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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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nicht. Sie wollte mehr wissen. Ich habe ihr ein Bild dagelassen.«
    »Du hast nicht mit ihr geredet? Du hast dich nicht gesetzt und Tee mit ihr getrunken oder so?«
    »Wir sind keine Briten.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Nein, wir haben uns nicht gesetzt und Tee getrunken. Wir haben uns überhaupt nicht gesetzt. Ich war nur zehn Minuten da – höchstens.«
    »War es sehr schwer? … Warum schaust du mich so an? Was ist denn?«
    »Wie kannst du nur? Du weißt schon … Wie kannst du nur immer so direkt auf den Punkt kommen?«
    »War es nun schwer oder nicht?«
    »Es war schwerer als eine Herz-Lungen-Transplantation. Es war schwerer, als den Eltern eines Dreijährigen zu sagen, ihr Kind sei gerade auf dem Operationstisch gestorben. Paige, es war das Schwerste, was ich je in meinem Leben getan habe.«
    »Oh, Nicholas.«
    »Schaltest du jetzt das Licht aus?«
    »Sicher.«
    »Paige? Haben wir noch einen Abzug von dem Bild, das ich meinen Eltern gegeben habe?«
    »Meinst du das von Max, als wir mit der Sockenschlange gespielt haben?«
    »Ja. Das ist ein gutes Bild.«
    »Ich kann noch einen Abzug machen lassen. Irgendwo müssen die Negative sein.«
    »Ich will eins für mein Büro.«
    »Du hast kein Büro.«
    »Dann hänge ich es eben in meinen Spind … Paige?«
    »Hmmm?«
    »Er ist ein hübsches und attraktives Kind, nicht wahr? Ich meine so ganz allgemein. Ich finde, Babys sehen eigentlich gar nicht so gut aus. Klingt es irgendwie anmaßend, wenn ich das sage? Das mit dem ›hübsch‹ und so, meine ich.«
    »Nicht, wenn du der Vater bist.«
    »Aber er sieht gut aus, stimmt’s?«
    »Nicholas, Liebling, er sieht genau wie du aus.«

K APITEL 18
    P AIGE
    Ich las einen Artikel über eine Frau mit schweren postnatalen Stimmungsschwankungen. Sie zeigte Merkmale von manischer Depression und hatte Probleme mit dem Schlafen. Sie vernachlässigte sich, und ihr Blick wurde wild und unruhig. Und sie war immer wieder versucht, ihr kleines Mädchen zu verletzen. Sie nannte diese Gedanken ›den Plan‹ und erzählte – in Fragmenten – ihren Kollegen davon. Zwei Wochen nachdem sie diese Gedanken zum ersten Mal gehabt hatte, kam sie nach Hause und erstickte ihre acht Monate alte Tochter mit einem Sofakissen.
    Und sie war nicht die Einzige gewesen. Da war noch eine Frau, die ihre ersten beiden Babys nur wenige Tage nach der Geburt getötet hatte, und als sie versuchte, auch das dritte Kind umzubringen, schritten die Behörden ein. Eine andere Frau wiederum hatte ihr zwei Monate altes Kind ertränkt und allen gesagt, es sei entführt worden. Eine dritte erschoss ihren Sohn. Und wieder eine andere überfuhr ihr Baby mit dem Auto.
    Offenbar wurde in den Vereinigten Staaten ein heftiger juristischer Streit zu diesem Thema geführt. In England zum Beispiel wurden Frauen, die ihr Kind im ersten Jahr nach der Geburt töteten, automatisch des Totschlags angeklagt und nicht des Mordes. Man betrachtet das Verhalten als Geisteskrankheit und geht davon aus, dass achtzig Prozent aller frischgebackenen Mütter unter postnatalen Depressionen leiden. Bei einer von Tausend entwickelt sich das zu einer Psychose, und lediglich drei Prozent der Psychopathinnen gehen schließlich so weit, ihr eigenes Kind zu töten.
    Ich ertappte mich dabei, wie ich die Zeitschrift so fest hielt, dass das Papier riss. Was, wenn ich eine dieser Frauen war?
    Ich blätterte weiter und warf einen Blick zu Max in seinem Laufstall. Er kaute an einem Plastikwürfel, der zu einem Spielzeug gehörte, das noch viel zu kompliziert für Kinder in seinem Alter war. Nie schenkte uns jemand etwas, das für sein Alter angemessen gewesen wäre. Das Nächste, was ich las, war ein Selbsthilfeartikel. Machen Sie sich eine Liste , schlug der Autor vor, eine Liste von allem, was Sie können. Angeblich war man nach dem Erstellen solch einer Liste zufriedener mit sich selbst und hatte mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Ich griff zum Notizblock und einem stumpfen Bleistift. Ich schaute zu Max hinüber. Ich kann eine Windel wechseln. Ich schrieb das auf und auch alles andere. Ich kann Muttermilchersatz anrühren. Ich kann Max anziehen. Ich kann ihn in den Schlaf singen. Ich begann, mich zu fragen, ob ich auch noch Talente besaß, die nichts mit meinem Baby zu tun hatten. Nun, ich konnte zeichnen und manchmal mit einer einfachen Zeichnung ins Leben anderer Menschen sehen. Ich konnte Zimtbrötchen backen. Ich kannte den kompletten Text von ›A Whiter Shade of Pale‹. Ich konnte

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