und das Goldene Dreieck
Norden, wo die Polizei Sperren errichtet, um Schmuggler und Aufständische zu erwischen. Im Wagen hätten sie sich eine gute Geschichte für die Polizei ausdenken können, aber zu Fuß, mit diesem Cyrus dabei...«Er schüttelte den Kopf.
»Nennen Sie ihn nicht ›diesen Cyrus‹!« sagte sie gereizt. »Er ist ein harmloser Tourist, den diese skrupellosen Menschen einfach verschleppt haben!«
Bonchoo blickte sie eindringlich an. »Wirklich?« sagte er sanft. »Sie kennen keinen Grund für diese Entführung?«
»Natürlich nicht!« antwortete sie hitzig.
Er lächelte ein wenig. »Sie weinen.«
»Ich weine nicht!« fauchte sie. »Aber wenn sie nicht auf der Straße weitergegangen sind, wohin sind sie dann?«
Bonchoo blickte zum Wald. »Dorthin!« Er deutete.
Sie drehte sich um und schaute, wohin sein Finger wies: Da war nur dichter Wald und dahinter Stufe über Stufe staubigen Grüns. »Dorthin?« echote sie ungläubig. »Aber - das ist Dschungel!«
»Es gibt Pfade.«
»Wo?«
»Gar nicht weit von hier, wenn wir nicht mehr als etwa eine
Stunde von Chiang Rai entfernt sind.« Er schaute zur Sonne, dann auf die Straße und danach auf die Berge ringsum. »Sehr nahe«, stellte er fest. Er ging an dem blauen Lieferwagen vorbei und untersuchte das Dickicht entlang der Straße. »Hier!« rief er plötzlich und deutete. »Nicht leicht und vielleicht sehr gefährlich!«
»Wenn Sie meinen, daß sie diesen Weg genommen haben, folge ich ihnen, auch allein, wenn es sein muß«, fügte sie herausfordernd hinzu.
Bonchoo lachte. »Sie? Allein? In spätestens einer Stunde hätten Sie sich verirrt! Entscheiden Sie sich! Die beiden jungen Naklengs werden bald aufwachen und sich die schmerzenden Köpfe reiben.«
»Wollen Sie damit sagen, daß Sie mitkommen, Bonchoo? Um...« Sie stockte. »Um sich Pluspunkte zu erwerben?«
»Ich brauche viele«, gestand er und nickte, aber wieder hatte sie das Gefühl, daß er sich insgeheim über sie lustig machte. »Viele! Okay, gehen wir, aber zuerst verstecken wir die Autos.«
Es erwies sich als unmöglich, den blauen Lieferwagen zu bewegen, nicht einmal ganz umkippen ließ er sich, folglich mußten sie ihn am Straßenrand stehenlassen - was ihnen beiden nicht gefiel, da die Naklengs ihn so sofort sehen würden. Den Laster fuhr Bonchoo jedoch ein Stück die Straße entlang, wo er ihn hinter dichtem Bambus verbergen konnte. Dann teilten sie die restlichen Eier, Bananen und Cola zum Tragen untereinander auf, und Mrs. Pollifax hängte sich ihre Tasche um. So machten sie sich daran, dem Pfad zu folgen, und ließen - wie Mrs. Pollifax aufzählte - ein Motorrad, einen Laster, einen Lieferwagen hinter sich zurück, und zwei junge Männer, die ihnen möglicherweise bald auf der Spur sein würden.
»Da!« Bonchoo zeigte ihr den Pfad, der durch das Dickicht von der Straße aus kaum zu bemerken war. Zweifelnd betrachtete ihn Mrs. Pollifax; sie hatte nicht erwartete, daß er so dunkel und furchterregend aussehen würde. Es war lediglich ein sehr schmaler Trampelpfad, der sich zwischen hohen Bäumen dahinwand und zu ihrem Schrecken bereits nach wenigen Metern ziemlich steil bergauf führte. Düster blickte sie auf ihre leichten Leinenschuhe, die sie heute morgen nur angezogen hatte, weil sie gut zu ihrer Khakihose paßten, dann seufzte sie über ihre Eitelkeit. In diesem Moment sah sie einen Papierfetzen neben ihrem rechten Schuh. Automatisch bückte sie sich danach, betrachtete ihn, und plötzlich weiteten sich ihre Augen. Von dem Stückchen Papier starrte ihr das blaue Auge eines Fisches entgegen - ein Auge, eine Flosse - und darunter ein paar Druckbuchstaben:... dine...
»Sardinen!« rief sie aufgeregt. »Cyrus hat das fallengelassen, Bonchoo! Es ist von ihm!«
Bonchoo kam herbei und betrachtete verwirrt den Papierfetzen. »Er hat das fallenlassen? Wie wollen Sie das wissen? Was ist es?«
»Er hat es von einer Dose Ölsardinen abgerissen - er hat sie in seiner Kameratasche - es ist eine Botschaft für mich! Sie haben diesen Weg genommen: Und er lebt und ist bei Bewußtsein!«
»Eine seltsame Botschaft!« brummte Bonchoo.
»Sie dürfen mir ruhig glauben«, sagte sie eifrig und fand, daß der Weg nun gar nicht mehr so furchterregend aussah. »Sie haben ihm nichts getan, er kann offenbar ohne Hilfe gehen; und das ist der richtige Pfad!«
» Sehr seltsame Botschaft!« wiederholte Bonchoo kopfschüttelnd. Er schob die staubigen Palmwedeln und Ranken für sie zur Seite, und sie verließen die Straße
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