Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
hatte keine Ahnung, wie das passiert sein konnte, aber ich hoffte gegen alle Vernunft, dass die Kälte Evan vielleicht vertreiben würde.
    Leider erwies sich das als Irrtum.
    »Wenn deine Heizung so primitiv ist, behalte ich meinen Mantel lieber an«, sagte er, indem er ins Wohnzimmer schritt.
    »Du machst ja alles nass«, protestierte ich.
    »Um Himmels willen, Lori, es ist doch nur Wasser.« Ohne sein klatschnasses Burberry-Imitat auszuziehen, setzte er sich in einen Sessel und hielt die Hände vors Feuer.
    Ich stand einen Moment in der Tür, verwarf dann den Gedanken, ihm den Feuerhaken über den Kopf zu hauen, und marschierte ins Arbeitszimmer, das so mollig warm war wie zuvor. Als ich eintrat, sah Bill auf. »Ich komme gleich«, sagte er.
    »Ich glaube, deine Dienste werden sofort benö-
    tigt, teurer Assistent. Dein Gast ist eingetroffen, und ich muss weg.«
    Einen Augenblick sah er mich verwirrt an, dann fiel der Groschen. »Evan?«
    »Höchstselbst und triefend vor Nässe, sodass er das ganze Wohnzimmer unter Wasser setzt … du lieber Himmel, was macht er denn jetzt?« Ein schrecklicher Lärm ließ mich zurück ins Wohnzimmer stürzen. Rauch schlug mir entgegen, und Evan würgte und hustete und schlug tastend gegen die Fenster, die er zu öffnen versuchte.
    »Evan, bist du verrückt geworden, hör sofort auf!«, schrie ich. »Wenn du meine Fensterscheiben zerschlägst, schlage ich dir den Schädel ein!«
    Ich stieß ihn zur Seite und machte die Fenster auf, worauf sich der Rauch schnell verzog. Evan sank auf einen Stuhl, immer noch hustend und nach Luft schnappend, während ich nach dem Kaminzug sah.
    Er war geschlossen. Ich öffnete ihn und sah dann Evan misstrauisch an.
    »Hast du am Kamin herumgefummelt?«, fragte ich.
    »Natürlich nicht«, keuchte er aufgebracht. »Ich saß ganz ruhig da, und plötzlich füllte sich das ganze Zimmer mit Rauch. Offenbar ist der verdammte Schornstein nicht in Ordnung. Du solltest ihn sofort erneuern lassen, ich hätte ja ersticken können.«
    »Willkommen, Dr. Fleischer.« Mit einem dünnen Lächeln stand Bill in der Wohnzimmertür. »Also sind Sie meiner Einladung gefolgt. Lori sagte schon, dass Sie es vielleicht tun würden.«
    Das arrogante Grinsen kehrte in Evans Gesicht zurück. »Ich konnte es mir nicht nehmen lassen, diesen Teil Englands zu besuchen. Ich bin natürlich äußerst vertraut mit dieser Gegend. Ich habe mal eine Monographie über das Zunfthaus der Woll-händler in Chipping Campden geschrieben. Sie wurde nie veröffentlicht – wenn es um die Veröffentlichung von akademischen Schriften geht, stößt man überall auf Korruption: ein einziger politischer Sumpf, kann ich Ihnen sagen –, aber ich würde Ihnen mit Freuden eine Zusammenfassung geben.«
    »Das wäre furchtbar nett«, sagte Bill, »aber leider haben Sie einen ungünstigen Zeitpunkt erwischt. Ich fürchte, Lori muss gerade …«
    »Ein hübsches Stück«, sagte Evan, indem er seine Hand über das glatte Tischbein neben seinem Stuhl gleiten ließ. »Ein Twirley, wenn ich mich nicht irre.«
    »Evan«, sagte ich, indem ich mich langsam in den Flur zurückzog, »ich muss jetzt wirklich weg …«
    »Aha«, sagte Evan, der jetzt auf den Knien lag und die Unterseite des Tisches eingehend betrachtete. »Hier ist sein Zeichen, ein Kreisel, man kann es ganz deutlich erkennen. Hübsch. Sehr hübsch. Von diesen Tischen machte Augustus Twirley nur sie-benundzwanzig Stück, und dreizehn davon sind verbrannt.«
    »Einfach toll, was du alles weißt«, sagte ich, obwohl ich überzeugt war, dass er sich das alles gerade ausgedacht hatte.
    »Halb so schlimm.« Evan erhob sich, rieb die Hände leicht aneinander, wie um sie zu säubern, und setzte sich wieder. »Wissen ist eine Gabe, mit der man großzügig umgehen sollte. Ich vermute, du wusstest gar nicht, was für ein Schatz hier direkt vor deiner Nase steht.« Er seufzte sehnsüchtig und bediente sich mit einem Haferflockenplätzchen von der Schale, die auf dem Wohnzimmertisch stand.
    »Ich bin fest davon überzeugt, dass Amerikaner heutzutage nicht mehr imstande sind, wahre Qualität zu erkennen.« Er war gerade im Begriff, weitere Perlen seiner Weisheit fallen zu lassen, als er in das Plätzchen biss und gleichzeitig einen Schmerzens-schrei ausstieß.
    »Evan, was ist passiert?«, fragte ich besorgt.
    »Mein Zahn!«, jammerte er, indem er schreckliche Grimassen schnitt und sich das Gesicht mit beiden Händen festhielt. »Mir ist ein Zahn abgebrochen!«
    Meine

Weitere Kostenlose Bücher