und das Geheimnis der Tuerme
wundervolles Gemälde.«
Charles schüttelte den Kopf. »Das ist mir ein Rätsel, Flame«, antwortete er. »Es gibt Briefe, die zeigen, dass Sidney und Mim Cantrip vollkommen außer sich waren, als sie von Georges Tod erfuhren. Er war Sidneys Lieblingssohn. Ich hätte erwartet, sein Porträt an prominenter Stelle zu finden, irgendwo im Treppenhaus zum Beispiel.«
»Wie seltsam«, sagte Flame.
Charles fuhr fort: »Sidney hat dieses Porträt in Auftrag gegeben, kurz bevor George abreisen musste. Vielleicht ahnte er, dass sein Sohn nicht wiederkommen würde.«
»Vielleicht ahnte George das ja auch«, ergänzte Marina leise. »Und deswegen guckt er so traurig.«
Charles nickte.
Sie betrachteten schweigend den jungen Cantrip, der nicht mehr nach Hause zurückgekehrt war.
»George soll ein sehr
besonderer
Junge gewesen sein«, sagte Charles. Er drehte sich um und sah Flame direkt ins Gesicht. Würde sie weitere Fragen stellen?, überlegte er, denn er hatte die Blicke bemerkte, die die Schwestern sich zuwarfen.
Sie schwieg jedoch, das einzige hörbare Geräusch war ihr Atem.
Plötzlich ertönte wie aus dem Nichts ein
Pieeep!
Flora schrak zusammen und starrte Charles mit offenem Mund an. Er starrte zurück. Es war das gleiche Geräusch, das er am Mittwochmorgen schon einmal gehört hatte, als die Mädchen mit ihm auf dem Treppenabsatz im ersten Stock gestanden hatten.
Charles war plötzlich hellwach.
Flame, Marina und Sky sahen die beiden verwirrt an.
Ich muss das Ding in die Finger kriegen, das dieses komische Geräusch macht, dachte Charles. So, wie Flora jedes Mal reagiert, muss ich einfach wissen, worum es sich handelt.
»Lasst uns wieder nach unten gehen«, sagte Flora plötzlich. Und sie rannte davon, die breite Mahagonitreppe hinunter.
Sky folgte ihr auf dem Fuße. Flame und Marina wussten nicht, was sie tun sollten und zögerten noch, als ein sichtlich nervöser Charles sagte: »Nun, ich mache dann besser mal weiter, aber es hat viel Spaß gemacht, mit euch zu plaudern.«
Flame riss sich zusammen und lächelte. »Danke, Charles«, sagte sie. »Das war wirklich hilfreich.«
»Hilfreich?«
»Für mein Schulprojekt«, sagte Flame. »Ich weiß jetzt, wo ich anfangen muss.«
»Ach ja, dein Projekt«, sagte er und ließ ein kurzes, strahlendes Lächeln aufblitzen. »Das freut mich!«
Flame und Marina liefen in den Garten hinaus. Kurz vom Wilden Wald hatten sie Sky eingeholt.
Als die drei beim Wohnwagen ankamen, saß Flora, die sonst immer so ruhig und besonnen war, aufgelöst auf ihrem Bett. Tränen strömten ihre Wangen hinunter.
»Was ist los?«, fragte Flame und setzte sich neben sie.
»Was hast du, Schwesterherz?«, fragte Marina und nahm auf Floras anderer Seite Platz. Sie strich ihr liebevoll über den kastanienbraunen Schopf. Sky ließ sich auf das gegenüberliegende Bett fallen.
»Er hat es gehört! Ich weiß genau, dass er es gehört hat!«, sagte Flora.
»Den magischen Stein, schon wieder?«, fragte Flame.
»Ja!«, schluchzte Flora.
Flame sagte nachdenklich: »Mir ist aufgefallen, wie durchdringend Charles dich gemustert hat, bevor du davongerannt bist.«
»Genauso hat er mich letztes Mal auch angesehen, als der Stein gepiepst hat«, erwiderte Flora. »Ihr wisst schon, gestern, auf der Treppe. Ich bin mir absolut sicher, dass er es gehört hat!«
Ihre Schwestern schwiegen ratlos. Flora sah sie angstvoll an, dann brach es aus ihr hervor: »Der Stein wird uns verraten! Charles wird herausfinden, dass wir magische Kräfte haben und was geschieht dann? Unser Geheimnis ist nicht mehr sicher!«
»Mach dir keine Sorgen deswegen, Flora«, sagte Flame sanft. »Charles denkt wahrscheinlich, es war dein Handy – so wie Marina gestern gesagt hat.«
»Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass er von unseren magischen Kräften weiß«, sagte Marina zustimmend.
»Meint ihr wirklich?«, fragte Flora besorgt.
»Natürlich!«, sagte Flame, obwohl sie sich da gar nicht mehr so sicher war. Charles war immerhin ein Cantrip.
Sky versuchte die düstere Stimmung zu vertreiben. »Lasst uns ein bisschen mit den Rädern draußen rumfahren!«
»Gute Idee«, sagte Flame.
Flora lächelte schwach. »Einverstanden«, stimmte sie zu.
Die Mädchen verließen den Wohnwagen und holten ihre Fahrräder, die sie im Schutz der Bäume abgestellt hatten.
Doch obwohl sie viel Spaß hatten und lachend über das Gelände rasten und kurvten, konnte Flame das Gefühl einer drohenden Gefahr nicht abschütteln.
Im
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