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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Weg war ihm auf Befragen so genau beschrieben worden, daß er ihn – erst mit dem Auto und nun das letzte Stück auf Schusters Rappen – ohne weiteres gefunden hatte. Bei jedem Schritt versank Jens bis zu den Knöcheln in dem aufgeweichten Sand, als er sich gegen den Wind vorwärts kämpfte. Obwohl die Strecke, die er zu Fuß zurücklegen mußte, keine dreihundert Meter lang war, war er in Schweiß gebadet, als er Padenbergs Kate erreicht hatte und sich durch Klopfen bemerkbar machte. Er tat dies mit den Fingerknöcheln, hatte aber keinen Erfolg. Das erzeugte Geräusch schaffte inmitten des Sturms nicht einmal den Weg von der Tür bis zu Jens Kostens eigenen Ohren. Es mußte also die Faust her, mit der Jens, gegen die Tür trommelnd, einen zweiten Versuch unternahm. Detlev Padenberg wurde davon aufgeschreckt. Nicht gerade begeistert, fragte er den jungen Mann, den er vor seiner Tür entdeckte: »Was gibt's?«
    »Sind Sie Herr Padenberg?«
    »Ja.«
    »Mein Name ist Kosten. Kann ich Sie sprechen?«
    »Bitte.«
    »Darf ich reinkommen? Es wird nämlich etwas länger dauern.«
    »Länger? Ich habe wenig Zeit …«
    »Sie werden sie sich nehmen müssen.« Das klang ziemlich aggressiv.
    »Wieso? Geht's um den Deich?«
    »Nein, um Carola Burghardt.«
    Wortlos gab Padenberg jetzt den Weg ins Hütteninnere frei. Die Atmosphäre war natürlich sehr, sehr frostig. Drinnen fragte Padenberg: »Wie, sagten Sie, war Ihr Name?«
    »Kosten. Jens Kosten.«
    Padenberg musterte Jens kühl.
    »Setzen Sie sich. Was haben Sie mit Carola Burghardt zu tun?«
    »Ich war mit ihr am Eibsee. Ich nehme an, das sagt Ihnen etwas.«
    »So, der sind Sie? Ja, das sagt mir etwas.«
    Daß ihm das wenig Erfreuliches sagte, ging deutlich aus Padenbergs Ton hervor.
    »Wo ist sie?« fragte Jens.
    »Nicht hier.«
    »Aber in der Nähe?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie hat Hamburg verlassen, um zu Ihnen zu fahren. Daran gibt es keinen Zweifel.«
    »Und warum sind Sie ihr gefolgt?«
    Kosten hielt Padenbergs Blick, der nichts an Geringschätzung zu wünschen übrigließ, stand. Mit klarer Stimme antwortete er: »Dafür gibt's zwei Gründe. Der erste ist, daß ich Carola liebe …«
    Padenberg unterbrach ihn: »Warum sind Sie dann am Eibsee verschwunden, statt …«
    »Das war falsch, heute weiß ich das«, fiel ihm Kosten ins Wort. »Damals war das aber vielleicht trotzdem nicht verkehrt, weil ich Sie, wenn ich geblieben wäre, vielleicht umgebracht hätte.«
    Padenbergs Blick veränderte sich etwas. Der Ausdruck der Geringschätzung minderte sich.
    »Das wäre jedenfalls ein Beweis für Ihre Liebe gewesen«, antwortete er, immer noch ironisch genug. »Ob ein echter, das ist eine andere Frage.«
    »Und der zweite Grund, warum ich hierherkam, ist, daß ich Sie warnen möchte.«
    »Mich warnen? Wovor?«
    »Vor Carolas Vater. Er ist Ihnen auf der Spur.«
    »Auf der Spur? Hören Sie, was ist das für ein Ausdruck? Ich bin keiner, dem jemand auf der Spur zu sein hat, wie etwa die Polizei einem, nach dem gefahndet wird.«
    »Er will Sie erschießen.«
    »Was?«
    »Er sucht Sie, wie ich Sie gesucht habe, und wird Sie, wie ich, finden – und er hat gesagt, daß er Sie dann erschießen wird.«
    Detlev Padenberg ging zum Wandschränkchen, in dem sich neben der Rumflasche auch eine mit Kornbranntwein befand. Er nahm letztere heraus, goß sich ein Glas ein und kippte es hinunter. Dann fragte er Jens Kosten: »Zu wem hat er das gesagt?«
    »Zu mir am Telefon.«
    »So Ähnliches sagen viele.«
    »Unterschätzen Sie den nicht. Ich kenne ihn. Oder fragen Sie Carola, die wird Ihnen das bestätigen.«
    Padenberg schwieg eine Weile, deutete dann mit dem Zeigefinger auf die Flasche.
    »Auch einen?«
    »Danke, nein.«
    Detlev Padenberg füllte trotzdem ein zweites Glas und stellte es vor Kosten auf den Tisch.
    »Vielleicht später«, sagte er dabei.
    Dann fuhr er fort: »Warum warnen Sie mich? Um mich zu schonen oder vielleicht gar zu retten?«
    »Nein.«
    Das kam so spontan und dabei so ehrlich aus Kostens Mund, daß Padenberg kurz lachen mußte.
    »Warum dann?«
    »Weil ich nicht möchte, daß Carolas Vater eingesperrt wird. Das wäre doch schrecklich für Carola.«
    »Aber ich wäre Ihnen damit aus dem Weg.«
    »Durchaus.«
    Noch einmal mußte Padenberg lachen.
    »Doch auch dies«, fuhr Kosten mit leiser werdender Stimme fort, »würde Carola, wie ich leider annehmen muß, sehr, sehr weh tun. Deshalb möchte ich das ebenfalls nicht.«
    Er senkte seinen Blick und sah auf die

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