und der blaue Diamant
immerzu: »ich kann es nicht, Jean, bitte, laß mich doch in Ruhe … bitte … «
Da wurde der Rothaarige wütend, er packte den Alten an den Schultern und schüttelte ihn so heftig, daß der Mann vor Schmerz aufschrie. »Du hältst den Mund!« brüllte er auf französisch. »Du tust genau, was wir dir sagen, verstanden?«
Der alte Mann zitterte noch mehr. Jean klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. »Sieh mal, Claude«, redete er auf ihn ein, »du bist der einzige, der Goya so gut kennt. Wir kriegen den Stier nicht alleine in den Lastwagen! Das verstehst du doch! Und wenn der Verwalter erst einmal erfährt, was wir vorhaben … « Er grinste. »Wir werden dich auch belohnen, Alter. Du kriegst ein Radio von mir, ich hab's dir doch versprochen!«
Per Alte schüttelte den Kopf. »lch will kein Radio«, murmelte er, »ich will bloß meine Ruhe. Ich verstehe nicht, was das soll. Ich weiß nicht, was ihr mit Goya wollt. Er muß heute nachmittag in der Arena von Arles kämpfen, und ich bin dafür verantwortlich, daß alles gutgeht. Ich verstehe nicht, warum wir schon so früh losfahren sollen. Das ist doch viel zu früh. Da steht der Stier in der Hitze, und nachher, wenn der Kampf beginnt, ist er schon müde, und das Publikum wird schimpfen und das Eintrittsgeld zurückverlangen!«
Dr Rothaarige stampfte mit dem Fuß auf. »Quatsch nicht so viel, Alter!« knurrte er. »Dafür haben wir keine Zeit. Du hast unsere Befehle zu. befolgen und fertig. Wann kommt der Verwalter aus der Stadt zurück?«
»Um elf Uhr«, sagte der Alte zitternd, »und ich habe ihm gesagt, daß … «
Aber Jean schnitt ihm das Wort ab. »Dann müssen wir schon weg sein. Wir dürfen dem Verwalter nicht begegnen. Du legst ihm einen Zettel hin, Claude, daß du früher mit Goya losgefahren bist, um nicht in der Mittagshitze zu fahren, verstanden?« Der Alte hob die Augen und sah flehend Jean an. »Aber … «
»VERSTANDEN?« wiederholte Jean noch einen Ton schärfer. Da nickte der Alte ergeben. »Wenn ihr es so wollt«, murmelte er. Ich bin nur, ein armer alter Landarbeiter und verstehe nicht, wozu das alles gut sein soll … «
Jean und der Rothaarige grinsten sich an. »Das mußt du auch nicht verstehe«, sagte Jean, als der Alte davon schlurfte. Er schlug dem Rothaarigen auf die Schulter. »In zwei Stunden haben wir ihn«, zischte er aufgeregt, »in zwei Stunden gehört uns der blaue Diamant.«
Der Rothaarige hatte ganz leuchtende Augen. »In zwei Stunden sind wir Millionäre! Da besitzen wir den größten Diamanten der Welt!« Er kicherte. »Und der dumme alte Baron wird Goya bei dem Stierkampf in der Arena zusehen und wird glauben, daß der Diamant noch an der alten Stelle ist. Hahaha!«
Lachend gingen die beiden Männer weg. Wie gebannt blieb Julius noch lange Zeit stehen. Er brauchte eine Weile, um aus den Satzfetzen, die er verstanden hatte, sich ein richtiges Bild zusammenzusetzen. Das war, wie wenn man aus Puzzlesteinen eine Landschaft bilden soll. Er schüttelte schließlich den Kopf. Er kriegte einfach nichts zusammen. Was hatte denn der Stier Goya mit dem blauen Diamanten zu tun? Und wieso der Lastwagen? Und was sollte der Alte überhaupt machen? Was hatte das alles mit dem Stierkampf zu tun? Ich muß mich mit den anderen beraten, entschied er schließlich, vielleicht verstehen die mehr davon. Vielleicht bin ich blind oder hab ein Brett vor dem Kopf, aber ich weiß einfach nicht, was hier vorgeht.
XX
Wie können die Gangster aufgehalten werden?
Ganz außer Atem erschien Julius zum Frühstück. Die anderen saßen scholl rund, behaglich und satt am Tisch. Anne sprang sofort auf. »Hier, Julius«, rief sie großzügig, »hier sind deine Himbeeren mit Sahne! Du hast die größte Portion bekommen!«
»Toll!« sagte Julius. Er ließ sich auf die Bank fallen, zog den Teller zu sich heran und begann zu löffeln. Stumm sahen die anderen ihm zu. Dann erschien Clementine in der Tür. »Na endlich«, rief sie »da bist du ja! Willst du Kakao oder Tee?«
»Kakao« murmelte Julius mit vollen Backen. Er griff nach dem duftenden Hefezopf und schnitt sich ein dickes Stück ab. Aufmerksam schob Anne ihm die Butter hin. »Magst du auch Rührei?« fragte Clementine. Julius sah sie dankbar an. »Ja bitte«, sagte er, »gibt es auch Schinken dazu?«
»Alles, was du willst, mein Herz«, sagte Clementine freundlich. Sie verschwand wieder in der, Küche, und Julius verschlang gierig das frische Hefebrot. Georg, die Julius während der
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