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und das Goldene Dreieck

und das Goldene Dreieck

Titel: und das Goldene Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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bleiben, und sie rechnete es ihm hoch an, aber zwischen zwei Türen und einer Gangschaltung eingesperrt zu sein war nichts für sie. Denn wenn Bonchoos Verdacht stimmte, hatte sie nicht vor, tatenlos zuzusehen, wie zwei junge Männer im Wald über ihn herfielen. Es erschien ihr für ihre eigene Zukunft wichtig, die beiden Verfolger keinen Vorteil daraus ziehen zu lassen, daß sie zu zweit waren, und das konnte sie nur verhindern, indem sie mitmischte.
    Sie stieg in dem Augenblick aus, als das Motorrad sie überholte. Es bremste ab - was entweder als Samaritertat gewertet werden konnte oder ominös war. Nach einem Blick auf die finsteren und feindseligen Gesichter der jungen Männer, schloß Mrs. Pollifax auf letzteres. Sie nickte ihnen höflich zu, spazierte um den Laster herum und trat scheinbar prüfend nach einem Reifen, dabei beobachtete sie die zwei verstohlen. Die beiden wechselten ein paar Worte in Thai, lachten, saßen ab, klappten den Kippständer herunter und schlenderten zum Straßenrand. Während sie in den Wald spähten, wechselten sie noch ein paar Worte, dann teilte Rothemd das Dickicht und folgte Bonchoo. Gelbhemd schaute ihm nach, blieb stehen und wartete.
    Also hatte Bonchoo recht, dachte sie. Adrenalin ließ ihr Herz schneller schlagen. Scheinbar gleichmütig stapfte sie zu dem Mann am Straßenrand. »Guten Morgen. Könnten Sie mir vielleicht sagen, wie weit es noch bis Chiang Rai ist?«
    Er drehte sich um und bedachte sie mit einem ungeduldigen Blick, ohne zu antworten. Sie fand, daß seine Augen schadenfroh glänzten. Schließlich wandte er sich mit einem Schulterzucken wieder dem Wald zu. Mrs. Pollifax zog sich ein paar Schritte hinter ihn zurück und wartete ebenfalls. Nach einer Weile war ein Schrei zu hören, Geräusche wie von einem Handgemenge, ein Fluchen, gefolgt von einem Ächzen, darauf eine brüllende Stimme. Rothemds Begleiter zuckte zusammen und machte einen Schritt vorwärts. Er hatte jedoch Mrs. Pollifax nicht bedacht, sie hatte bereits die Grundhaltung eingenommen, die ihr Lehrer Lorvale hachiji-dachi nannte. Mit offener Hand hob sie den rechten Arm und versetzte dem Mann einen schnellen Karateschlag auf den Nacken, der ihn bewußtlos zu Boden sinken ließ.
    Trockenes Gas raschelte, und Bonchoo sprang aus dem Gestrüpp, er hielt das Messer in einer und den Schraubenschlüssel in der anderen Hand und blutete aus einer Schnittwunde quer durch die Narbe auf seiner Wange. Er blieb wie angewurzelt stehen und starrte ungläubig auf den jungen Mann zu Mrs. Pollifaxs Füßen. »Wa-was ist passiert?« keuchte er.
    »Ich habe ihn niedergeschlagen«, erklärte sie ruhig. »Sie?« Erblickte blinzelnd von dem Liegenden zu Mrs. Pollifax und riß den Mund auf. »Sind Sie - eine Hexe?«
    »Karate, brauner Gürtel«, sagte sie knapp. »Was ist mit dem andern?«
»Habe ihn mit dem Schraubenschlüssel niedergestreckt, aber er war wirklich ein zäher Gegner. Glücklicherweise atmet er noch, sonst hätte ich viele Gutpunkte verloren.« Er ließ sich auf einen Stein fallen und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Zu ihrer Überraschung sah sie, daß er zitterte. »Nicht gut, wenn ich es sage«, stöhnte er. »Aber ich - Bonchoo - habe Angst, mai dai! Heute ist kein glücklicher Tag für mich!«
Plötzlich fand sie ihn erstaunlich menschlich. Sie verstand, wie er sich fühlte - es war für sie beide kein glücklicher Tag. Trotzdem hielt ihr Mitgefühl sich in Grenzen. Anklagend sagte sie: »Wenn die beiden zu Cyrus' Entführern gehörten, müßten sie es doch auf mich abgesehen haben! Aber sie wollten Sie töten, Bonchoo. Warum?« Er hörte ihr gar nicht zu, sondern schlug mit der Faust auf seine Stirn. »Ich habe es übersehen! Ich wußte es nicht - es steckt ein gerissener Mann dahinter, und ich, ich bin ein Amateur!«
»Aber ich nicht!« sagte sie scharf. Er blickte zu ihr hoch, dann schaute er zu dem Bewußtlosen auf dem Boden und sagte trocken: »Nein - nein, Sie sind kein Amateur, und das verstehe ich auch nicht.«
»Wer ist dieser ›gerissene Mann‹?« fragte sie. Er schüttelte den Kopf. »Er ist schlau wie ein Naga, daß er mir gawng john auf den Hals gehetzt hat.«
»Ich finde, wir sollten von hier verschwinden und dem blauen Lieferwagen folgen, wenn wir ihn einholen wollen«, gab sie zu bedenken.
Düster murmelte er: »Ich kann Ihnen nicht helfen, nach Ihrem Cyrus zu suchen, wenn ich tot bin.«
»Aber Sie sind nicht tot!« erinnerte sie. »Warum will man Sie töten, und wer ist dieser

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