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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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deshalb, dachte er, beileibe nicht nur deshalb.
    Die Rechnung ließe sich beliebig fortsetzen.
    »Vergegenwärtige dir, wenn dir ein Zeitraum von zwanzig Jahren nicht genügt, einen von dreißig – wie's dann aussieht.«
    »Weißt du was? Ich vergegenwärtige mir einen von vierzig Jahren. Dann bist du achtzig – ein Greis. Und ich bin sechzig – eine Greisin. Mit anderen Worten: Ich habe dich eingeholt. Also überhaupt kein Grund, am Eibsee auszureißen.«
    »Mit dir kann man nicht reden, Carola«, sagte er seufzend.
    Ich muß mir ein bißchen Zeit nehmen, dachte er, für sie, und auch für mich. Ich darf nicht glauben, daß in einer Stunde oder meinetwegen auch am heutigen Abend das Kapitel zwischen uns beiden zu bereinigen ist. Laß sie erst einmal ein paar Tage in der primitiven Kate der alten Fringold herumsitzen, während ich die ganze Zeit am Deich bin. Laß mich am Abend müde sein. Laß sie …
    »Woran denkst du?« unterbrach sie sein Schweigen.
    »Daran, was du morgen tagsüber machen wirst, wenn ich keine Zeit für dich haben werde.«
    »Auf den Abend warten«, sagte sie lächelnd.
    »Und übermorgen?«
    »Auf den Abend warten.«
    Plötzlich fiel ihm etwas ein.
    »Und deine Schule? Was ist eigentlich damit?«
    »Nichts mehr.«
    »Was – nichts mehr? Du stehst doch kurz vor dem Abitur?«
    »Nicht mehr.«
    »Nicht mehr, nichts mehr … Was heißt das? Du willst mir doch nicht etwa sagen, daß du …«
    Der Rest erstarb ihm auf der Zunge.
    »Doch.«
    »Carola, bist du wahnsinnig?«
    Sie ist es, sagte er sich. Einen krasseren Beweis könnte es dafür gar nicht geben. Hierin zeigt sich eben der Altersunterschied. Es liegt einfach zuviel dazwischen. Ich stell' mir vor, meine Tochter – wenn ich eine hätte – würde das machen. Großer Gott! Oder mein Sohn – wenn ich einen hätte. Nein, nein! Und dann eine Ehe. Wie lange könnte die gut gehen? Keine fünf Jahre. Keine drei.
    Carola, dachte er, es ist ja nicht so, daß ich mich leichten Herzens von dir lösen würde, o nein, ich habe dich tief im Blut, und ich weiß zur Stunde nicht, ob ich dich aus diesem je wieder ganz herauskriege; ich fürchte, niemals. Aber …
    »Woran denkst du?« schreckte sie ihn wieder auf.
    »Du bist wahnsinnig, ich sagte es schon.«
    »Ich liebe dich wahnsinnig, ja.«
    »So weit darf es nicht gehen.«
    »Wer hat mich denn dazu getrieben?«
    »Sag nur nicht, ich sei das gewesen.«
    »Nein, der Kaiser von China.«
    »Carola!« rief er. »Du machst das rückgängig mit der Schule!«
    Sie lächelte.
    In der Tat, sie grinst, dachte er erregt.
    »Es gibt nur eine Position, aus der du mir das befehlen könntest, Detlev.«
    »Aus welcher?«
    »Als mein Ehemann.«
    Und wieder war er geschlagen.
    »Carola!«
    »Ja?«
    »Wenn du schon auf mich nicht hörst, was haben denn deine Eltern zu diesem Wahnsinnsschritt gesagt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Warum weißt du das nicht?«
    »Weil ich nicht mit ihnen gesprochen habe, sondern ihnen nur einen Brief hinterlassen habe.«
    »Großer Gott, das wird ja immer toller. Du bist also, wenn ich das richtig sehe, regelrecht durchgebrannt?«
    Nun nickte sie doch ziemlich zerknirscht. Sie mußte an ihre Mutter denken.
    »Mama wird sehr geweint haben«, sagte sie leise.
    »Und dein Vater?«
    »Getobt.«
    »Das kann ich mir denken. Wenn er ein richtiger Vater ist, werde ich mich vor ihm in acht nehmen müssen.«
    »Wieso du?« fragte sie bange.
    »Weil er der Sache nachgehen und dabei zwangsläufig auf mich stoßen wird.«
    »Die haben alle keine Ahnung von dir«, beruhigte sie sich selbst. Daß dies ein Irrtum war, ahnte sie nicht.
    Frauen tun sich oft schwer mit der Logik, das trat selbst bei der hochintelligenten Carola Burghardt gelegentlich in Erscheinung. Selbst wenn es zugetroffen hätte, daß Detlev Padenberg für ihren Vater noch eine vollkommen unbekannte Größe gewesen wäre, hätte sie sich sagen müssen, daß gerade ihre Bestrebungen der Erhaltung dieses Zustandes am wenigsten förderlich waren. Oder strebte sie keine Ehe mit Detlev Padenberg an? Im allgemeinen läßt es sich dabei nicht vermeiden, daß sich Schwiegervater und Schwiegersohn kennenlernen. Spätestens dann besteht Gelegenheit, daß der eine dem anderen – oder der andere dem einen – sagt, was er von ihm hält.
    »Carola«, erklärte Detlev nach längerem Stillschweigen, »nach Lage der Dinge muß ich dich bitten, von mir Geld anzunehmen.«
    »Wieso?« antwortete sie kurz.
    »Weil ich mir nicht vorstellen kann, daß dein

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