Und der Basilisk weinte (German Edition)
… nehmen wir einmal an, dass ihr gekündigt wurde, um sie mundtot zu machen, was natürlich nicht stimmt, wie Sie uns glaubhaft versichert haben, aber nehmen wir das mal an. Wenn wir das beweisen können, wird die Person, die unsere Ermittlungen behindert hat, wegen Behinderung laufender Ermittlungen angeklagt.»
«Wegen … wegen …», Heim japste wie ein Fisch nach Wasser.
Eins zu eins!, frohlockte der Kommissär.
«Nun, wir wollen Sie nicht länger stören, Herr Heim.»
«Warten Sie … was … was bedeutet das, Behinderung der Ermittlungen?»
«Was meinst du, Nadine, wie viele Jahre gibt das?»
«Bestimmt ein paar Jährchen Knast in Gesellschaft von schweren Jungs.»
Heim rang nach Luft.
«Das geht … nein … das … setzen Sie sich bitte wieder.»
Gewonnen. Ferrari sah Nadine triumphierend an.
«Ist das alles wahr?»
«Wenn Sie mir nicht glauben, dann rufen Sie doch einen Ihrer Parteifreunde an. Er wird es Ihnen bestätigen. Oder soll ich für Sie anrufen?»
«Wen meinen Sie?»
«Zum Beispiel Staatsanwalt Borer. Der Fall fällt in seinen Zuständigkeitsbereich.»
«Jakob? Wir sind Freunde, aber nicht in der gleichen Partei.»
«Dann rufen Sie ihn an. Er wird es Ihnen bestätigen.»
«Das wird nicht nötig sein. Ich glaube Ihnen. Ich will in keinen Mordfall verwickelt werden», der Direktor räusperte sich und fuhr mit sachlichem Ton fort. «Ich habe Iris Okaz auf Wunsch eines guten Freundes entlassen.»
«Und wie heisst dieser liebe Mensch?», fragte Nadine.
«Das tut nichts zur Sache.»
Nadine wollte nachfassen, aber Ferrari schüttelte den Kopf.
«Wie können wir das, sagen wir, Missverständnis aus der Welt schaffen?», erkundigte sich Dieter Heim vorsichtig.
«Nichts leichter als das. Sie rufen Frau Okaz an, geben ihr die Stelle zurück und entschuldigen sich für eben dieses Missverständnis.»
«Ist das alles?»
«Wir werden Sie danach nicht länger belästigen. Bei Ihrem anderen Problem können wir Ihnen aber leider nicht behilflich sein. Das müssen Sie selbst regeln.»
«Welches andere Problem?»
«Wie Sie Ihre Kehrtwendung Ständerat Schneider erklären.»
«Der kann mich … ich meine … woher …»
«Das bleibt unser Geheimnis, Herr Heim.»
Ferrari erhob sich und wandte sich zum Gehen.
«Sie müssen mir glauben, ich habe nichts von einem Mord gewusst. Markus sagte mir, dass Iris Okaz aus Liebeskummer eine Freundin von ihm mit Telefonterror verfolge, weil Markus’ Freundin ihr den Freund ausgespannt habe.»
Am Ausgang des Büros drehte sich Nadine nochmals um.
«Und immer anständig zu Iris Okaz sein! Wir behalten Sie im Auge, Herr Heim. Noch sind Sie nicht aus dem Schneider.»
Nadine klatschte draussen in die Hände.
«Bingo!»
«Iris Okaz wird nicht wissen, wie ihr geschieht. Aber sie hat wenigstens ihren Job wieder.»
«Das war aber eine ganz fiese Tour, Francesco. Zuerst einlullen, ein, zwei Brocken vorwerfen und einen Abgang vortäuschen, um dann unbarmherzig zuzuschlagen. Echt gut gemacht. Wer ist der Nächste?»
«Für morgen laden wir Ständerat Markus Schneider ganz offiziell zu einem Plauderstündchen ins Kommissariat ein. Wer eine harmlose Zeugin auf diese Art und Weise aus dem Weg räumt, hat einen triftigen Grund und vermutlich einiges zu verbergen.»
«Oder unterstützt jemanden, der alles andere als sauber ist.»
«Bingo!»
17. Kapitel
Die «Basler Zeitung» brachte als erste einen Bericht über die beiden Toten. Keine reisserischen Zeilen, mehr sachliche Informationen, dass es in den vergangenen Tagen zu zwei Morden in der Stadt gekommen sei. Ein Bild mit einer Häuserzeile im Gundeli und eines, das die Hammerstrasse zeigte, füllten vor allem die Spalten. Weder Gisslers Wohnhaus noch Selms Mehrfamilienhaus befanden sich jedoch auf den Fotos. Mit grösster Wahrscheinlichkeit, hiess es weiter, seien beide Personen einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Ob es sich um ein Beziehungsdelikt oder um Raub handle, könne nicht mit Schlüssigkeit gesagt werden. Ein Zusammenhang zwischen den beiden Delikten werde nicht vermutet. Die Polizei sei für jeglichen Hinweis aus der Bevölkerung dankbar. Unter dem Artikel stand in einem Kasten noch, wo sich die Personen melden konnten. In der Gratiszeitung «Baslerstab», die nur noch zweimal in der Woche erschien, berichtete der Redaktor zwar auch von den Toten, mehr aber als Aufhänger, um dann auf einer halben Seite die stetig steigende Kriminalität in Basel anzuprangern. Die weiteren Schlagzeilen
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