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Und das Glück ist anderswo

Titel: Und das Glück ist anderswo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Zweig
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Ölspuren waren in den Boden eingedrungen. In einem Tontopf war eine Geranie gestorben. Die Vergänglichkeit war allgegenwärtig, und doch war Afrika nah. Es lebten selbst die Bilder, die kein Fotoapparat festgehalten hatte. »Haus Zufall« würde für immer Zeit und Vergessen widerstehen. David brauchte nur einen Wimpernschlag, um in die Welt einzutauchen, die einen vierzehnjährigen Schuljungen zum ersten Mal hatte wissen lassen, was Schönheit ist und wie es um Menschen bestellt ist, die sie zu erkennen vermögen. Eine kleine, zierliche Meerkatze, olivgrün, mit staunenden Augen und einer tropfenden Mango unter den Achseln, kletterte durch den breiten Strom der Erinnerungen auf einen hohen Baum. David streckte seine Arme aus. Waren es damals noch Kinderarme gewesen oder schon die des Mannes? »Bleib doch«, flüsterte er.
    »Er denkt, er ist der komische griechische Heilige, der mit den Tieren reden kann«, spottete Rose.
    »Italienisch«, korrigierte ihr Vater mechanisch, »Franz von Assisi hieß er. Kennst du dich nur mit Engländern aus? Warum soll mein Sohn nicht mit den Tieren reden können? Doktor Dolittle hat es doch auch getan. Ich hab genau gehört, wie dein sabbernder Hundefreund dir gesagt hat, dass du schöner bist als der Morgenstern. Und ich weiß auch, was du ihm geantwortet hast.«
    Schon auf dem Weg nach Londiani hatte keiner mehr sagen können, wer den Begriff »Haus Zufall« gefunden hatte. Die Bezeichnung hätte treffender nicht sein können. Lange Zeit pflegte David, seine Vorstellungen von Zufall und Zufälligkeit an dem verwunschenen Haus im Hochland von Kenia zu definieren. Es stand in einer Landschaft, die verwunschener nicht hätte sein können. Ohne die Reifenpanne, die ausgezeichneten Ortskenntnisse ihres Retters, der in einem Jeep unterwegs war und aus einer roten Staubwolke auftauchte wie in der alten Sage der Phönix aus der Asche, und ohne Liesels scharfe Augen hätten die vier Procters nie die vergessene Lodge und ihre unvergesslichen Bewohner entdeckt.
    Einige üppige Baumeuphorbien und hohe Kakteen mit roten und gelben Blüten wuchsen um das von Sonne, Wind, vom Tropenregen und der Zeit gebeutelte Häuschen. Davor standen ein Fahrrad ohne Sattel und Reifen und eine
    Schubkarre, der die Griffe fehlten. Außerdem ein verrosteter Eimer, der nach Moder und Verwesung stank, und ein Aluminiumtopf, zur Hälfte mit Wasser gefüllt. In die Erde gerammt war ein Bambusstab mit einer umgestülpten Colaflasche. Und doch hatte die Wohnstätte vier Gästezimmer und einen großen Essraum mit Tisch, fünf Holzstühlen und einer vertikal stehenden Kiste, allerdings keine Eingangstür mehr. Im Türrahmen hing, ab und zu von einer Brise leicht bewegt, ein zerlöcherter Sack mit dem Aufdruck »Best Kenya Coffee«. Die Scheiben an den Fenstern waren blind geworden, die weiße Farbe vom Holzwerk nur noch zu ahnen. Im Fußboden fehlten einige Bretter. Über die, die geblieben waren, zog eine Kolonie fetter roter Ameisen in ihre Höhlen. Der Rahmen eines Feldbetts, mit Sacktuch bespannt, stand an der Wand.
    »Das Extrabett fürs Kinderzimmer«, sagte Emil gut gelaunt, »soll es in der Suite aufgestellt werden, Mylady, oder schlafen die entzückenden Kleinen bei den Eltern?« »Deinen Humor möchte ich haben.«
    »Du hast ihn, meine Liebe. Nur machst du zu selten Gebrauch davon. Ich habe immer das Gefühl, dass du Heiterkeit für schlechte Zeiten aufsparst. Aber ich hab gelernt, beizeiten zu lachen. Man kann sich ja später immer noch fragen, ob es was zu lachen gab.«
    Das Gras vor dem Haus war vertrocknet und mit kleinen Steinbrocken und hoch stehenden Wurzeln durchsetzt. In einer Ecke war eine längliche, mit bräunlichem Wasser voll gelaufene Anlage zementiert worden. Dort döste der schwarz-weiße Hund, der es am nächsten Tag durch seine Versessenheit auf eine streichelnde Frauenhand zu einem eigenen Bildnis bringen sollte. Das Tier hatte eine eiternde Wunde am Ohr und verkrustete Narben entlang des
    Rückens. Auf seinen Lefzen lagerten dicke schwarze Fliegen. Unweit des schnarchenden Hüters von Haus und Feld stand ein verrottetes Holzschild zwischen zwei großen weißen Steinen. In Zeiten von Wohlstand hatte es auf einen Swimmingpool hingewiesen, doch ein des Lesens kundiger Schalk hatte es so geschickt beschnitten und neu beschriftet, dass nun »No Swimming« befohlen wurde. Mit einem auf dem Kopf stehenden Ausrufezeichen. Im trüben Wasser dümpelte eine aufgeregte Ente mit flaschengrünem

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