und das Goldene Dreieck
tun ist«. Sie waren wachsam und intelligent.
»Und Banditen suchen Sie, sagt Bonchoo.«
Sie warf einen raschen Blick auf Bonchoo, doch sein Gesicht war ausdruckslos. »Ja - zwei Männer.«
»Mit Gewehren? Haben sie Schußwaffen?«
»Ich glaube nicht«, antwortete sie und schaute Bonchoo fragend an.
Bonchoo antwortete: »Wenn sie Schußwaffen gehabt hätten, würden wir jetzt nicht mehr leben.«
Mrs. Pollifax wollte nicht über Schußwaffen reden. »Sie waren alle sehr gütig - dürfen wir jetzt gehen?«
»Gehen?« Nouvak blickte sie erstaunt an. »Aber es wird bald Nacht!«
Bonchoo warf ein: »Er hat recht. Im Dschungel ist es nachts nicht sicher, und Sie müssen sich ausruhen. Er hat gesagt, wir dürfen hier übernachten. Sagen Sie ihr bitte, was Sie unternommen haben, Nouvak.«
»Ja. Ich habe zwei Männer in den Wald geschickt, um Farang und zwei Schan zu suchen.«
»Cyrus«, murmelte sie glücklich.
»Außerdem habe ich vier Männer aufgestellt, um zu - zu...« »Wachen?« fragte Bonchoo.
Nouvak grinste plötzlich jungenhaft. »Okay - ja. Um Dorf für
Banditen zu bewachen. Nein, nicht für... Ich meine, um nach Banditen Ausschau zu halten. Mein Englisch kehrt langsam zurück! Jetzt kommt der Dzoema und wir besprechen.«
» Dzoema?« fragte Mrs. Pollifax.
Bonchoo übersetzte. »Er hat mir gesagt, daß in diesem Dorf in allen Akhadörfern - der Buseh der Mann ist, der für alles zuständig ist, was von außen kommt: Regierungsleute, chinesische Händler, die kommen, um zu kaufen und zu verkaufen - mit den Einnahmen für Reis und Stoffe wird Eisen erstanden für Dolche und Gewehre und Buschmesser und dergleichen. Der Dzoema aber ist so was wie die Regierung des Dorfs.«
»Ah, ich verstehe«, sagte Mrs. Pollifax. Da sie sich jetzt besser fühlte, verschränkte sie die Beine und schob die Füße unter sich. Ein unbeschreiblich dürrer Mann kam über den Platz auf sie zu. Er sah staubig und müde aus, als hätte man ihn von einem fernen Feld geholt. Er musterte sie und Bonchoo, dann setzte er sich neben Nouvak, blickte jedoch Mrs. Pollifax an. Er und Nouvak sprachen miteinander, und Bonchoo lauschte aufmerksam. Offenbar unterhielten sie sich über sie, und Mrs. Pollifax achtete besonders auf den Gesichtsausdruck des Dzoema, um daraus vielleicht etwas entnehmen zu können. Die Haut des hageren Mannes war dunkel und die Adern an den Schläfen, am Hals und an den Händen hoben sich wie Kordeln hervor. Er gestikulierte viel, was zu seinem ausdrucksvollen Gesicht paßte. Einmal lachte er, da sah sie, daß seine Zähne vom Betelkauen rötliche Flecken aufwiesen. Wenn er zuhörte, verhielt er sich ganz still, und seine Augen ruhten forschend auf dem Gesicht des Sprechenden.
Endlich wandte sich Bonchoo ihr zu. »Sie haben diskutiert, was am besten ist. Sie heißen uns willkommen, doch es beunruhigt sie, daß Banditen hinter uns her sind. Sie gaben erst vor einiger Zeit ihr letztes Dorf auf und sind hierhergezogen, weil Banditen ihnen ihr Silber raubten, das ganze Geld, das die Ernte ihnen eingebracht hatte, ein M-16 und zwei Ziegen.«
»O je!« Sie warf einen mitfühlenden Blick auf Nouvak. »Ich möchte wirklich nicht, daß sie unseretwegen in Schwierigkeiten geraten.«
»Ich habe ihnen versichert, daß wir für etwas zu essen gut bezahlen werden. Sie haben doch Geld?«
»Eine Menge 25-Baht-Scheine«, antwortete sie und überlegte, wieviel sie umgerechnet wert waren. »Sehr gut. Fünf reichen für den Anfang. Sie sind nicht reich, wie Sie sehen können. Sie haben auch über unsere Lage gesprochen. Wenn sie weder Farang, noch Schan in der Nähe finden...«
Mrs. Pollifax sagte rasch: »Aber wenn sie nicht allzu weit entfernt sind, würden sie sie doch finden, oder?«
Bonchoo nickte. »Ja, aber wenn nicht, bieten sie uns für morgen früh Hilfe an. Wahrscheinlich«, fügte er lakonisch hinzu, »um uns loszuwerden, ehe sie wegen uns tatsächlich in Schwierigkeiten kommen.«
»Welche Art von Hilfe?«
»Eine Junge namens Anu soll uns führen. Die Akha kennen den Wald und sie kennen die Schmuggler. Etwa vierzig Kilometer von hier, an der birmanischen Grenze, gibt es ein gut getarntes Lager der Schan.« Aufgeregt fragte sie: »Und sie glauben, daß man Cyrus dorthin bringt?«
»Ja, aber sich in der Nähe blicken zu lassen ist gefährlich«, warnte er. »Es liegt bereits in Birma - und wenn die Schmuggler glauben, daß wir ihnen nachspionieren...« Seine Hände durchschnitten die Luft. »... töten sie uns. Und wer
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