und das Goldene Dreieck
entlegenen Dorf für sie war. Sie wollte ihr eine kleine, persönliche Aufmerksamkeit schenken, darum kramte sie in ihrer Umhängetasche und brachte einen Taschenspiegel zum Vorschein, den Satz großer Sicherheitsnadeln, die sie für den Notfall immer bei sich trug, und einen Lippenstift.
Apha blickte die Sachen an, dann Mrs. Pollifax. Schließlich streckte sie die Hand danach aus, zog sie jedoch flüchtig wieder zurück und blickte aufs neue in Mrs. Pollifaxs Gesicht. Und dann, als ihre Finger sich um die Geschenke schlossen, begann sie übers ganze Gesicht zu strahlen; sie murmelte aufgeregt und rannte ins Haus. Mrs. Pollifax rief ihr ein Lebewohl nach und kehrte zu Bonchoo zurück.
Mornajay war noch in ein Gespräch mit Bonchoo vertieft. Als er sie sah, wandte er sich an sie: »Da Sie westwärts wollen und einen Führer haben, würde ich mich Ihnen gern ein paar Kilometer anschließen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
Es überraschte sie nicht, sie war sich nur nicht sicher gewesen, ob er höflich fragen oder einfach erklären würde, daß er mitkam. Freundlich antwortete sie: »Wenn es Bonchoo und Anu recht ist. Haben Sie Nouvak das Geld gegeben?« fragte sie Bonchoo.
»Schon erledigt.«
Als sie losmarschierten, rannte Apha aus dem Haus und drückte Mrs. Pollifax etwas in die Hand.
»Es ist ein Geschenk«, erklärte Bonchoo. »Sie hat es selbst gemacht und wäre glücklich, wenn Sie es annehmen.«
Nun war es Mrs. Pollifax, die scheu lächelte und Worte stammelte, die aus tiefstem Herzen kamen, denn noch nie hatte sie etwas wie dieses Geschenk gesehen: Es war eine Halskette aus schwarzen Körnern und weißen Hülsen und in gleichmäßigen Abständen dazwischen birnenförmige braune Minikürbisse und leuchtend rote Federn, alles kunstvoll auf eine dünne Schnur gereiht. Ohne Rücksicht auf mögliche Sitte oder Tabus umarmte Mrs. Pollifax Apha herzlich. »Sagen Sie ihr«, bat sie Bonchoo, »daß ich es in Ehren halten werde, es ist wunderschön! Und mögen die Geister des Waldes immer mit ihr sein!«
Bonchoo übersetzte es, dann sagte er: »Aber jetzt müssen wir gehen.«
Mrs. Pollifax blickte noch einmal auf die staubigen kleinen Häuser, die zum Teil noch vom Morgennebel verschleiert wurden. Rauch kräuselte träge aus den Küchen; Männer und Jungen verließen die Hütten, um auf Jagd zu gehen oder auf den entlegenen Feldern zu arbeiten; bestimmt kochten die Frauen und webten und spannen und enthülsten Reis und schleppten Wasser und Brennholz, und abends würden sie die Männer mit einem Essen empfangen. Jeder hatte seinen Platz, dachte sie, seine Arbeit, und Regeln, nach denen sie lebten und eine Stammeskultur, die sie pflegten und teilten. Sie würde diese Akha nicht vergessen: Eines Tages, vielleicht während sie zu Hause gerade ihre Geranien goß, würde sie sich an Apha erinnern und an die einfache Harmonie, in der sie lebte. Doch als sie an zu Hause dachte, gab es ihr einen Stich, denn sie fragte sich, ob Cyrus bei ihr sein würde, wenn sie je wieder heimkam...
Sie schritten durchs Schutztor, überquerten ein Stoppelfeld, dann führte Anu sie zu einem schmalen Pfad im Wald, und wieder betraten sie diese so ganz andere Welt des Dschungels.
Nach etwa einem dreiviertel Kilometer erreichten sie den Kamm eines Berges. Bonchoo bleib stehen und deutete. Mrs. Pollifax hielt den Atem an bei dem Blick, der sich ihnen von dieser kleinen, hohen Lichtung bot: Die schräg abfallenden Berge sahen aus, als hätte man eine grüne Cordsamtdecke über sanft geschwungene Hügel und Kuppen geworfen, und diese Decke fiel in Wellen tief hinunter zu einem Tal, das wie der Boden einer Schale aussah. Kilometer unter ihnen zog sich, einem Faden gleich, eine Straße dahin, eine Gruppe winziger Dächer schimmerte in der Sonne - und ringsum endlose grüne Hänge. Als sie ein Klicken hinter sich hörte, drehte sie sich um und sah, daß Mornajay gerade eine Aufnahme gemacht hatte. Er senkte die Kamera, runzelte die Stirn, richtete offenbar etwas daran und schoß ein weiteres Bild. »Besonders schöne Exemplare von Bambus vulgaris«, murmelte er.
»Wo sind wir jetzt?« fragte Mrs. Pollifax Bonchoo.
»Sehr hoch oben«, antwortete er. »Nicht nur hoch im Gebirge, sondern auf Ihrer Karte auch ganz nah an der oberen Ecke von Thailand. Das da drüben ist die Tanenbergkette, und dort«, er deutete, »liegt Birma. Gar nicht weit.«
»Wissen Sie«, sie blickte ihm ins Gesicht, »Sie sprechen ein sehr gutes Englisch. Können alle - uh - Schmuggler
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