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und das Goldene Dreieck

und das Goldene Dreieck

Titel: und das Goldene Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Gawng John?«
Bonchoo seufzte und straffte die Schultern. »Es bedeutet Guerillatrupp, Räuberbande; es ist keine einzelne Person.« Er stand auf, schaute sich um, nahm den Hut ab und kratzte sich am Kopf. Er war fast kahl, wodurch er noch mehr wie ein Bandit aussah, fand Mrs. Pollifax. »Das gefällt mir nicht!« brummte er.
»Mir auch nicht«, versicherte sie ihm. »Wir können diesen diesen Halunken und sein Motorrad nicht hier an der Straße lassen?«
»Nein«, bestätigte er, und sie blickten einander abschätzend an. »Haben Sie keine Angst?«
»Im Augenblick habe ich mehr Angst um Cyrus«, antwortete sie. »Könnten wir nicht bitte etwas unternehmen, ehe sie aufwachen?«
»Ja.« Er setzte den Hut wieder auf und erhob sich. Gemeinsam schleppten sie Gelbhemd ins Unterholz und legten ihn neben seinen Begleiter. Das Motorrad schoben sie ein Stück entfernt in den Wald und trichterten eine Handvoll Sand und Blätter in den Benzintank. Dann, während Mrs. Pollifax im Wagen wartete, richtete Bonchoo sorgfältig Schößlinge und niedergetretenes Buschwerk wieder auf, um ihre Spuren möglichst zu verwischen.
»Fühlen Sie sich besser?« fragte sie ihn, als er zurückkehrte.
    Er lächelte verlegen. »Ich glaube schon.« Er setzte sich hinters Lenkrad, startete den Motor und sie fuhren weiter.
    Aber etwas hatte sich zwischen ihnen geändert: Sie kannten einander jetzt ein bißchen besser, was ihre Gedanken in neue Bahnen lenkte. Nachdem sie bisher nur vom Aussehen des andern hatten ausgehen können und sie sich lediglich der Zweckdienlichkeit halber zusammengetan hatten, wußten sie nun eine Spur mehr voneinander: Bonchoo hatte offen zugegeben, daß er Angst hatte, was sie überraschte und wodurch er ihr weniger bedrohlich erschien; und Bonchoo hatte festgestellt, daß sie nicht die übliche, hilflose Amerikanerin war, für die er sie gehalten hatte.
    Mrs. Pollifax ließ sich die Szene in der Hütte in Chiang Mai noch einmal durch den Kopf gehen und dachte jetzt etwas positiver darüber: Er mochte Ruamsak ja getötet haben, aber sie sah die Tatsache, daß er bei ihr geblieben war, nun in einem andern Licht, sie fand, daß sie von Charakter zeugte, und hielt ihn nicht mehr für so ominös wie zuvor. Vielleicht hatte ihr Instinkt ihr richtig geraten, als sie beschloß, Bonchoo zu akzeptieren und mit ihm weiterzufahren. Trotzdem war es wichtig, ihn bald aus seiner Reserve zu locken und zu erfahren, wer dieser gerissene Naga war, der hinter diesem Anschlag auf der Straße steckte. Inzwischen schaute sie nachdenklich aus dem Fenster auf die Fahrbahn, auf Bambusgruppen, auf einen noch fernen Berg mit kahlem Gipfel, aber mit neubepflanzten Hängen, die mit ihren Reihen junger Bäumchen wie grüne Samtstreifen auf braunem Cord aussahen. Ein Kleinbus kam ihnen mit halsbrecherischer Geschwindigkeit entgegen und verschwand. Voraus sah sie einen Wagen dicht am Straßenrand. Sie lehnte sich stirnrunzelnd vor. »Bonchoo, ist das nicht...?« Und dann: »Er ist blau!« rief sie. »Bonchoo, sehen Sie doch - es ist ein Lieferwagen, ein blauer Lieferwagen!«
    Bonchoo fuhr bereits langsamer. »Ja!« schrie er.
    Aus der Ferne sah es aus, als wäre der Wagen von der Fahrbahn abgekommen und in den Straßengraben gefahren - nur daß es hier keine Straßengräben gab. Jedenfalls lag er halb auf der Seite - vielleicht war die Achse gebrochen, oder ein Rad hatte sich gelöst. Aber er war zweifellos heruntergekommen, alt und blau. Mrs. Pollifaxs Herz hämmerte aufgeregt.
    Bonchoo fuhr vorsichtig an dem Lieferwagen vorbei, dann wendete er und parkte dahinter. »Leer!« stellte er fest.
»Ja, aber Cyrus könnte noch darin sein. Sie mußten den Wagen stehenlassen und zu Fuß weitergehen...« Ihr Herz hüpfte hoffnungsvoll. »Sie können ja keinen Bewußtlosen mitgenommen haben, oder? Und sie sind doch bestimmt zu Fuß weiter, meinen Sie nicht?« Ohne auf eine Antwort zu warten, riß sie die Tür auf, sprang aus dem Laster und rannte los. Bonchoo folgte dicht hinter ihr. Sie öffnete die Tür des Lieferwagens und steckte den Kopf hinein. Ihr hoffnungsvolles Herz zog sich zusammen: Cyrus war nicht im Wagen, er war leer. »Er ist nicht da.« Tränen stiegen ihr in die Augen. »Sie haben ihn mitgenommen, aber wohin?«
Bonchoo antwortete nachdenklich: »Ich glaube nicht, daß sie mit einem Entführten auf dieser Straße gehen würden, nicht mit einer Polizeisperre eine halbe Stunde von hier.« Auf ihren erstaunten Blick erklärte er: »Wir sind jetzt im

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