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und das Goldene Dreieck

und das Goldene Dreieck

Titel: und das Goldene Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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nach Chiang Rai, um dem Pfad durch den Regenwald zu folgen.

7
    Sie betraten eine grüne, beengende Welt. Nahe der Straße war jedes Blatt und jeder Stengel rot von Staub, der aufwirbelte, wenn sie die Pflanzen streiften. Nach etwa hundert Metern hatten sie sowohl die Straße wie den Staub hinter sich zurückgelassen, genau wie jede Spur von Zivilisation. Nur der Gedanke, daß Cyrus irgendwo vor ihnen war, gab Mrs. Pollifax Auftrieb. Alles hier wucherte. Die Bäume reckten sich himmelwärts und entlang des Pfades erhob sich eine dichte Wand aus wirr ineinander wachsendem hohem Gras, Palmen und Bambus, die der Sonne entgegendrängten; doch es war kein Himmel zu sehen, das Laubwerk der Bäume bildete ein Dach über ihnen, das den Pfad zu einem Tunnel machte, in den nur vereinzelte Sonnenstrahlen ihren Weg fanden und ein Muster auf den Waldboden warfen.
    Bonchoo führte. Anfangs empfand Mrs. Pollifax die Stille als bedrückend, bis hoch über ihren Köpfen plötzlich ein Vogel kreischend die Flucht ergriff und sie zwischen den Wipfeln kurz grelles Rot aufleuchten sah. Blätter raschelten und erzitterten, dann wurde es wieder still. Und nun spürte sie das lauschende, lauernde Leben unter dieser Stille. Während sie hinter Bonchoo herstapfte, bemerkte sie hin und wieder, daß sich oben in den Bäumen etwas bewegte, obwohl sich kein Windhauch regte. Auf dem Boden blieb es warm und feucht, und es roch ganz leicht nach Erde und verrottenden Wurzeln. »Gibt es hier Schlangen?« rief sie Bonchoo zu.
    Sein Schulterzucken war ihr inzwischen vertraut. Er wandte den Kopf und antwortete: »Nicht so viele wie unten im flacheren Land, es ist nicht so heiß im Gebirge. Hier kommen sie nur nachts heraus.« Es war keine sehr beruhigende Antwort. Hin und wieder lichtete sich die grüne Mauer am Wegrand, und wenn sie den Blick vom Pfad nahm - der ihn wie hypnotisch anzog -, sah sie Lichtungen, wo ein mächtiger Baum gefallen war, so daß die Sonne freien Zugang und Schößlinge Platz hatten, sich zu entfalten, und wo winzige weiße Blumen sich um den entwurzelten Stamm rankten. Doch bald hörte ihr Blick zu wandern auf, denn der Pfad führte wieder bergauf zu den Graten, die sie von der Straße aus gesehen hatte. Bonchoo ging sehr schnell; sie war entschlossen, mit ihm Schritt zu halten und nicht darauf zu achten, daß sie nach einer halben Stunde zu keuchen angefangen hatte. Sie wurde auch hungrig und müde, vor allem aber hatte sie Durst. Sie warf einen Blick auf die Uhr: Es war schon fast Mittag, so hoffte sie, daß Bonchoo allmählich in seinem unerbittlichen Tempo innehalten und an eine Rast und eine kleine Stärkung denken würde.
    Doch er marschierte gleichmütig weiter, bis sie aus dem Wald auf eine Lichtung mit hohem haarigem Gras kamen. Sie hatten die Kuppe dieses Berges erreicht, und wie sie sah, mußten sie als nächstes einen knappen Kilometer hinunter-und dann wieder zu einem anderen Berg hochsteigen. Sie seufzte. »Gibt es hier gefährliche Tiere?«
    Bonchoo drehte sich um. »Nicht viele, ein paar Bären, sonst hauptsächlich Wild. Haben Sie Angst?« fragte er und blickte sie ernst an.
    »Ich möchte nur wissen, was mich erwartet«, versicherte sie ihm und fügte hinzu: »Ich habe Durst, können wir Rast machen?«
    »Am nächsten Kamm.« Er deutete. »Es wurde dort brandgerodet, dadurch werden wir sehen können, was vor und hinter uns ist.«
    Er ließ damit durchblicken, daß ihnen die zwei Naklengs möglicherweise bereits auf den Fersen waren, doch daran wollte sie lieber nicht denken. Sie betrachtete den Kamm finster und stapfte wieder hinter Bonc hoo her. Als sie den Wald wieder betraten, sah sie flüchtig einen anderen Vogel mit leuchtend buntem Gefieder. Sie fragte sich, ob Cyrus, der so gern Vögel beobachtete, ihn ebenfalls bemerkt hatte. Aber jetzt war auch nicht die richtige Zeit, an Cyrus zu denken. Immer noch hielt sie den Papierfetzen mit dem Fischauge und den Buchstaben... dine ... in der Hand, das war im Augenblick alles, was sie von Cyrus hatte. Streng ermahnte sie sich, nicht daran zu denken, weshalb er entführt worden war und was diese Le ute von ihm wollten, denn das würde nur an ihren Kräften zehren, und das konnte sie sich jetzt nicht leisten. Und als sie sich ermahnt hatte, nicht daran zu denken, begann sie sich verzweifelt zu fragen, warum er entführt worden war und was diese Leute von ihm wollten, wer immer sie auch waren...
    Wer immer sie waren... Das mußte sie von Bonchoo herausbekommen,

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