und der blaue Diamant
Anstrengung, den Stein ungefähr zehn Zentimeter hochzurollen, aber dann verließen sie jedesmal die Kräfte. »Hilf uns doch, Georg!« schimpfte Julius. Er hatte sich schon die Hände an dem Stein aufgerissen. »Hier kannst du ja mal zeigen; wie stark du bist.«
»Wir müssen genau im Takt gegen den Stein drücken«, beschloß Georg, »sonst schaffen wir es überhaupt nicht Also, Muskeln anspannen, Luft holen und dann: eins … zwei … drei … «
Tatsächlich! Der Stein rollte zur Seite! Plötzlich war der Eingang zur Höhle zu sehen. In fieberhafter Eile räumte Richard die Holzplanken zur Seite und spähte nach unten. »He! Micki!« rief er. »Wir sind da! Wir haben es geschafft!«
Eine Weile brauchte er, um sich an die Dunkelheit da unten zu gewöhnen. Dann sah er Micki, der auf dem Boden kauerte, die Arme um die angezogenen Knie geschlungen, Mickis Augen waren ganz rot. Er zog die Luft durch die Nase ein und stand schwerfällig auf. Sein Gesicht verzerrte sich plötzlich. .Auweia«, sagte er, den Tränen nahe, »jetzt ist auch noch mein rechtes Bein eingeschlafen … «Er spähte nach oben. »Kann ich wirklich rauskommen?«
Georg schob Richard zur Seite. Sie lächelte zu Micki hinunter. Alles okay«, sagte sie. »Was macht denn dein Bein? Soll ich dir helfen, Micki?«
Als Micki Georgs fröhliche Stimme hörte, versuchte er ein zaghaftes Lächeln. Er fuhr sich mit dem Handrücken über die roten Augen und schniefte einmal kurz. »Geht schon, Georg, danke«, sagte er. »Schieb mir mal die Leiter runter.«
»Schon da!« rief jetzt Julius und ließ die Leiter durch den schmalen Einstieg nach unten. In diesem Augenblick schrie Anne auf. »Da kommt jemand! Da hinten! Eine Frau! Oh, Richard, Julius, Georg, macht schnell! Die Frau kommt ganz schnell näher, sie … « Anne verließ fluchtartig ihren Posten auf dem Baum und rannte auf die anderen zu. »Schnell!« rief sie. »Schnell! Sonst ist alles verloren.«
Julius nickte mit zusammengepreßten Zähnen. Er hatte die obere Sprosse der Leiter fest umklammert und beobachtete Micki, der steifbeinig heraufkletterte. »So ist es prima, Micki«, sagte er anfeuernd, »genau so! Beiß die Zähne zusammen, wenn's weh tut, aber beeil dich! Beeil dich, Mann!«
Micki nickte. Plötzlich erschien sein Kopf in der Öffnung. Sein Gesicht war verweint, verquollen und voller Staub. Ein paar Spinnweben hatten sich in seinem Haar verfangen, und Jas Hemd, das er trug, war am Ärmel aufgerissen. Aber er lächelte. Sein Gesicht strahlte vor Dankbarkeit. »Ihr habt mein Leben gerettet«, sagte er. Und beinahe wären ihm wieder die Tränen gekommen, wenn Georg und Julius ihn nicht schnell an den Armen herausgezogen hätten mit den warnenden Worten: »Schnell, Micki! Wir haben keine Sekunde zu verlieren. Die Frau kommt schon.«
Richard ließ sich von der allgemeinen Unruhe und Nervosität nicht anstecken. »Wir müssen den Stein wieder davorrollen, dann haben wir ein paar Minuten gewonnen«, sagte er energisch. »Wir ziehen die Leiter raus. Alles muß so aussehen wie vorher. Und dann verschwinden wir in der entgegengesetzten Richtung. Aber alle auf dem Bauch, ist das klar? Immer schön im hohen Gras und zwischen den Kornfeldern bleiben, damit uns keiner sieht.« Er starrte auf Tim, der um Micki herumhüpfte und ihm immer wieder die Hände leckte vor lauter Freude. »Tim muß an die Leine, der kann sonst alles verraten. Paß ja auf, Georg, daß er nicht bellt! Georg warf Richard einen wütenden Blick zu. »Tim bellt schon nicht, wenn er nicht soll«, sagte sie, »das weißt du genau. Komm her, Tim, komm an die Leine. Und ganz still, verstanden?« Georg hielt warnend einen Zeigefinger an die Lippen. »Ganz still!«
Brav setzte sich Tim auf die Hinterpfoten und klappte die Ohren herunter. Sein Schwanz trommelte gleichmäßig auf den Boden. Georg strich ihm hastig über den Kopf. »So ist es brav«, sagte sie zärtlich, »du bist ein guter Hund. Nachher besorg ich dir von Clementine auch einen Riesenknochen. Aber jetzt müssen wir uns beeilen.«
Im Gänsemarsch krochen die fünf und Tim die Böschung hoch, dann legte Julius sich flach und robbte bis zum Kornfeld. Er. sah sich nach den anderen um. Anne kniete bloß. Ihr hellblonder Haarschopf war bestimmt meilenweit zu erkennen. »Anne, runter mit dem Kopf!« zischte er. »Du verrätst uns noch alle! Und jetzt hinter mir her!«
Micki war dicht auf Julius Spuren. Immer. wieder sah er sich um. Schade«, murmelte er, »ich
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