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und das Pergament des Todes

und das Pergament des Todes

Titel: und das Pergament des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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dann hatte er zumindest nicht seine Seele aufgegeben. Die Kuratoren verfügten nicht über seine persönlichen Sachen.
    »D as können wir nicht«, wiederholte der Kurator und verzog die Zähne in seinem nackten Schädel zu einem hässlichen Grinsen, »d a wir sie bereits jemandem ausgehändigt haben.«
    Entsetzen ergriff mich. Nein. Das kann nicht wahr sein!
    »I ch glaube euch nicht«, flüsterte ich.
    »W ir können nicht lügen«, erklärte ein anderer. »D ein Vater ist zu uns gekommen und hat uns seine Seele verkauft. Er wollte nur drei Minuten Zeit, um das Buch zu lesen, und dann haben wir ihn zu einem von uns gemacht. Seine Habseligkeiten wurden bereits beansprucht– jemand fragte danach, heute erst.«
    »W er?«, forderte ich. »W er hat sie beansprucht? Mein Großvater?«
    »N ein«, erwiderte der Kurator, und sein Grinsen wurde breiter. »S ie wurden von Shasta Smedry abgeholt. Deiner Mutter.«

Kapitel Zwölf
    Für die Einleitung im letzten Kapitel muss ich mich entschuldigen. Mir ist bewusst geworden, dass dieses Buch, auch wenn es zeitweise etwas sprunghaft ist, keine Zeit mit anarchistischen Bauernhoftieren vergeuden sollte, egal ob sie Bazookas haben oder nicht. Das ist einfach nur dämlich, und da ich Dämlichkeit abgrundtief verabscheue, möchte ich euch noch einmal um einen Gefallen bitten.
    Blättert zwei Kapitel zurück bis zu der Stelle, wo jetzt die Häschengeschichte stehen sollte (da ihr sie ja in Kapitel elf ausgeschnitten und dann in Kapitel zehn eingeklebt habt). Schneidet diesen Teil wieder aus, sucht euch ein Buch von Jane Austen und klebt ihn stattdessen da rein. Dort werden sich diese Seiten wesentlich wohlerfühlen, da Jane ein Faible für kleine Häschen und Bazookas hatte. Hat mir zumindest mal jemand gesagt. Das hat irgendwas damit zu tun, wie man im neunzehnten Jahrhundert als anständige junge Dame gelebt hat. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
    Ich bewegte mich mit gebeugtem Kopf vorwärts, den Blick zu Boden gerichtet auf der Suche nach Trittfallen. Die Sichtungslinsen zierten meine Nase, während die Übersetzerlinsen wieder sicher in ihrer Tasche verstaut waren.
    Langsam begann ich zu akzeptieren, dass mein Vater– ein Mann, dem ich nie begegnet war, für den ich aber durch die halbe Welt gereist war, nur um ihn zu finden– tot sein könnte. Beziehungsweise ein schlimmeres Schicksal erlitt als den Tod. Wenn die Kuratoren die Wahrheit sagten, war Attica die Seele herausgerissen und mit ihrer Hilfe die Erschaffung eines weiteren widernatürlichen Kurators von Alexandria ermöglicht worden. Ich würde ihn niemals kennenlernen, ihm nie begegnen. Ich hatte keinen Vater mehr.
    Genauso verstörend war das Wissen, dass meine Mutter sich irgendwo in diesen Katakomben aufhielt. Obwohl ich sie lange Zeit nur als Miss Fletcher gekannt hatte, war ihr Name in Wahrheit Shasta. (Wie viele Bibliothekare war sie nach einem Berg benannt.)
    Miss Fletcher– oder Shasta, oder wie auch immer sie heißen mochte– war während der Jahre, in denen ich als Waisenkind in den Ländern des Schweigens gelebt hatte, meine Sachbearbeiterin vom Jugendamt gewesen. Sie hatte mich immer äußerst grob behandelt und mir zu keinem Zeitpunkt auch nur den leisesten Hinweis darauf gegeben, dass sie in Wirklichkeit meine leibliche Mutter war. Hatte sie etwas mit dieser perversen halbmenschlichen Kreatur zu tun, die mich jagte? Wie hatte sie davon erfahren, dass mein Vater nach Alexandria gekommen war? Und was würde sie tun, wenn sie mich hier fand?
    Vor mir auf dem Boden glühte etwas, war ein wenig heller als die Steine ringsum.
    »H alt«, befahl ich und ließ Bastille und Kaz dadurch erstarren. »T rittfalle, direkt vor mir.«
    Bastille kniete sich hin. »T atsächlich«, stellte sie beeindruckt fest.
    Wir stiegen vorsichtig darüber hinweg und setzten unseren Weg fort. Während der letzten Stunde hatten wir die Gänge mit den Schriftrollen hinter uns gelassen. Jetzt drangen wir langsam in Regionen vor, in denen sich Bücher auf den Regalbrettern aufreihten. Sie waren immer noch modrig, und ihre Ledereinbände wirkten brüchig, aber sie waren deutlich jünger als die Schriftrollen.
    Jedes Buch, das jemals geschrieben wurde. Gab es hier vielleicht auch irgendwo einen Raum voller billiger Liebesromane? Diesen Gedanken fand ich erheiternd, aber ich war mir nicht so ganz sicher, warum. Die Kuratoren gaben vor, Wissen zu sammeln. Es spielte für sie keine Rolle, was für Geschichten oder

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