und der blaue Diamant
alles so lange?«
»Vielleicht kann er den Baron nicht finden«, sagte Richard.
IXXI
Mickis Beichte
Micki hatte den Baron inzwischen schon längst gefunden. Er war in seinem Arbeitszimmer. Micki konnte seine Stimme durch die geschlossene Tür hören. Zaghaft klopfte er an, doch nichts rührte sich. Noch einmal klopfte Micki, dieses Mal etwas heftiger. Das Gespräch im Zimmer verstummte. Plötzlich rief der Baron laut. : »Wer ist denn da?« Sei. ne Stimme klang gereizt. »Ich habe doch gesagt, daß ich in der nächsten Stunde unter keinen Umständen gestört werden möchte.«
Aber Micki hatte schon die Tür geöffnet. Er wurde ganz blaß, als er sah, daß sein Vater und Onkel Quentin auch im Zimmer waren. Sie standen um den runden Tisch herum, der mit vielen Papieren bedeckt war. Sein Vater hatte einen Rechenschieber in der Hand und, wie üblich, den roten Kugelschreiber hinter dem linken Ohr. Er runzelte die Stirn, als er seinen Sohn erkannte. »Micki!« rief er. »Du?«
Onkel Quentin schob seine Brille zurecht. Er sah Micki ahnungsvoll an. »Ist etwas mit Georg?« fragte er. »Oder mit den anderen Kindern? Sag nur, ihr habt wieder etwas ausgefressen?«
Micki biß sich auf die Lippen und sah betreten zu Boden. »Es … es … tut mir leid«, murmelte er. »Ich würde ja auch nicht stören, wenn es nicht besonders wichtig wäre.«
»Wenn etwas mit den Kindern ist«, sagte Onkel Quentin ungeduldig, »dann geh zu Tante Fanny. Sie hat sich um solche Dinge zu kümmern. Wir haben anderes im Kopf, mein Junge, siehst du das nicht?« Er beugte sich wieder über die Papiere und deutete auf eine Formel. »Sehen Sie, lieber Kollege«, wandte er sich an Mickis Vater, »das wollte ich Ihnen eben erklären. Wenn wir voraussetzen, daß die Sonnenenergie ausreichen würde, für dieses Projekt, dann … «
Micki standen vor Verzweiflung die Tränen in den Augen. »Bitte!« rief er. »Bitte, hört mir doch zu!«
»Geh zu Tante Fanny, wenn du Probleme hast«, wiederholte Onkel Quentin unwirsch. Sie freut sich, wenn sie euch helfen kann.«
»Aber darum geht es doch gar nicht!« rief Micki in höchster Not. »Es geht doch um den blauen Diamanten!«
Der Baron, der gerade nach der Lupe greifen wollte, hob den Kopf. »Was sagst du?« fragte er. Micki lief zum Baron hinüber. Der blaue Diamant!« rief er eindringlich. »Er ist in Gefahr! Die Gangster wollen ihn rauben! Wir haben sie gestern schon den ganzen Tag beobachtet, und Jean ist ein Komplize von ihnen. Er ist überhaupt nicht mein Freund, er hat sich nur mit mir angefreundet, um mich auszuhorchen! Und dann hat er mich gestern abend zu diesen gemeinen Gangstern geschleppt, und die haben mich die ganze Nacht in der Höhle eingesperrt und … «
Mickis Vater blickte seinen Sohn zornig an. »Was erzählst 'du denn für Märchen, Micki! Die ganze Nacht eingesperrt! Gangster! Höhle! Was soll denn der ganze Unsinn. Ich glaube, du liest zu viele Abenteuergeschichten.«
Micki wurde blaß. »Ich lüge nicht! Ich habe noch nie gelogen!« schrie er. »Aber ihr hört mir ja nicht zu! Du hörst mir ja überhaupt nie zu, Papa! Aber ihr habt selber schuld, wenn der blaue Diamant plötzlich weg ist! Ich habe euch gewarnt!«
Der Baron streckte die Arme nach Micki aus. »Komm mal her, mein Junge«, sagte er besänftigend. »Nun wisch dir erst mal die Tränen ab, und dann erzählst du ganz in Ruhe, worum es geht!«
»Aber das habe ich doch schon gesagt!« schluchzte Micki. »Es geht um den Diamanten! In ein paar Minuten ist alles zu spät! Du mußt die Polizei anrufen, sofort!« Flehend sah er seinen Onkel an. »Bitte, Onkel! Sonst ist dein Diamant für immer verschwunden, und du siehst ihn nie wieder!«
Der Baron lächelte. »Aber, mein Junge, die Gangster kennen doch das Versteck des Diamanten gar nicht. Da habe ich gar keine Sorge auf die Idee kommen die nie. Das ist so ein raffiniertes Versteck!«
Micki schloß die Augen. Mit leiser Stimme sagte er: »Ich habe ihnen das Versteck verraten, Onkel. Ich habe es ihnen gesagt.«
Der Baron erstarrte. »Du kennst das Versteck des blauen Diamanten?« fragte er. »Woher?«
»Ich habe gelauscht«, sagte Micki kleinlaut, »als du es gestern nachmittag mit dem Verwalter besprochen hast. Ich weiß, daß er blaue Diamant zwischen den Hörnern von Goya befestigt ist.«
Der Baron bekam einen roten Kopf. »So«, sagte er wütend, »du hast also wieder einmal gelauscht! Wenn ich es mir nicht gedacht hätte … !« murmelte er. »Laß mich
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