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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Bedarf sicher bis an mein Lebensende decken. Niedergeschlagen ging ich zum Kamin und schichtete Holzscheite auf in der Hoffnung, dass ein freundlich knisterndes Feuer meine Stimmung heben würde.
    Das Telefon neben meinem Bett hatte mich früh geweckt. Es war Emma gewesen, die endlich meine Nachrichten abgehört hatte. Sie und Derek waren erst nach Mitternacht vom Pfarrhaus zurückge-kommen, und Derek war gleich am Morgen wieder zur Baustelle gegangen, um die Reparaturen zu beenden. Sie bat mich, später am Vormittag zu ihr zu kommen, nachdem sie Peter und Nell zur Schule gebracht hatte.

    Bill und ich frühstückten gemeinsam, dann steckten wir alles, was ich Emma zeigen wollte, in einen großen Briefumschlag: das Tagebuch, das Foto und den Brief, den meine Mutter mir geschrieben hatte.
    Zu guter Letzt fügte ich noch die topografische Karte hinzu, legte das Kuvert auf den Schreibtisch und setzte Reginald oben drauf, bereit, für mich Zeugnis abzulegen. Bill blieb im Arbeitszimmer, um weiterzulesen, während ich eine blaue Keramik-schale mit Haferflockenplätzchen füllte und mir die Zeit vertrieb, indem ich dem Toben draußen zusah.
    Ich hatte gerade das Feuer angezündet, als Bill mich ins Arbeitszimmer rief.
    Er saß auf dem Schreibtisch. »Mir ist etwas eingefallen«, sagte er. »Wir haben Dimity noch nicht nach dem fehlenden Album gefragt.«
    »Warum sollten wir das tun? Ich bezweifle stark, dass sie sich auf eine Diskussion einlassen wird, bei der es um den Knackpunkt ihres Lebens geht.«
    »Aber wir wissen ja noch gar nicht, ob das Album wirklich etwas mit dem Knackpunkt zu tun hat«, gab Bill zu bedenken. »Wenn sie jedoch der Frage ausweichen sollte …« Er deutete mit dem Kopf auf meinen Briefumschlag auf dem Schreibtisch. »Auf jeden Fall sollten wir es versuchen.«
    Ich nahm das Tagebuch heraus und schlug eine neue Seite auf. »Dimity?«, sagte ich. »Hallo? Ich bin’s, Lori. Hast du einen Moment Zeit?«

    Für dich habe ich immer Zeit, Liebes.
    Mit großen Augen sah ich Bill an und nickte. »Ja, also, wie geht es dir?«
    So gut, wie man es erwarten kann.
    »Weißt du, Dimity, Bill und ich haben versucht herauszufinden, warum du … dort hängen geblieben bist, wo du jetzt bist, statt dorthin zu gelangen, wo du sein solltest.«
    Das ist eine lange Geschichte.
    »Ich habe auch für dich immer Zeit, Dimity.«
    Und ich würde lieber nicht darüber sprechen.
    »Ach komm, Dimity, wir möchten dir helfen, aber wir wissen einfach nicht, wo wir anfangen sollen. Kannst du uns nicht wenigstens einen Hinweis geben? Zum Beispiel über die Sache mit den Fotoalben …«
    Lori, ich bestehe darauf, dass du diese Erkundigungen einstellst.
    »Du kennst mich zu gut, um wirklich zu glauben, dass ich das tue, Dimity.«
    Ja, wenn das der Fall ist …
    Das war’s dann. Ich sah Bill an und schüttelte den Kopf.
    »Versuch es noch mal«, sagte er.
    Wieder versuchte ich, den Dialog aufzunehmen, aber es erschien kein weiteres Wort. Schließlich klappte ich das Buch zu und steckte es wieder in den Umschlag.

    »Damit wäre unsere Frage wohl beantwortet«, sagte Bill.
    »Oder es wirft ein paar neue auf«, sagte ich.
    »Zum Beispiel?«
    »Wenn wir nun zu weit gegangen sind? Was wä-
    re, wenn Dimity sich für immer verabschiedet hat?«
    Darauf wusste Bill keine Antwort. Mit einem ver-
    ärgerten Seufzer überließ ich ihn seiner Lektüre. Ich trug Reginald, den braunen Umschlag und die Schale mit den Plätzchen ins Wohnzimmer und wollte gerade meine Jacke anziehen, als es an der Tür klingelte. »Ich gehe hin!«, rief ich und eilte zur Tür, um zu sehen, wer uns bei diesem schrecklichen Wetter besuchen kam.
    Vor der Tür stand Evan Fleischer. Er schüttelte seine fettigen Locken aus und schniefte. »Ein nettes Häuschen hast du hier«, sagte er. »Schade, dass es restauriert ist, aber ich vermute, das stört dich nicht weiter.«
    Völlig überrumpelt trat ich unwillkürlich einen Schritt zurück. Die Tür flog mir aus der Hand und schlug vor seiner Nase zu. Wenn ich geistesgegen-wärtiger gewesen wäre, hätte ich es dabei belassen, aber mit reflexartiger Höflichkeit öffnete ich die Tür wieder, ohne weiter nachzudenken.
    »Ein schrecklicher Sturm heute«, bemerkte er, indem er an mir vorbeitrat und den Flur in Augenschein nahm. »Ja, sehr hübsch. Ziemlich kleinbürgerlich, aber es passt zu dir. Ooh!« Er fuhr schau-dernd zusammen. »Aber schrecklich zugig.«
    Er hatte Recht. Die Temperatur im Haus war deutlich gesunken. Ich

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