und der blaue Diamant
Georg aufgeregt. »Erinnert euch, wie mein Vater auf seine Aktentasche aufgepaßt hat. Er hat gesagt, die sei genauso wertvoll wie das Gold in Fort Knox.«
Die anderen nickten nachdenklich. Plötzlich klatschte Micki in die Hände. »Und was ist«, fragte der gedehnt, »Wenn sie den blauen Diamanten suchen?«
Die anderen starrten ihn an. »Den Diamanten!« wiederholten sie. »Natürlich! Den Diamanten!«
Julius sprang auf. »Wir müssen sofort dem Baron Bescheid sagen! Das ist eine ernste Sache! Wenn es sich wirklich um Einbrecher handelt, dann kann schon heute nacht der Tresor plötzlich … «
Micki warf den Kopf zurück. Er lachte. »Ha, ha! Das denkt ihr! Aber der Diamant ist überhaupt nicht in dem Tresor versteckt!«
»Nicht?« fragte Anne. »Wo hat er ihn denn?«
Micki zuckte mit den Schultern. »Das ist ja das Dumme. Ich habe keine Ahnung. Nur der Verwalter, mein Vater und der Baron kennen das Versteck. Ich glaube, sie suchen jeden Monat ein neues. Der Baron meint, das sei sicherer als ein Banksafe, denn hier ist schon in so vielen Banken eingebrochen worden. Einmal haben sie einen Tunnel von einem anderen Keller bis in den Keller der Bank gegraben und in der Nacht seelenruhig aus- geräumt, und niemand hat etwas davon gemerkt.«
Georg kicherte. »Eine tolle Idee.«
»Bloß nicht so toll«, sagte Julius, »wenn es dein Geld ist, das plötzlich verschwunden ist.«
In diesem Augenblick hörten sie ein heftiges Keuchen. Sie drehten sich um. Da stand Tim vor ihnen. Er hechelte, die Zunge hing ihm aus dem Hals, und an seinem Fell klebten lauter Kleeblüten. Er sah ängstlich zu Georg hoch. Man merkte ihm das schlechte Gewissen an. »Tim!« rief Georg glücklich. »Mein guter Tim! Ist dir nichts passiert?«
»Das siehst du doch«, grinste Richard, »der ist putzmunter.« Er hielt sich die Nase zu. »Ich habe bloß so ein Gefühl, als wenn er in einen Kuhfladen getreten ist! Das stinkt ja ganz schön!«
Jetzt hielt sich auch Anne prustend die Nase zu. »Geh weg, Tim«, rief sie, als Tim fröhlich an ihr hochspringen wollte, »geh schön zu Frauchen!«
»Mich mußt du jetzt auch nicht anspringen«, sagte Georg, »Vielen Dank!« Aber sie war doch froh, daß Tim wohlbehalten seinen Ausflug zu den Stieren überstanden hatte. Julius blickte nachdenklich auf die Koppel. »Unsere Freunde«, sagte er, »haben ja wirklich Glück gehabt. Tim hat die Stiere von ihnen abgelenkt. Das war ganz schön raffiniert von ihm.«
Micki schüttelte den Kopf. »Unsere Freunde sind nicht über die Koppel gelaufen, ich habe es genau gesehen. Die sind dicht an der Mauer entlanggegangen. Da scheinen die Koppelzäune versetzt worden zu sein, so daß ein Durchgang entstanden ist.« Er schüttelte noch einmal den Kopf. »Komisch, davon hat keiner etwas gewußt.« Er sah die anderen an. »Wenn ihr wollt, können wir jetzt ja endlich das Tor begutachten, denn es sieht ganz so aus, als ob ihr damit recht hattet. Hier scheint ein richtiger Weg entstanden zu sein.«
Georg faßte wieder Tims Leine, die voller Dreck und Grashalme war. »Und du bleibst hier bei Fuß, Tim«, sagte sie. »Ich will keine Überraschungen mehr mit dir erleben.« Sie blickte auf die Koppel. »Sag deinem neuen Freund mit den großen Hörnern schön auf Wiedersehen.«
Goya, der Stier, war dicht an den Zaun herangekommen. Mit seinen großen Augen blickte er Tim an. Sein Schwanz schlug hin und her, um die Fliegen zu vertreiben. Oben, zwischen den Hörnern, hatte er dichte weiche Kringellöckchen. »Eigentlich«, sagte Anne, »sieht er süß aus, findet ihr nicht?«
»Na, ich weiß nicht«, sagte Richard skeptisch, »ich hab noch nie gehört, daß es süße Stiere gibt.«
»Höchstens, wenn sie aus Schokolade sind«, fügte Micki hinzu. »Bei uns unten im Dorf gibt es einen Konditor, der macht zum großen Stierkampffest immer Stiere aus Schokolade. Jetzt hielt Georg Tim ganz fest an der Leine. Obwohl Tim sehr beleidigt wirkte, daß sein Frauchen nicht mehr Vertrauen zu ihm hatte, ließ sie ihn keinen Augenblick los. Sie erlaubte ihm nicht einmal, seine Schnauze in das herrliche Kaninchenloch zu stecken, das er direkt auf dem kleinen Trampelpfad entdeckte, den sie im Gänsemarsch entlanggingen.
X
Ist Jean ein Freund?
Richard schimpfte, als ihm ein Rosenzweig ins Gesicht schlug. »Ich möchte bloß wissen«, brummte er, »Wer hier die ganzen Kletterrosen angepflanzt hat.«
Anne pflückte eine der hellrosa Blüten und hielt sie an die Nase. »Hm«, sagte sie,
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