Und dann kusste er mich
eintrat.
»Sie hat ihn abgemurkst«, murmelte Jack, mehr besorgt als amüsiert.
Wir warteten. Noch immer nichts. »Vielleicht sollte ich mal nachsehen«, schlug ich vor.
Jack wollte gerade antworten, da öffnete sich langsam die Tür, und wir huschten eilig auf unsere Plätze zurück.
Wrens Veränderung war drastisch: Ihre kochende Wut war einem heiteren Lächeln gewichen. Hinter ihr kam D’Wayne herein – unversehrt. Und sie hielten Händchen …
»So, das wäre geklärt«, sagte sie fröhlich und tätschelte D’Waynes Hand. »Nicht wahr, Schatz?«
Sichtlich erschüttert, brachte D’Wayne nur ein benommenes Nicken zustande.
Und damit nicht genug: Während wir noch mit offenen Mündern dastanden, zog Wren unseren Manager an sich und küsste ihn leidenschaftlich. Tom und Jack stießen einen Pfiff aus, und wir anderen applaudierten.
Schließlich löste sich Wren aus D’Waynes Armen und warf ihre rote Mähne zurück: »Noch Fragen? Nein? Dann lasst uns weiterproben.«
Um neun Uhr am Abend verabschiedeten wir das glückliche Paar vor der Schuhfabrik und gingen zu Jack und Sophie. Wir waren immer noch völlig baff über diese unerwartete Entwicklung.
»Damit hätte ich nie gerechnet«, sagte Jack, während er eine Schüssel mit Nachos herumreichte.
»Ich schon«, entgegnete ich mit vollem Mund. »Habt ihr euch nie gefragt, warum sie ihn ständig verteidigt hat? So etwas macht Wren nur, wenn sie jemanden mag.«
»Also ich habe mich auch über die beiden gewundert«, meinte Sophie. »Aber ich hätte nie gedacht, dass da was laufen würde.«
»Das ist unsere Wren«, bemerkte Charlie lachend. »Sie gibt sich nie mit halben Sachen zufrieden.« Sein Lächeln wurde noch intensiver, als er meinen Blick auffing.
Als es Zeit zum Aufbruch wurde, ging Tom als Erster und nahm sich ein Taxi nach Hause. Charlie und ich halfen noch beim Abwasch und verabschiedeten uns dann ebenfalls.
»Hoffentlich kannst du nach dieser ganzen Aufregung schlafen«, sagte ich. Mein Ellbogen stieß gegen seinen, als wir durch den Vorgarten gingen.
»Ja, hoffentlich.« Sein Atem wurde vom weißen Licht der Straßenlaterne beleuchtet. »Rom?«
»Ja?« Ich wandte mich ihm zu, und mein Herz begann zu galoppieren, als ich ihn anblickte. Die Schatten betonten seine markanten Wangenknochen, seine Augen schimmerten in der Dunkelheit. Sofort fühlte ich mich wieder an die Zeit vor einem Jahr erinnert, als er mir mit einem einzigen Blick den Atem rauben konnte.
»Ich weiß, du brauchst Zeit zum Nachdenken, und ich will dich nicht drängen, aber …«, er schob die Hände tiefer in die Hosentaschen. »Es ist jetzt drei Wochen her, und ich würde einfach gern erfahren, was du denkst. Ich muss es wissen …«
Ich zitterte und wickelte meinen Mantel fester um mich. »Das verstehe ich. Tut mir leid, dass es so lange dauert. Ich möchte die richtige Entscheidung treffen. Ich finde, das bin ich uns beiden schuldig. Die Suche ist fast vorbei und …«
»Dann sag es mir bei dem Gig«, stieß er hervor.
Ich sah ihn an. Seine Augen glitzerten im Licht der Straßenlaterne. »Wieso ausgerechnet dort?«
Er trat einen Schritt näher. »Deine Suche endet am Weihnachtsabend, nicht wahr? Also komm zur Ruhe, geh in dich und gib mir deine Antwort bei diesem Auftritt. Zwischen dem ersten und dem zweiten Set ist ungefähr eine Stunde Pause. Das ist ein guter Zeitpunkt.«
Ein warmes Gefühl durchströmte mich. »Und du kannst bis dahin warten?«
Er atmete aus: »Es ist wichtig für dich, und du bist wichtig für mich. Ich weiß, du wirst die richtige Entscheidung treffen. Also warte ich, bis die Zeit gekommen ist.«
Mich überfiel der unwiderstehliche Drang, ihm hier und jetzt eine Antwort zu geben, während ich sein schönes, vertrautes Gesicht betrachtete und mich danach sehnte, in seinen Armen zu liegen. »Charlie, ich glaube …«
Er schüttelte den Kopf: »Sag nichts, bis du dir ganz sicher bist. So oder so. Am Weihnachtsabend, okay?«
Überwältigt von einer Flut an Gefühlen nickte ich: »Am Weihnachtsabend.«
20
Let there be love
Die Woche vor Weihnachten verging in atemberaubendem Tempo. Ich hatte kaum Zeit für mich, geschweige denn die Muße, um über die demnächst anstehende Entscheidung nachzudenken. Bei Brum FM herrschte Hochbetrieb, da Mick und ich uns durch die Flut von Aufträgen für das neue Jahr kämpfen mussten.
Am Tag vor Weihnachten trafen sich The Pinstripes vor der Abfahrt bei Jack und Sophie, völlig aufgekratzt vor Vorfreude.
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