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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Körperteilen, die ständig der Sonne ausgesetzt waren. »Du liebst das Landleben, Paige«, sagte meine Mutter und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Sonst hättest du es nicht so lange ausgehalten.«
    North Carolina hatte viele schöne Seiten. Es war schön, die Sonne hinter den Bergen und nicht hinter den Kuppeln von Harvard untergehen zu sehen, und man spürte keinen Asphalt unter den Füßen. Doch manchmal fühlte ich mich hier so abgeschnitten von allem, dass ich einfach stehen blieb und über das Summen der Fliegen und das Trampeln der Hufe hinweg auf meinen Puls lauschte.
    Meine Mutter wälzte sich zu mir herum und stützte sich auf die Ellbogen. »Erzähl mir von Patrick«, forderte sie mich auf.
    Ich schaute weg. Ich hätte ihr sagen können, wie mein Vater ausgesehen hatte und dass er nicht gewollt hatte, dass ich nach ihr suchte. Doch beides hätte ihr wehgetan. »Er bastelt im Keller noch immer an seinen Träumen«, sagte ich. »Und ein paar davon hat er tatsächlich verkauft.« Meine Mutter hielt den Atem an. Sie wartete. »Sein Haar ist inzwischen grau, aber er hat es noch nicht verloren.«
    »Er ist noch immer da, nicht wahr? Dieser Blick in seinen Augen?«
    Ich wusste, was sie meinte. Es war dieses Glühen im Gesicht meines Vaters, wenn er glaubte, ein Meisterwerk zu betrachten, auch wenn es nur Flickschusterei war. »Ja, er ist noch immer da«, sagte ich, »und er sagt auch immer noch, dass er mir Irland zeigt.« Mom drehte sich wieder um und schloss die Augen. »Und was denkt er über den feinen Mister Prescott?«
    »Er hat ihn nie kennengelernt«, platzte ich heraus und verfluchte mich selbst, weil ich so einen dummen Fehler begangen hatte. Ich beschloss, ihr die Halbwahrheit zu sagen. »Ich habe kaum Kontakt zu Dad gehabt. Nach meinem Highschool-Abschluss bin ich aus Chicago weggelaufen.«
    Meine Mutter runzelte die Stirn. »Das klingt mir aber gar nicht nach Patrick. Patrick wollte immer, dass du aufs College gehst. Du solltest als erste katholisch-irische Frau Präsidentin der Vereinigten Staaten werden.«
    »Nicht aufs College«, erzählte ich ihr. »Ich wollte auf die Rhode Island School of Design gehen, doch dann ist mir etwas dazwischengekommen.« Ich hielt den Atem an, doch meine Mutter drängte mich nicht. »Mom«, sagte ich begierig darauf, das Thema zu wechseln, »was war mit diesem Rodeotyp?«
    Sie lachte. »Dieser Rodeotyp hieß Wolliston Waters, und wir zogen eine Zeitlang gemeinsam durch die Gegend und lebten von dem Geld, das wir der Wild West Show gestohlen hatten. Ich habe ein paar Mal mit ihm geschlafen, aber nur, um mich daran zu erinnern, wie es ist, einen anderen Menschen neben mir zu fühlen. Es war keine Liebe, weißt du? Es war Sex. Du kennst den Unterschied vermutlich.« Ich wandte mich ab, und meine Mutter berührte mich an der Schulter. »Oh, jetzt komm aber. Es hat in der Highschool doch sicher einen Jungen gegeben, der dir das Herz gebrochen hat.«
    »Nein«, antwortete ich und vermied den Blickkontakt. »Ich bin nie mit jemandem ausgegangen.«
    Meine Mutter zuckte mit den Schultern. »Nun, der Punkt ist, dass ich nie über deinen Vater hinweggekommen bin. Allerdings habe ich das auch nie wirklich gewollt. Wolliston und ich, nun, wir waren eher Geschäftspartner … bis ich eines Morgens aufgewacht bin und er mit unserem ganzen Geld, dem Toaster und sogar der Stereoanlage durchgebrannt war. Er ist einfach so verschwunden.«
    Ich rollte mich auf den Rücken und dachte an Eddie Savoy. »Menschen verschwinden nicht einfach«, sagte ich zu meiner Mutter. »Das solltest du doch am besten wissen.«
    Über uns zogen die Sterne über den Himmel. Ich öffnete die Augen, so weit es ging, und versuchte, die anderen Galaxien zu erkennen, die sich am Rand von unserer verbargen. »Und da war sonst niemand?«, fragte ich.
    »Niemand, der der Erwähnung wert wäre«, antwortete meine Mutter.
    Ich schaute sie an. »Vermisst du … Vermisst du es nicht?«
    Meine Mutter zuckte mit den Schultern. »Ich habe Donegal.«
    Ich lächelte in die Dunkelheit. »Das ist nicht wirklich das Gleiche«, sagte ich.
    Meine Mutter runzelte die Stirn, als würde sie darüber nachdenken. »Du hast recht. Es ist erfüllender. Weißt du, ich bin diejenige, die ihn ausgebildet hat, also kann ich mir auch alles zuschreiben, was Donegal tut. Mit einem Pferd konnte ich mir einen Namen machen. Mit einem Mann war ich nichts.« Meine Mutter legte ihre Hand auf meine. »Erzähl mir, wie Nicholas so ist«,

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