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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Bill.
    »Bitte, sagen Sie dem jungen Mann Auf Wiedersehen von mir. Er ist ein netter Mensch, und Sie beide passen gut zusammen. Ich freue mich, Sie kennen gelernt zu haben. Und wenn Sie mal in Greenwich sind, würde ich mich freuen, wenn Sie mich besuchen kämen.« Er schüttelte mir die Hand, kniff vertraulich ein Auge zusammen und verschwand.
    Kurz darauf legte Bill den Hörer auf.
    »Und?«, fragte ich.
    »MacLaren hat uns beide nach Schottland auf seinen Landsitz eingeladen.« Als meine Augen auf-leuchteten, hob er abwehrend die Hand und stand auf. »Es war eine merkwürdige Einladung. Erst hätte er beinahe den Hörer aufgelegt, bis ich seinen lange verschollenen Brief erwähnte. Mir scheint, im Gegensatz zu Archie plaudert er nicht gern über frühere Zeiten.«
    »Schließlich hat er seinen Bruder verloren«, sagte ich. »Es muss eine ziemlich schmerzliche Erinnerung sein.«
    »Ja, aber …« Bill strich sich über den Bart.
    »Nein, lassen wir das jetzt. Warten wir ab, was du für einen Eindruck von ihm gewinnst.«
    Miss Kingsley kam ins Zimmer zurück. »Wenn mir je einer gesagt hätte, dass ich unseren Herrn Paul einmal völlig betrunken erleben würde, und noch dazu am hellen Vormittag …« Sie schüttelte den Kopf.
    »Er ist viel kleiner und leichter als Archie«, sagte Bill. »Wahrscheinlich steigt ihm der Alkohol schneller in den Kopf. Und jetzt, Miss Kingsley, möchte ich Sie um einen weiteren Gefallen bitten.«
    Um sieben Uhr am selben Abend saßen Bill und ich an Bord einer Privatmaschine, die nach Wick in Schottland flog.

21
    Andrew MacLaren erwartete uns am
    Flughafen. Etwa so groß wie Bill, hatte er breitere Schultern und hinkte merklich. Und obwohl er sich beim Gehen auf einen Stock stützte, war er durch-trainiert und schlanker, als ich es von einem Mann seines Alters erwartet hätte, noch dazu von einem Mann mit einer Behinderung.
    Er musste die Frage in meinen Augen bemerkt haben. Er schlug sich mit dem Stock leicht gegen das Bein. »Kinderlähmung. Damit bin ich groß geworden, es behindert mich nicht weiter.« Seine läs-sige Art sorgte dafür, dass auch ich mich entspannte, und als wir auf dem Parkplatz angekommen waren, schien mir Andrews Hinken genauso selbstverständlich wie Bills müheloses Ausschreiten.
    Er führte uns zu einem altersschwachen Landrover. Oje, dachte ich beim Einsteigen, verarmter Adel. Ich überlegte, ob das vielleicht auch der Grund für die zögernde Einladung gewesen sein mochte – vielleicht schämte sich Andrew MacLaren, seine Lebensumstände zu offenbaren. Doch als wir uns MacLaren Hall näherten und es statt auf der bisherigen Schotterstraße auf einem ausgewa-schenen Feldweg voller Schlaglöcher weiterging, brach meine Theorie zusammen: Andrews Trans-portmittel war lediglich ein Gebot der Zweckmä-
    ßigkeit.
    »Es tut mir Leid wegen der Straße«, sagte er.
    »Wir haben zwar auch eine einwandfreie Anfahrts-straße, aber diese hier ist schneller, und ich kann mir vorstellen, dass Sie hungrig sind.«
    Seine Entschuldigung war vollkommen überflüssig. Trotz dieser späten Stunde war es hier oben im Norden immer noch hell genug, um die Umgebung zu genießen, die uns für diese holprige Fahrt mehr als entschädigte. Wir fuhren durch die wildeste, einsamste Landschaft, die ich je gesehen hatte. Auf allen Seiten ragten Berge auf, karg, zerklüftet und majestätisch. Bei ihrem Anblick stockte mir der Atem, aber sie flößten mir auch Unbehagen ein.
    Diese Landschaft war rau und erbarmungslos –
    Schwächlinge und Unvorsichtige taten sich hier mit dem Überleben schwer.
    Auch MacLaren Hall sollte diesen Eindruck nicht mildern. Es war ein riesiges, Ehrfurcht gebietendes altes Anwesen aus rotem Backstein, mit Dutzenden von Schornsteinen und tief sitzenden, schattigen Fenstern. Auf einem felsigen Abhang erhob es sich über einem See – ein mächtiges Herrenhaus, das in bedrückender Einsamkeit dalag und über die düstere Wasserfläche hinaussah.
    Fast als wollte man uns für diese trostlose Umgebung entschädigen, hatte die Haushälterin eine beeindruckende Auswahl von Speisen aufgefahren, darunter die Keule eines Hirschs, den Andrew selbst erlegt hatte; zum Abschluss wurde Whisky aus der hauseigenen Brennerei gereicht. Während des Abendessens erzählte er uns die Geschichte von MacLaren Hall. Voller Stolz auf den Familienbesitz, konnte er unzählige Anekdoten über die Familienmitglieder und Vorfahren zum Besten geben, die hier einmal gelebt hatten. Außer über

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