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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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zusammengekniffenen Augen an. »Ist etwas?«
    Ich hielt es nicht länger aus. Missmutig ergriff ich die Revers seines Jacketts, zog ihn zu mir und küss-te ihn mit Nachdruck auf den Mund. »So, das ist es. Ich will nicht hier bleiben. Ich will nicht von dir getrennt sein. Ich werde meine Tasche packen und mitkommen, Widerrede zwecklos, Ende der Diskussion. In Ordnung? Zufrieden? Beantwortet das deine Frage?«
    Er schloss die Augen und stand einen Augenblick ganz still da. Dann atmete er hörbar aus. »Ja, danke.«
    Als er wieder ans Bett trat, wirkte er leicht benommen; er stieß gegen den Nachttisch und warf die Lampe zu Boden. Er hob sie auf, doch sie fiel ihm wieder aus der Hand; seufzend ließ er sie liegen. Dann kam er an die Tür und schloss mich in die Arme.

    »Ich möchte nur sichergehen, dass ich richtig verstanden habe«, sagte er. »Du weißt ja, wie gründlich Rechtsanwälte sind …«
    Als wir endlich so weit waren, dass wir abreisen konnten, war alles so klar, dass es sogar den Obers-ten Gerichtshof überzeugt hätte.

20
    Was nicht bedeutete, dass wir völlig den Kopf verloren hätten. Vorsorglich rief ich Willis senior noch einmal an, ehe wir abfuhren. In Boston war es mitten in der Nacht, darum hinterließ ich eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter: Ich sei mit dem Lesen der Briefe so gut vorangekommen, dass ich beschlossen hätte, mir ein paar Tage lang die Umgebung anzusehen, und dass Bill mitkäme.
    Ich fügte hinzu, dass wir ihn anrufen würden, sobald wir wieder da seien.
    Bill meldete uns telefonisch an, und Miss Kingsley traf mit gewohnter Effizienz ihre Anordnungen.
    Als wir eintrafen, waren unsere Zimmer bereit und in einem der privaten Speisezimmer des Flamborough wartete ein spätes Abendessen auf uns. Auf Bills Einladung kam sie dazu; wieder einmal wurde sie ihrem Ruf gerecht, indem sie sich nicht aus der Ruhe bringen ließ, mochte unser Anliegen auch noch so vage sein.
    »Robert MacLaren?«, sagte sie. »Nun, der Name sagt mir zwar nichts, aber schließlich bin ich relativ neu hier. Ich bin ja erst seit fünfzehn Jahren im Flamborough. Ich glaube aber, wir können jemanden finden, der Ihnen etwas über diese Zeit erzählen kann, denn gerade Offiziere im Ruhestand machen einen großen Teil unserer Stammgäste aus. Ich werde mich mal erkundigen, ich bin ziemlich sicher, dass ich Ihnen bis morgen Abend etwas sagen kann.«
    Miss Kingsleys Erkundigungen nahmen zwar etwas länger in Anspruch – genau genommen zwei Tage –, aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen.
    Archie Gorman wog ein ganzes Heer von Offizieren im Ruhestand auf. Er war ein fülliger Mann mit einem beeindruckenden Schopf welligen weißen Haars und einem gewaltigen Schnurrbart mit sich nach unten wölbenden Enden. Ehe er seinen eigenen Pub eröffnete, hatte er siebzehn Jahre lang hinter dem Tresen der Bar im Flamborough Hotel gestanden – einschließlich der Kriegsjahre. Nun war Archie längst im Ruhestand, aber Paul stand nach wie vor mit ihm in Verbindung, und so hatte Miss Kingsley ihn in seiner Wohnung in Greenwich auf-gespürt. Paul holte ihn mit der Hotellimousine ab.
    Wir setzten uns an einen der runden Holztische in der noch geschlossenen Bar, in der sich das Licht der Milchglaslampen an den Wänden in der Tanzfläche widerspiegelte, die auf Hochglanz gebohnert war. Paul setzte sich zu uns, während sich Archie hinter den Tresen begab und sich daranmachte, uns allen ein Bier zu zapfen.
    »Muss schließlich in der Übung bleiben«, erklärte er augenzwinkernd mit einem Blick auf Miss Kingsley. »Außerdem habe ich nie viel von den gesetzli-chen Ausschankzeiten gehalten, nicht wahr, Paul?«
    »Stimmt, Archie, so war es. Und dafür ist dir so mancher Flieger dankbar gewesen.«
    »So, bitte schön.« Bill stand auf, um das Tablett mit den Gläsern zu holen, und Archie setzte sich, etwas kurzatmig von der Anstrengung, zu uns an den Tisch. »Auf glücklichere Zeiten«, sagte er und hob sein Glas. Ich beobachtete über den Rand meines Glases, wie er es mit offenbar langjähriger Übung fertig brachte, die Schnurrbartspitzen nicht in den Schaum zu tauchen.
    »Also, Sie werden sich vielleicht fragen, warum ich während des Kriegs hier im Flamborough war, statt dort draußen meine Pflicht zu tun«, fing Archie an und faltete die Hände über seinem stattlichen Bauch. »Der einfache Grund ist, dass sie mich nicht haben wollten. Ich hatte Rheuma, und die Herztöne waren nicht in Ordnung, da haben sie
    ›nein, danke‹

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