach dieser Zecherei gestern Abend so verdammt munter aus. Und dabei warst du viel angetrunkener als ich, Chas.«
    »Liegt wohl an den guten Genen«, erwiderte Charlie. »Hast du mitgekriegt, wie viel meine Familie geschluckt hat? Ich garantier dir, die sind heute Morgen fit wie die Turnschuhe und machen wahrscheinlich für alle Frühstück.«
    Ich ging in mein Zimmer zurück, um fertig zu packen. Als ich mein treues schwarzes John-Rocha-Kleid zusammenlegte, entdeckte ich am Saum einen Faden und setzte mich aufs Bett, um ihn abzubeißen.
    »Ein Toast wäre sicher nahrhafter, aber jedem das Seine.« Charlie lehnte am Türrahmen und hatte schon wieder dieses nervige Grinsen im Gesicht.
    »Sehr witzig. Solltest du mit deinen lustigen Späßen nicht lieber unseren Keyboardspieler aufheitern?«
    »Jack braucht nur eine Dusche, dann ist er wieder okay.« Er trat einen Schritt ins Zimmer. »Ich mache mir eher Sorgen um dich.«
    Ich schloss die Augen und wünschte inständig, er möge den Wink verstehen und verschwinden. »Ich habe schlecht geschlafen, das ist alles.«
    Er runzelte die Stirn. »Oh. Warum denn?«
    »Keine Ahnung.«
    »Zu viel Adrenalin? Oder hast du etwas Falsches gegessen?«
    »Charlie, ich weiß es nicht!«, fuhr ich ihn an, um mich sofort zu entschuldigen. »Sorry, ich bin ziemlich unleidlich, wenn ich nicht genügend Schlaf abgekriegt habe.«
    »Schon gut. Ich geh dann mal wieder …«
    Ich sah ihm nach, und das Herz wurde mir schwer. Gestern hatte ich geglaubt, wir könnten wieder zu unserer alten Vertrautheit zurückfinden, die ich so sehr vermisst hatte. Doch jetzt hatte es den Anschein, als wären zu dem ganzen Durcheinander neue Komplikationen hinzugekommen.

17
    Here come the girls …
    Montag war in der Fledermaushöhle ein ruhiger Tag, was mir nur entgegenkam, da ich in Gedanken immer noch damit beschäftigt war, die Teile des Charlie-Puzzles irgendwie zusammenzufügen. Mick wirkte ungewohnt geistesabwesend und einsilbig, als wir versuchten, uns zumindest dem Anschein nach mit irgendetwas zu beschäftigen, für den Fall, dass Amanda ihre

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