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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fischerkate um.
    »Wo schläfst du eigentlich?«
    »Nebenan steht ein Feldbett.«
    Carola scheute sich nicht, sozusagen einen Lokaltermin durchzuführen. Das knappe Urteil, mit dem sie aus dem Nebenraum zurückkehrte, lautete: »Zu schmal.«
    Detlev spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Das schaffe ich nicht, ihr zu widerstehen, dachte er. Aber es geht nicht anders.
    »Wo bist denn du untergebracht?« fragte er sie.
    »Nirgends. Ich bin von der Bahnstation direkt hierhergelaufen, weil ich hoffte, du würdest mich aufnehmen.«
    »Inzwischen hast du aber gesehen, daß das kaum möglich ist.«
    »Stroh steht uns hier keines zur Verfügung?« sagte sie lächelnd.
    »Nein, aber ich kann dich zunächst in der Nähe einmieten, bei den Fringolds.«
    Das wichtigste an diesem Satz war für sie das Wort ›zunächst‹. Es eröffnete günstige Perspektiven auf die Zukunft.
    »Wer sind die Fringolds?« fragte sie.
    »Mutter und Sohn. Sie ist eine alte Fischerswitwe, er ein junger Heringsfahrer. Beide sind gute, treuherzige Menschen. Ein paar Mark nebenher zu verdienen wird ihnen guttun.«
    »Das hat aber noch ein bißchen Zeit.«
    »Was hat noch ein bißchen Zeit?«
    »Meine Einquartierung bei den Fringolds. Ich möchte noch eine Weile mit dir Zusammensein. Oder willst du das nicht?«
    »Doch.«
    »Das klang aber nicht gerade begeistert.«
    »Carola, darf ich … ehrlich sein?«
    »Ich bitte dich sogar darum. Ich kenne mich nämlich nicht aus mit dir. Auf der einen Seite gestehst du mir, unter unserer Trennung gelitten zu haben, auf der anderen Seite hält sich deine Freude über unser Wiedersehen offensichtlich in Grenzen.«
    »Carola, ich … ich würde dich am liebsten an mich reißen, glaub mir, aber …«
    »Dann tu's doch!« unterbrach sie ihn, sprang auf und warf sich ihm in die Arme.
    Ein Feuer loderte. Flammen der Leidenschaft schlugen über ihnen zusammen. Carolas junger, bebender Körper, der sich an den seinen preßte, ihre Küsse, ihre gestammelten Laute der Liebe, all dies summierte sich zu einer Herausforderung für ihn, die nur eine einzige Reaktion seinerseits hervorrufen konnte: Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Nur fehlte es seinem Körper an vergleichbarer Jugendlichkeit, aber dieses Manko war noch nicht so groß, daß es nicht – genau wie in der Schutzhütte im Schatten der Zugspitze – durch Erfahrung mehr als ausgeglichen werden konnte.
    Das Feldbett lief dem Stroh eindeutig den Rang ab.
    »Sagtest du nicht, es sei zu schmal?« fragte Detlev sie in der Pause nach dem ersten Sturm und vor dem zweiten.
    »Da ging ich noch von anderen Voraussetzungen aus.«
    »Wär's nur bei denen geblieben«, seufzte er.
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Carola, wie denkst du dir das eigentlich mit mir?«
    »Das siehst du doch«, erwiderte sie, ohne lange zu überlegen. »Ich liebe dich, und ich möchte, daß du mich heiratest. Ganz einfach, nicht wahr?«
    »Oder liebst du mich nicht?« fragte sie ihn, als er schwieg.
    Die Antwort darauf war der zweite Sturm, zu dem Detlev mit seinem buchstäblichen Crescendo die Voraussetzung schuf.
    Danach aber sagte er: »Ich weiß, du hörst das nicht gern, aber ich muß dich trotzdem daran erinnern: Du denkst überhaupt nicht an den Altersunterschied zwischen uns beiden.«
    »Von dem ich nicht das geringste merke«, meinte sie frivol.
    »Der aber da ist, Carola, schon jetzt. Du merkst ihn nicht, sagst du. Warum merkst du ihn nicht? Weil es dir an einschlägiger Erfahrung fehlt. Ich war dein erster und einziger Mann, bin es noch … oder?« zögerte er.
    »Natürlich! Denkst du, in der Zwischenzeit hätte sich daran etwas geändert?«
    Teils vorwurfsvoll, teils zornig, im ganzen beleidigt blickte sie ihn an.
    »Siehst du, und das ist der Fehler, Carola.«
    »Was ist das?«
    »Der Fehler. Wenn du neben mir einen Jüngeren kennengelernt hättest, einen, der altersmäßig zu dir paßt, sähe alles ganz anders aus.«
    »Für wen?«
    Sie hatte sich neben ihm aufgerichtet – ein schwieriges Unterfangen auf dem schmalen Lager, das sie sich teilten.
    »Für dich, Carola.«
    »Nein.«
    »Doch, denke einmal weiter: In zwanzig Jahren bin ich über sechzig – ein Greis. In zwanzig Jahren bist du aber noch keine vierzig – eine blühende Frau. Und nun stell dir vor, du wärst an mich gekettet. Schauderhaft!«
    Carola legte eine kleine Pause ein, dann sagte sie: »Bist du deshalb am Eibsee ausgerissen, weil du in zwanzig Jahren sechzig sein wirst und ich vierzig?«
    Nein, nicht nur

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