Und dennoch ist es Liebe
»Oh nein. Das lässt du mal schön bleiben«, sagte ich, hob ihn hoch und klemmte ihn mir unter den Arm. Er strampelte mit den Beinen, und kleine Speichelbläschen sammelten sich in seinen Mundwinkeln. Ich nahm ihn nach vorne an die Brust, packte ihn wie einen Tanzpartner und wirbelte mit ihm in die Küche, wobei ich einen Song von den Five Satins vor mich hin summte.
Gemeinsam schauten wir zu, wie die Flasche im Topf erhitzt wurde. Mehr als diese eine Flasche Muttermilchersatz am Tag bekam Max jedoch nicht, denn ich hatte aus irgendeinem Grund nach wie vor Angst, dass diese La-Leche-Tante zurückkommen und vorwurfsvoll mit dem Finger auf mich zeigen würde. Ich tropfte mir etwas von der Flüssigkeit auf die Hand, um die Temperatur zu überprüfen. Dann tanzten wir zur Wohnzimmercouch zurück und schalteten Oprah ein. Schließlich legte ich Max auf ein Kissen.
Ich mochte es, Max auf diese Art zu füttern, denn wenn ich ihn auf den Armen hielt, roch er manchmal meine Muttermilch, und dann weigerte er sich, aus der Flasche zu trinken. Er war nicht dumm. Er wusste genau, was gut war. Ich stopfte ihm einen Latz unters Kinn, und dann hatte ich noch eine Hand frei für die Fernbedienung.
Oprahs Thema heute waren Frauen, die ein Kind geboren hatten, ohne vorher überhaupt gewusst zu haben, dass sie schwanger gewesen waren. Ich schüttelte den Kopf. »Max, mein Junge«, sagte ich, »wo zum Teufel hat sie nur gleich sechs solche Frauen gefunden?« Eine der Frauen erzählte, sie hätte bereits ein Kind gehabt, als sie eines Tages einen gewissen Druck im Unterleib gespürt habe. Dann habe sie sich hingelegt, und zehn Minuten später hätte ein schreiendes Baby zwischen ihren Beinen gelegen. Eine der anderen Frauen nickte verständnisvoll. Sie war auf dem Rücksitz im Van ihres Freundes gewesen, und plötzlich hatte sie durch ihre Unterwäsche hindurch ein Kind geboren, und das Baby lag auf der Fußmatte. »Wie kann es sein, dass sie ihr Kind nicht gespürt haben, wenn es getreten hat?«, fragte ich laut. »Und wie kann man eine Wehe nicht bemerken?«
Max hob das Kinn, und sein Latz fiel auf den Boden. Ich seufzte und wandte mich für eine halbe Sekunde ab, um ihn aufzuheben. Und in eben diesem Augenblick hörte ich, wie Max’ Kopf mit lautem Knall gegen den Beistelltisch schlug und er von der Couch und auf den Boden rollte.
Er lag auf dem Teppichboden, nur wenige Zoll von dem Messer entfernt, mit dem ich das Paket aufgemacht hatte. Er war auf dem Bauch gelandet und strampelte mit Armen und Beinen. Ich konnte nicht atmen. Ich hob ihn hoch, und sein Schreien ging mir durch Mark und Bein. »O Gott«, sagte ich und wiegte ihn, während er vor Schmerzen schrie. »O Gott.«
Ich hob den Kopf und sah, dass Max sich wieder beruhigte. Dann bemerkte ich das Blut auf meiner Bluse und einer Ecke des schönen, neuen Schals. Mein Baby blutete.
Ich legte ihn wieder auf die Couch, es war mir egal, dass Blut darauftropfte. Und ich strich ihm mit den Fingern über Gesicht, Hals und Arme. Das Blut kam aus seiner Nase. Ich hatte noch nie so viel Blut gesehen. Andere Wunden hatte Max jedoch nicht. Er musste mit dem Gesicht auf das harte Eichenholz des Tisches geschlagen sein. Seine Wangen waren aufgebläht und knallrot, und seine Fäuste schlugen mit der Wut eines Kriegers in die Luft. Es wollte einfach nicht aufhören zu bluten. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Also rief ich beim Kinderarzt an. Die Nummer kannte ich auswendig. »Hallo«, sagte ich vollkommen außer Atem und über Max’ Schreie hinweg. »Hallo? Nein, ich kann nicht warten …« Aber sie legten mich einfach in die Warteschleife. Ich ging mit dem Telefon in die Küche. Mein Kind hatte ich auf den Armen, und ich griff nach einem der schlauen Bücher. Dieses war von einem Dr. Spock. Jetzt stellt mich schon durch , dachte ich. Das ist ein gottverdammter Notfall. Ich habe mein Kind verletzt. Da … Ich las den ganzen Absatz, und am Ende stand, ich solle Max vornüberhalten, um zu verhindern, dass er an seinem eigenen Blut erstickte. Das tat ich dann auch und schaute zu, wie Max’ Gesicht sogar noch roter wurde und seine Schreie lauter. Daraufhin legte ich ihn mir wieder an die Schulter und fragte mich, wie mir das hatte passieren können. Ich hatte Mist gebaut, und zwar richtig.
»Hallo?« Endlich hatte man mich irgendwohin durchgestellt.
»O Gott, bitte helfen Sie mir. Mein Baby ist gefallen. Er blutet aus der Nase, und ich kann die Blutung nicht stoppen …«
»Ich
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