Und dann kusste er mich
kurz beiseite. Mich würde interessieren, wie es mit deinem Blog läuft, Rom«, sagte Jack grinsend.
Ich stöhnte: »Hast du ihn etwa gelesen?«
»Gelesen? Ich fiebere mit!«
»Ich auch«, warf Tom ein. »Ich habe den Link an meine Twitterfreunde getweetet.«
»Du meinst, an all die verzweifelten Brautjungfern, die du auf unseren Gigs kennengelernt hast und die immer noch total verrückt sind nach dir?«, neckte ihn Wren.
Tom winkte ab. »Hey, was soll ich dazu sagen? Die Frauen stehen nun mal auf Gitarristen.«
»Toll. Ich kann also davon ausgehen, dass die ganze Band Bescheid weiß, oder wie?«, sagte ich.
»Bescheid worüber?« Wir hatten gar nicht bemerkt, dass Charlie zurückgekommen war. Ein peinliches Schweigen trat ein. Ich hatte mich ganz bewusst nicht mit der Frage befasst, was geschehen würde, wenn Charlie von der Sache erführe. Und angesichts des mulmigen Gefühls, das mich jetzt beschlich, wusste ich auch, warum.
»Roms Suche nach dem Typen, der sie geküsst hat«, informierte ihn Wren.
Ich konnte nicht beurteilen, ob der Ausdruck in Charlies Miene Schock oder Überraschung verriet. »Oh. Wann denn?«
Jack warf mir einen Blick zu. »Am Samstag vor Weihnachten. Auf dem Weihnachtsmarkt.«
Charlie sah mich an, und in seinem Blick standen tausend Fragen. »Aha.« Mein Herz flog ihm zu, doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
»Das ist echt süß«, fuhr Wren erbarmungslos fort. Sie war eindeutig auf einer Mission. »Ihr Onkel Dudley hat sich total verrückte Sachen ausgedacht, um ihn zu finden.«
»Hat dir der Typ keine Telefonnummer gegeben?«, fragte Charlie.
»Er war zu beschäftigt, was Rom?« bemerkte D’Wayne grinsend.
»Himmel, wie spät ist es überhaupt? Wir müssen bis zwölf von hier verschwunden sein«, sagte ich rasch, klemmte mir ein paar Mikrofonständer unter den Arm und sprang von der Bühne. Nachdem ich die Ständer bei den anderen Sachen neben dem Notausgang abgeladen hatte, stürmte ich über den eiskalten Parkplatz zu meinem Wagen, lehnte mich dagegen und versuchte, meinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. Ich war wütend auf mich selbst, weil ich nicht darüber nachgedacht hatte, wie Charlie auf die Geschichte reagieren würde. Er hatte seine Gefühle mir gegenüber zwar sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, aber welcher Mann hörte schon gern, dass die Frau, die ihm ihre Liebe gestanden hatte, keine zwanzig Minuten später einen anderen Mann geküsst hatte.
»Rom.«
Ich schreckte hoch und entdeckte Charlie, der auf mich zueilte. Na, toll! »Hey.«
»Bist du ernsthaft auf der Suche nach diesem Typen?«
Ich nickte. »Ich hätte es dir sagen sollen.«
»Ja.«
Bitte, du dunkler Parkplatzasphalt, tu dich auf und verschlinge mich! »Tut mir leid.«
Er zuckte die Achseln. »Das braucht es nicht. Du bist ein freier Mensch und kannst tun und lassen, was immer du willst. Sei einfach nur vorsichtig, okay? Der Typ könnte ein Idiot sein.«
»Stimmt. Genau. Danke«, stammelte ich. Die Spannung zwischen uns war schrecklich und ungewohnt, die Distanz so spürbar, als wären wir durch eine drei Meter hohe Mauer voneinander getrennt.
»Gut.« Einen Moment lang sah er mich nachdenklich an, ehe er sich völlig unerwartet vorbeugte und mich auf eine Art umarmte, die wohl als die linkischste Umarmung aller Zeiten in die Geschichte eingehen wird. »Lass uns wieder reingehen.«
Ich holte tief Luft, um meine schlotternden Knie in den Griff zu kriegen, und folgte ihm in das warme, hell erleuchtete Herrenhaus.
8
Love is all around …
Seit dem Kuss sind vier Wochen vergangen, und ich bin entschlossener denn je, den Fremden zu finden.
Die Tatsache, dass inzwischen alle meine Freunde Bescheid wissen, empfinde ich als positiv. Jetzt kann ich offen darüber reden und stolz darauf sein. Anfangs hatte ich gewisse Hemmungen – wie würde ich wohl reagieren, wenn einer meiner Freunde erklärte, er wolle sein nächstes Lebensjahr der Suche nach einem Fremden widmen, den er nur ein Mal kurz gesehen hat? Doch ich glaube, meine Freunde stehen voll hinter mir. Nun ja, die meisten zumindest.
Der Zeitpunkt ist gut. Morgen ist der erste Tag meines neunundzwanzigsten Lebensjahres – das Jahr, das hoffentlich den Beginn eines neuen, aufregenden Lebensabschnitts einleiten wird. Es ist ein komisches Gefühl, den letzten Geburtstag in den Zwanzigern zu feiern, aber ich werde etwas aus diesem Jahr machen. Ob ich PK nun finde oder nicht, ist unwesentlich. Wichtig ist nur, dass ich meinem Herzen
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