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und das Goldene Dreieck

und das Goldene Dreieck

Titel: und das Goldene Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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wollen Sie hin?« erkundigte sich Bonchoo. Er erhielt keine Antwort. Nouvak hatte jemandem in der Dunkelheit zugerufen, jetzt kam der drahtige kleine Mann herbei, der sie zum Dorf eskortiert hatte. Zu Mornajay sagte Nouvak: »Lipha macht Ihnen Platz, damit Sie in seinem Haus schlafen können.« Verkniffen hob Mornajay seinen Schlafsack wieder auf, nickte unfreundlich und folgte Lipha. Schweigen setzte ein, als er gegangen war. Das Holzkohlenfeuer war am Erlöschen und die Nachtluft wurde kühl. Einige Männer drehten sich um und gingen. Die Kinder lächelten Mrs. Pollifax mit glücklichen Gesichtern an. Eines kam sogar heran, berührte ihren Ärmel und lächelte schüchtern zu ihr hoch.
    »Gute Nacht«, rief Mrs. Pollifax, als sie mit ihren Müttern weggingen.
    Apha kam herbei, auch sie berührte kurz ihren Arm. Ihre Augen waren groß und scheu und warm. Mrs. Pollifax folgte ihr zur Frauenseite des Hauses, wo Apha auf eine Schüssel mit Wasser deutete. Mrs. Pollifax wusch sich das Gesicht, dann ging sie zur Männerseite. Nouvak zeigte ihr ihre Matte nahe der Tür. Vorsichtig legte Mrs. Pollifax sich darauf und entspannte die müden Muskeln. Der Boden war nicht so hart, wie sie erwartet hatte, der Bambus war nachgiebig. Sie verdrängte den Wunsch, sich die Zähne zu putzen und in einen Schlafanzug zu schlüpfen, und dachte über die langen Tage nach, über Cyrus, über Bonchoo, über die beiden Schan Naklengs und über Mornajay. Hauptsächlich aber dachte sie an Cyrus. Sie erinnerte sich, daß sie sich im ersten Monat, nachdem sie ihn geheiratet hatte, manchmal nach ihrem alten Leben gesehnt hatte: Nach dem kleinen Apartment mitten in der Stadt, nach ihren Bekannten vom Garten-Club, ja sogar nach Miß Hartshorne, deren bevormundendes Wesen ihr anfangs Angst eingejagt hatte. Und dann war ihr eines Tages klargeworden, daß bestimmt auch Cyrus hin und wieder seine alte Umgebung vermißte. Danach hatten sie miteinander darüber gesprochen, und von da ab hatte sie aufgehört zurückzublicken und war in der Gegenwart glücklich geworden. Nun lag sie auf der geflochtenen Strohmatte und konnte sich ein Leben ohne ihn überhaupt nicht mehr vorstellen. Doch sie mußte die Möglichkeit ins Auge fassen, daß sie ihn nicht fand. Bonchoo hatte sein Stoßgebet über Journalisten folgendermaßen erklärt: In den vergangenen Jahren hatten dreißig Journalisten in diesen Bergen einen gewaltsamen Tod gefunden. Hier konnten Menschen spurlos verschwinden. Cyrus sprach kein Thai, er hatte keine Möglichkeit, seine Unschuld zu beteuern oder auch bloß zu erklären, wer er war. Und es gab hier nur sehr, sehr wenige, die Englisch sprachen.
    Sie seufzte und versuchte lieber, an Mornajay zu denken. Sie schämte sich für ihn, daß er so selbstherrlich und unhöflich war. Wie ein Bandit hatte er dem Dorf mit seiner Bemerkung über Wilde die Würde geraubt... Wilde, also wirklich! Sie fragte sich, was er in diesen abgelegenen Bergen suchte. Sie fragte sich auch, was der nächste Tag bringen würde. Die Nacht war voll Geräusche: Ein Schwein grunzte, Hunde bellten, die Bambuswände knarrten und im Wald schrillten Zikaden. Sie hoffte, nicht zu übermüdet zu sein, um einzuschlafen. Behutsam drehte sie sich um und begann langsam rückwärts zu zählen. Bei zwanzig fing sie an und ehe sie acht erreichte, war sie bereits in einen unruhigen Schlaf gesunken.
    Es war noch dunkel, als sie einmal abrupt erwachte. Die Männer waren stille schwarze Umrisse ringsum, doch hinter der Trennwand rührten sich bereits die Frauen. Mrs. Pollifax schloß die Augen wieder und schlief weiter. Als sie erneut aufwachte, herrschte reges Leben im Dorf. Frauen riefen einander zu, Hunde bellten, der Rauch von vielen Holzfeuern hing in der Luft und aus der Küche war Gemurmel zu hören. Auf dieser Seite der Trennwand befand sich außer ihr nur noch Bonchoo, der sich jetzt aufsetzte und die Augen rieb. »Gut geschlafen, Bonchoo?«
    »Yai! wir sind wirklich noch hier«, sagte er enttäuscht. »Ich hatte gehofft, wenn ich die Augen reibe, würde alles verschwinden.« Er stand auf und spähte um die Trennwand. »Ah
- Frühstück!«
    Wieder setzte sich Mrs. Pollifax im Schneidersitz auf den Boden, bediente sich aus der Reisschüssel und formte nun schon sehr geschickt Reiskugeln. Dazu gab es eingelegte Sprossen und erfrischenden Tee. Sie beendeten gerade ihr Frühstück, als Nouvak mit einem Jungen von dreizehn oder vierzehn hereinkam. Beide trugen lange schmale Gewehre.
    Nouvak

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