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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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würdest.«
    »Da hast du Recht. Und es wäre tatsächlich nett gewesen, wenn du dich etwas eher daran erinnert hättest. Aber ich möchte jetzt nicht beleidigt aus dem Haus stürmen, weil ich dann nicht zu hören bekäme, was heute Morgen passiert ist, das dich von meiner Unschuld überzeugt hat. Lass uns also die Be- und Entschuldigungen überspringen und gleich zum interessanten Teil kommen.« Bill beugte sich näher zu mir und flüsterte: »Ist sie dir erschie-nen?«
    »Sie hat mir geschrieben «, sagte ich. Ich schniefte, lachte dann etwas unsicher und hielt das Tagebuch hoch. »Eine neue Art von Briefwechsel. Als ich es aufmachte, waren alle Seiten leer. Und jetzt sieh dir das an.« Ich zeigte ihm die erste Seite. »Es ist ihre Handschrift, Bill, da bin ich ganz sicher.«
    »Sie hat also keinen Ghostwriter?«, murmelte er.
    Er sah sich die Seite genau an, schließlich sagte er widerstrebend: »Ich weiß, dass du das jetzt lieber nicht hören würdest, Lori, aber ich muss gestehen, dass ich …«
    »Du kannst es nicht sehen?« Ich nahm ihm das Tagebuch aus der Hand. Die Sätze standen immer noch da, klar und deutlich. Ich kämpfte eine plötzliche Panikattacke nieder.
    Bill nahm mich bei den Schultern. »Beruhige dich, Lori, und denk mal nach. Schließlich schreibt sie dir, nicht mir. Ich glaube, außer dir wird niemand es sehen können.«

    »Aber …«
    »Aber das bedeutet nicht, dass ich dir nicht glaube«, sagte Bill mit Entschiedenheit. »Es ist deshalb nicht weniger wirklich.  Nichts  ist deshalb weniger, außer, na ja … dass es eben weniger  sichtbar  ist.

    Wer weiß? Vielleicht ist es eine Art Sicherheitsmaß-
    nahme. Eine ständige Privatverbindung nur mit dir.
    Wäre das nicht eine Erklärung?«
    »Kann sein …«
    »Na, siehst du.« Bill ließ meine Schultern los, nahm mir das Tagebuch aus der Hand und öffnete es. »Bitte, Lori. Jetzt erzähle mir mal ganz ruhig und der Reihe nach, was Dimity …« Plötzlich blickte er die Seite aufmerksam an, wobei sich seine Augen von links nach rechts bewegten, während er vom Hals bis zum Haaransatz errötete. Dann sah er auf, zwinkerte ein paar Mal mit den Augen und klappte das Buch zu.
    »Was?«, fragte ich aufgeregt. »Was hat sie dir geschrieben?«
    »Nichts Besonderes«, sagte er.
    »Warum bist du dann so rot geworden?«
    »Du hast es also nicht lesen können?«, fragte er.
    »Privatverbindung«, erklärte ich.
    »Sie hat …« Er wandte sein Gesicht ab. »Sie hat mir ein Kompliment über mein Aussehen gemacht.«
    Ich sah ihn zweifelnd an.
    »Doch, tatsächlich«, versicherte er. »Sie sagte, meine Zähne seien schön gerade, wie sie es auch gar nicht anders erwartet habe.«
    »Und was noch?«
    Er sah in die Luft und sagte mit bemühter Non-chalance: »Und dass sie Recht hatte, als sie Vater erklärte, er brauche sich wegen meines Daumenlutschens keine Sorgen zu machen.«
    »Du hast mit  zwölf Jahren  noch am Daumen ge-lutscht?«
    »Nein«, sagte Bill. »Ich fing mit zwölf Jahren damit  an.  Das passiert bei Kindern häufig nach einem Todesfall.«
    »Oh.« Es wurde sehr still im Zimmer. Bill sah ins Feuer, und ich betrachtete sein Profil, bis er sich mir wieder zuwandte.
    »Ich tue es nicht mehr, falls du dich das fragst.«
    »Ich frage mich eher«, sagte ich leise, »warum ich es nicht auch versucht habe. Ein bisschen Daumenlutschen hätte manchmal vielleicht geholfen.«
    »Es hat mir geholfen.«
    »Und deine Zähne sind sehr gerade«, fügte ich hinzu.
    »Danke.«
    »Bill«, sagte ich, »jetzt weißt du von Reginald, und ich weiß von deinem Daumenlutschen. Ich glaube, wir sind quitt.«
    Er entspannte sich etwas. »Es ist ein Anfang.«
    Dann klopfte er leise auf das Tagebuch und kehrte zum Thema zurück. »Sie denkt wirklich an alles, nicht wahr? Es sieht aber auch merkwürdig aus –
    wie die Wörter … erscheinen. Was hat sie zu dir gesagt?«
    Ich las ihm das, was Dimity geschrieben hatte, vor, also die Hälfte des Dialogs, wobei ich versuchte, mich an meine Fragen zu erinnern. Als ich fertig war, stieß er einen leisen Pfiff aus.
    »Wir scheinen hier in ziemlich tiefes Wasser geraten zu sein.«
    »Wenn du mich fragst, ist es ein ganzer metaphy-sischer Sumpf. Ich mag gar nicht daran denken, was für eine Adresse sie jetzt hat.«
    »Was war das noch mal mit der Vergebung?«, fragte Bill. »Vergebung wofür?«
    »Das weiß ich nicht. Da kamst du gerade herein.«
    »Warum versuchst du nicht, sie noch mal zu fragen?«
    »Du meinst, ich soll

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