und das Pergament des Todes
Al. Aber ist er auch hineingegangen?«
»K eine Ahnung«, musste ich zugeben. »I ch konnte es nicht mit absoluter Sicherheit erkennen.«
»V ersuch es noch einmal mit den Linsen«, bat Australia mit einem aufmunternden Nicken; das schien eine ihrer Lieblingsgesten zu sein.
Ich trug noch immer die Botenlinsen auf der Nase und versuchte nun wie schon einige Male zuvor meinen Großvater zu kontaktieren. Aber das Ergebnis bestand nur aus einem tiefen Summen und einem verschwommenen Flackern vor meinen Augen. »I ch versuche es ja«, meinte ich schließlich, »a ber ich kann nichts erkennen außer einem undeutlichen Flackern. Weiß irgendjemand, was das bedeutet?«
Hoffnungsvoll sah ich Australia an. Sie zuckte mit den Schultern– für einen Okulator schien sie extrem wenig Ahnung von diesen Dingen zu haben. Andererseits– ich war auch einer, und ich wusste sogar noch weniger darüber. Es war also nicht so leicht, ein Urteil zu fällen.
»M ich müsst ihr nicht fragen«, meldete sich Kaz zu Wort. »D iese Fähigkeit ist zum Glück völlig an mir vorübergegangen.«
Mein Blick wanderte zu Bastille.
» S ie müssen Sie gar nicht erst ansehen«, mischte sich Draulin ein. »B astille ist ein Knappe von Crystallia, kein Okulator.«
Ich versuchte, Bastilles Blick einzufangen, doch sie sah bedeutungsvoll zu ihrer Mutter hinüber.
»I ch befehle ihr, sich zu äußern«, sagte ich.
»E s bedeutet, dass irgendwelche Störfaktoren vorliegen«, erklärte Bastille hastig. »B otenlinsen sind dafür ziemlich anfällig, und es gibt bestimmte Glasarten, mit denen man sie blockieren kann. Ich würde wetten, dass es unten in der Bibliothek Sicherheitsvorkehrungen gibt, die die Leute daran hindern sollen, sich ein Buch zu schnappen und dann– bevor ihre Seele geraubt wird– den Inhalt jemandem vorzulesen, mit dem sie über die Linsen in Verbindung stehen.«
»V ielen Dank, Bastille«, sagte ich betont höflich. »W eißt du, manchmal ist es wirklich nützlich, dich dabeizuhaben.«
Sie grinste, bemerkte dann aber, wie Draulin sie mit Missfallen musterte, und verkrampfte sich wieder.
»A lso, wie ist das jetzt, schlagen wir ein Lager auf?«, fragte Kaz.
Mir wurde bewusst, dass alle Blicke auf mich gerichtet waren. »Ä h, klar.«
Draulin nickte, ging zu einer farnähnlichen Pflanze, die in der Nähe wuchs, und begann damit, ihre Blätter abzuschneiden, um daraus eine Art Unterstand zu bauen. Es war inzwischen deutlich wärmer geworden, aber ich denke, das war zu erwarten gewesen, wo wir uns doch in Ägypten befanden und überhaupt.
Ich machte mich daran, gemeinsam mit Australia die Rucksäcke nach etwas Essbarem zu durchsuchen. Mein Magen knurrte hörbar, während wir die Nahrungsmittel auspackten. Seit den faden Chips am Flughafen hatte ich nichts mehr gegessen.
»S o, so«, begann ich das Gespräch. »D u bist also ein Okulator?«
Diese Frage ließ Australia erröten. »N a ja, weißt du, kein besonders guter. Mir ist irgendwie nie so ganz klar, wie diese Linsen funktionieren sollen.«
Ich lachte in mich hinein. »D arin bin ich auch nicht so besonders.«
Dadurch schien sie nur noch peinlicher berührt zu sein.
»W as denn?«, fragte ich.
Sie schenkte mir eines ihrer typischen munteren Lächeln. »G ar nichts. Es ist nur, na ja. Du bist ein Naturtalent, Alcatraz. Ich habe schon mindestens ein Dutzend Mal probiert, Botenlinsen zu benutzen, und du hast ja gesehen, wie schlecht ich damit zurechtgekommen bin, als ich am Flughafen Kontakt zu dir aufgenommen habe.«
»I ch finde, du hast das gut gemacht«, widersprach ich. »I mmerhin hat es mich gerettet.«
»W enn du meinst.« Sie senkte den Blick.
»H ast du denn keine Okulatorenlinsen?«, fragte ich, da mir gerade zum ersten Mal auffiel, dass sie überhaupt keine Linsen trug, während ich mir nach dem Versuch, Kontakt zu Grandpa Smedry aufzunehmen, wieder die Okulatorenlinsen auf die Nase geschoben hatte.
Sie errötete erneut, stöberte in ihrer Tasche herum und zog schließlich ein Paar Linsen hervor, das in einem wesentlich schickeren Gestell saß als meine. Sie setzte sie auf. »I ch… sie gefallen mir einfach nicht besonders.«
»A ber sie sind phantastisch«, versicherte ich ihr. »A lso, Grandpa Smedry hat mir einmal gesagt, dass ich meine möglichst viel tragen soll, damit ich mich an sie gewöhne. Vielleicht brauchst du einfach nur mehr Übung.«
»H abe ich schon, ungefähr zehn Jahre.«
»U nd wie viel Zeit davon hast du die Linsen wirklich
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