und das Goldene Dreieck
ist hier, um uns zum SchanLager zu führen, das gut versteckt ist - natürlich ist es gut versteckt -, und ohne Anu...« Er schauderte. »Ich würde nicht gern eine Nacht im Dschungel zubringen.«
»Sie meinen, wir müssen uns entscheiden?« sagte sie stockend. »Ihn mitnehmen oder zurückkehren?« Sie kauerte sich auf die Fersen und blickte Mornajay an. Sie wollte gütig sein und doch... »Bonchoo, wir können nicht umkehren! Wir sind schon so weit gekommen und haben so lange dazu gebraucht.« Er braucht ein Antiseptikum für seine Wunde, dachte sie. Und sie müßte verbunden werden. Sie hoffte, daß er nicht im Schock war und daß die Wunde sich nicht entzündete, denn sie sah nicht schön aus - die Haut ringsum war besorgniserregend rot. »Wir können nicht zurück!« wiederholte sie verzweifelt.
Bonchoo sprach mit Anu, der nickte und einen Bambus schnitt, den Mornajay als Krückstock benutzen konnte. Mornajay taumelte ein bißchen, als sie ihm auf die Füße halfen, aber er preßte entschlossen die Lippen zusammen.
Mrs. Pollifax fand, daß er den Mut eines Mannes hatte, der keinerlei Schwäche an sich duldete. »Ich bin okay«, versicherte er ihnen. »Es wird schon wieder. Wir müssen weiter!«
Sie lächelte ihm ermunternd zu, doch der Gedanke an Cyrus beschränkte ihr tieferes Mitgefühl. Sie konnten Anu nicht entbehren - damit hatte Bonchoo recht - und sie durften jetzt einfach nicht mehr umkehren! Es war eine verflixte Situation, und sie konnte sich nur an die Vernunft halten und sich sagen, daß sie Mornajay ja nicht aufgefordert hatten, sie zu begleiten, sondern daß er sich ihnen aufgedrängt hatte. Wenn er sich nur noch durch seinen Stolz auf den Beinen zu halten vermochte, würden sie das nutzen müssen. Das war kein erfreulicher Gedanke, aber auch die Gedanken, die sie sich um Cyrus machte, waren nicht erfreulich. Sie mußte einfach daran glauben, daß er noch lebte und sich irgendwo vor ihnen befand.
Es wurde ihr viel abverlangt, und sie fühlte sich plötzlich unbeschreiblich müde.
Sie bemerkte, daß Bonchoo sie beobachtete. »Sie dürfen sich jetzt nicht unterkriegen lassen!« mahnte er.
Er sah es ihr also an. Was für ein guter und anständiger
Mensch er doch ist! dachte sie und schenkte ihm ein dankbares Lächeln. »Ich weiß.« Sie schaute auf die Uhr. Es war kurz nach zwölf, und sie waren um acht Uhr aufgebrochen. »Ist es noch weit?«
Bonchoo fragte Anu. »Er sagt - ich glaube, er sagt, nur noch zwei Stunden von hier, aber mit Entfernungen kennt er sich wohl nicht so recht aus. Nach der Sonne«, er deutete, »werden wir wahrscheinlich Mitte des Nachmittags da sein.«
»Gut«, sie nickte. »Ich bin froh, daß ich das weiß, es hilft.« »Stützen Sie sich auf Anu«, riet Bonchoo Mornajay. Sie setzten sich wieder in Bewegung, kamen jedoch nur langsam voran, da sie sich nach Anu und Mornajay richten mußten.
Sie hatten etwa einen dreiviertel Kilometer zurückgelegt, als Mornajay stolperte. Nach dem dritten Mal drehte Anu sich mit hilflosem Blick zu Bonchoo um. »Was ist los?« erkundigte sich Bonchoo und eilte an Mrs. Pollifax vorbei zu ihm.
Mornajay wankte auf den Beinen, sein Gesicht war tief gerötet und seine Augen glänzten fiebrig. Gekränkt sagte er: »Ich kann das nicht als Kritik anerkennen; erstens vor allem, weil es nicht stimmt, und zweitens...« Er blieb stehen. »Zweitens...«, begann er erneut und blickte Mrs. Pollifax verwirrt an. »Sie sind nicht Chin-Ling! Wo ist Chin-Ling?«
Mrs. Pollifax streckte die Hand aus und berührte seine Stirn. »Er glüht vor Fieber!« rief sie erschrocken. Bonchoo stellte Anu eine Frage, die der Junge ausführlich und gestikulierend beantwortete. Als Bonchoo sich wieder ihr zuwandte, wirkte er zutiefst besorgt. »Er sagt...« Bonchoo zögerte, dann platzte er heraus. »Er sagt, daß der Pfeil vielleicht in Gift getaucht wurde, in Ya pit...«
» Gift! Großer Gott!« keuchte sie. »Mr. Mornajay...« Aber Mornajay war in die Knie geknickt. Einen Augenblick bleib er so, dann sank er langsam rückwärts auf den Waldboden. Mrs. Pollifax beugte sich über ihn und rief: »Bonchoo, er ist sehr krank! Er braucht Hilfe!« Im gleichen Augenblick wurde ihr bewußt, wie lächerlich ihre Worte waren, denn wo in aller Welt sollten sie in einem Dschungel, fern aller Zivilisation, ärztliche Hilfe finden? Außer... »Was ist mit den Grenzsoldaten, die an uns vorbeigekommen sind?«
Bonchoo schüttelte den Kopf. »Das ist schon eine Stunde und viele
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