und der blaue Diamant
wieder zur Höhle zurück. »Ich renn jetzt los und hol die anderen!« rief er. »Ich lauf so schnell ich kann. In fünf Minuten können wir wieder hier sein oder sagen wir in zehnzusammen kriegen wir den Stein weg und holen dich raus, ja?« »Und wenn dann die Gangster wieder da sind?« fragte Micki verzweifelt. Richard biß sich auf die Unterlippe. »Wir müssen ihnen eben zuvorkommen«, sagte er. »Ich kann schnell laufen. Ich bin auf vierhundert Meter der Schnellste in unserer Klasse.«
»Dann renn!« schrie Micki. »Beeil dich!«
XVIII
Mickis Befreiung
Richard rannte los. Er achtete nicht mehr darauf, ob er gesehen werden könnte. Er kletterte über die Umzäunung der Stierkoppel und lief quer über die Wiese auf das Schloß zu. Sein Herz schlug bis zum Hals. Er wußte, daß er in seinem ganzen Leben noch nie so schnell gelaufen war wie in diesem Augenblick. Gerade, als er bei dem Türchen in der Schloßmauer angekommen war, wurde von innen die Klinke heruntergedrückt. Richard ließ sich blitzschnell ins Gras fallen. Wenn ihn die Gangster jetzt entdeckten, war alles aus! Richard preßte sein Gesicht ins Gras. Ein Käfer lief ihm über die Nase, es kitzelte wie verrückt, aber er rührte sich nicht. Plötzlich spürte er eine kalte feuchte Nase in seinem Nacken, und an seinem Ohr machte es freudig »Wuff! Wuff!« Schwanzwedelnd stand Tim neben Richard. Richard war sofort wieder auf den Beinen. Seine Freunde standen um ihn herum und staunten. »Ihr seid es!« rief Richard erleichtert. »Bin ich froh! Ich dachte schon, es wären die Gangster, die Micki bewachen … sie müssen gleich zurückkommen. Wir haben überhaupt keine Zeit … Micki wartet … er ist … «
Die anderen starrten ihn mit offenem Mund an. »He!« sagte Georg. »Phantasierst du?«
Richard holte tief Luft. »Ich habe ihn gefunden«, sagte er. »Sie haben ihn in einer Höhle versteckt, dahinten. Man sieht nur die Baumkronen von hier. Da ist eine Ruine. Ich krieg alleine den Stein nicht weg, und wenn ihr jetzt nicht endlich kommt, ist alles zu spät.«
»Ich verstehe zwar kein Won«, erklärte Julius, »aber es ist wohl besser, wenn wir tun, was Richard sagt.«
Richard atmete erleichtert auf. »Ich lauf vor«, sagte er. Eine Sekunde später konnte man vier Kinder und einen Hund über die große Stierkoppel rennen sehen. Erst Richard, dann Julius und dann Georg, und Anne folgte mit einem kleinen Abstand. Sie hatte schon wieder Seitenstechen. Sie war nahe am Weinen. Immer wenn sie schnell lief, bekam sie Seitenstechen. »Wartet doch!« rief sie verzweifelt. »Ich kann nicht so schnell!« Aber die anderen rasten weiter. Nur Tim sprang zwischen den Kindern hin und her. Immer wieder lief er zu Anne zurück, bellte fröhlich, steckte seine Nase in eine Butterblume und rannte wieder nach vorn zu Richard. Zwei Minuten später standen alle vor dem Eingang zur Höhle. Richard zeigte auf den großen viereckigen Stein. »Dahinter«, sagte er, »ist der Eingang.«‹ Er sah sich nervös um. »Schnell! Wir haben höchstens ein paar Minuten Zeit! Die Frau, die zu den Gangstern gehört, muß gleich zurückkommen.«
Anne keuchte noch immer, weil sie so schnell gelaufen war. Sie war tomatenrot im Gesicht. Fassungslos starrte sie Richard an. »Und da unten ist Micki?« fragte sie zitternd. »Da unter dem Stein?«
»Das ist doch nur der Eingang, Anne«! sagte Georg gereizt. »Du kannst dir doch vorstellen, daß er nicht unter dem Stein liegt!«
Anne nickte beklommen. Ihre Augen wurden ganz dunkel. »Der arme Micki«, flüsterte Anne. »Ich wäre ja gestorben vor Angst. Mußte er die ganze Nacht dort unten sein?«
Richard nickte. Er deutete auf den Baum oben an der Böschung. »Bevor du uns noch weiter mit deinen Fragen aufhältst, Anne«, sagte er energisch, »kannst du lieber da raufklettern und die Gegend beobachten. Sobald du etwas Verdächtiges entdeckst, gibst du Bescheid, ja?«
Anne nickte. Gehorsam kletterte sie die Böschung hinauf und erklomm den untersten Ast. Mit einem eleganten Klimmzug wollte sie sich auf den nächsten Ast schwingen, aber ihre Hände glitten ab, und sie landete wieder auf dem Boden. Georg, die sie beobachtet hatte stöhnte: »Meine Güte, ist die unsportlich! Kann noch nicht einmal auf einen einfachen Baum wie diesen klettern.«
Julius und Richard versuchten inzwischen ächzend, den Stein zu bewegen. Er lag in einer Mulde, das erschwerte die Sache natürlich. Die beiden Jungen schafften es unter höchster
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