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und das Goldene Dreieck

und das Goldene Dreieck

Titel: und das Goldene Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Ich habe einen Sahmee verloren. Sie rief: »Hat man schon was von den Männern gehört, die Cyrus suchen?«
Bonchoo schüttelte den Kopf. »Noch nicht, noch nicht...«
Sie saßen auf dem Fußboden in Nouvaks Haus und aßen klebrigen Reis, den sie mit den Fingern zu Kugeln formten und in den Mund schoben. Dazu gab es kleine Fleischbrocken und gekochten Kürbis mit viel Flüssigkeit in einer Schüssel. Bei der Armut des Dorfes und der Knappheit von Vieh wollte Mrs. Pollifax lieber nicht fragen, was es für Fleisch war. Zu dem feierlichen Anlaß wurde sogar Reiswein ausgeschenkt, obwohl die Akha sicher auch davon keinen Überfluß hatten. »Daw! Daw!« forderte Nouvak sie freundlich auf. Bonchoo erklärte ihr, daß es trinken, trinken bedeutete. Draußen war es bereits dunkel, doch das Herdfeuer gab genug Licht für das ganze Haus. Sie ließ den Blick schweifen. Das Haus war fast ganz aus Bambus, die Träger über ihnen wurden mit Bambusstreifen gehalten; Körbe hingen von der geflochtenen Bambusdecke, sie saßen auf Bambusmatten, und die Trennwände, die das Haus in Küche, Männerseite und Frauenseite teilten, waren ebenfalls aus Bambus: Alles mit der Hand geschnitten, geflochten, gebunden und gehärtet. Durch die Schlitze in der Wand konnte sie den Halbmond aufgehen sehen... Unter dem Haus grunzte ein Schwein, es suchte nach Abfällen, die durch Spalten im Boden fielen. Mehrere Kinder spitzten von der Veranda herein. Sie flüsterten und kicherten, während sie die Gäste beobachteten: Bonchoo und sie waren eine Attraktion. Es war neunzehn Uhr, das Ende eines Tages, der so harmlos mit Cyrus in einem Luxushotel in Chiang Mai begonnen hatte - und nun würde sie in einem Akha-Dorf tief in den nördlichen Wäldern schlafen. Welch ein Gegensatz! Bonchoo redete - in ländlichem Thai, wie er ihr nebenbei erklärte -, und nachdem die Männer mehrmals schallend gelacht hatten, erkundigte sie sich, was er denn da erzählte.
»Unsere thailändischen Witze sind nichts für die Ohren einer Frau«, behauptete er grinsend. »Sehr - äh - rustikal. Ich bezahle damit für unser Abendessen.«
Mrs. Pollifax überlegte, wie sie sich für die Gastfreundschaft erkenntlich zeigen und ihren Teil zur Unterhaltung beitragen könnte. Eine Möglichkeit fiel ihr ein, und als das Feuer allmählich niederbrannte und die Kinder draußen zu gähnen begannen, sagte sie zu Bonchoo: »Ich kenne ein paar Zauberkunststücke.«
Er blickte sie zunächst überrascht, dann zusehends erschrocken an. »Aber - die Leute hier leben eng mit Geistern zusammen, was haben Sie vor?«
Sie erklärte es ihm.
»Aha gohn lamet!« übersetzte Bonchoo für Nouvak.
»See dahn?«
Bonchoo schüttelte den Kopf. »Nein, nein see kow, Weiße Magie.«
»Was ist es?« fragte Nouvak Mrs. Pollifax ernst. »Zeigen Sie es uns?«
Sie nahm eine Münze aus der Tasche und hielt sie hoch, damit alle sie sehen konnten. Sie ließ sie verschwinden und wieder erscheinen und noch einmal: Sie holte sie aus der Luft und aus Nouvaks Ohr. Ein langes, erstauntes Schweigen setzte ein, dann fing ein Kind begeistert zu lachen an und ein anderes stimmte ein. Nouvak grinste breit. Das Lachen lockte die Frauen aus der Küche, und andere Kinder rannten auf den Vorbau, um zuschauen zu können, während sich Neugierige unterhalb sammelten. Mrs. Pollifax wurde sicherer. Sie zog einen 25-BahtSchein heraus, rollte ihn zusammen, schloß die Hand um ihn und zog ihn aus dem Mund eines kleinen Mädchens. Lachen vermischte sich mit Kichern und begeisterten Rufen. Ihr Lehrer zu Hause würde bestimmt kopfschüttelnd tadeln: ›Wie ungeschickt, Emily!‹ Aber in dem Bergdorf der Akha bestaunte man ihre Tricks als Wunder, Die Kinder drängten sich immer näher, so daß Nouvak ihnen schließlich befehlen mußte, Platz zu machen, damit auch die Frauen etwas sehen konnten. Mrs. Pollifax bedauerte, daß ihr Repertoire so klein war, doch ihre Zuschauer waren nach der dritten und vierten Wiederholung ihrer Kunststücke noch genauso begeistert. Bonchoo beobachtete sie voll Stolz und Freude, und sie stellte fest, daß es keine Rolle spielte, was die Muttersprache von Kindern war, ihre Ohhs und Ahhs waren in jedem Land gleich. Ein dankbareres Publikum hätte sie nirgendwo sonst finden können.
Ein Rufen aus dem Wald unterbrach die Vorführung. Mrs. Pollifax zuckte zusammen und ließ die Münzen auf den Schoß fallen. Als sie sich umd rehte, sah sie zwei junge Akha rufend den Pfad herbeieilen. Bonchoo und Nouvak standen auf. Die

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