und der blaue Diamant
ganzen Zeit stumm beobachtet hatte, schlug plötzlich mit der Faust auf den Tisch. »Nun reißt mir aber gleich der Geduldsfaden«, sagte sie. »Sollen wir dir hier noch lange beim Essen zusehen, oder wirst du uns endlich einmal verraten, was du ausgekundschaftet hast?«
Micki sah Julius neugierig an. »Wer war denn bei dem Viehtransporter? Hast du jemanden gesehen?«
Julius nickte ungerührt. Er schob das letzte Stück Hefebrot in den Mund, schloß die Augen und ließ dazu den sahnigen Kakao genüßlich in die Kehle herunterlaufen.
Richard und Anne warfen sich vielsagend Blicke zu. »Mann«, sagte Richard beeindruckt, »der ißt ja, ohne Luft zu holen! Der schlägt sich den Bauch so voll, daß er nachher nicht mehr piep sagen kann.«
»Genau!« Georg blitzte ihn an. »Und wir sitzen hier rum, halten Maulaffen feil und wissen von nichts. Und vielleicht vergehen inzwischen kostbare Minuten!« Sie stand plötzlich auf. Tim kroch erschrocken unter dem Tisch hervor und sah sein Frauchen fassungslos an. »Julius«, sagte Georg streng. »Ich verlange, daß du sofort aufhörst zu essen und mit uns redest!«
Julius nickte. Er hatte den Mund so voll, daß er unmöglich die Zähne auseinandernehmen konnte. In der Tür erschien Clementine mit frischem Rührei. »Hier, mein Liebling«, sagte sie. »Iß nur tüchtig.« Sie streifte die Hände an der Schürze ab und sah Julius andächtig zu. »Schmeckt's?« Julius nickte.
»Das sieht man doch« rief Georg, »er hört uns ja nicht einmal mehr zu!« Sie beugte sich über den Tisch, bis ihre Nase fast an die von Julius stieß. »Es ist nämlich etwas passiert, Julills! Vielleicht wachst du dann endlich auf!«
Julius nahm noch einen Schluck Kakao. »Was denn?« fragte er freundlich. Georg blickte seufzend zum Himmel. »Sag du es ihm, Micki«, meinte sie schließlich, »mich nimmt er offensichtlich nicht ernst.«
Micki räusperte sich. »Ja also, Julius, die Sache ist nämlich die: ich hab den Gangstern verraten, wo der blaue Diamant versteckt ist, «
Julius ließ die Tasse fallen. »Du weißt also, wo der blaue Diamant ist?« fragte er ungläubig. Micki nickte. Er machte ein ganz zerknirschtes Gesicht. »Gestern nachmittag habe ich den Baron und den Verwalter belauscht, wie sie sich ein neues Versteck ausgedacht haben. Ich hatte mir ja geschworen, mich nie, nie, nie erpressen zu lassen, und wenn sie mich foltern! Ich wollte es bestimmt nicht verraten … aber … aber die Gangster waren so gemein. Sie haben sogar gedroht, sie würden euch in eine Höhle am Meer einsperren, wenn ich das Versteck nicht verrate. Und ich weiß doch, was für eine Angst Anne immer hat … und ich wollte doch nicht … «
Richard schlug Micki freundschaftlich auf die Schulter. »Du brauchst dich nicht zu verteidigen, Micki«, sagte er freundlich. »Ich hab doch alles mit angehört. Ich weiß doch, daß du keine andere Wahl hattest, daß sie dich gezwungen haben.«
Julius wischte sich die letzten Brotkrumen von den Lippen. »Und wo steckt denn nun der blaue Diamant?« fragte er. »Zwischen den Hörnern von Goya«, sagte Micki kleinlaut. Julius riß die Augen auf. Er starrte Micki an. Plötzlich begriff er, plötzlich wurde ihm klar, worum das Gespräch zwischen Jean, dem Rothaarigen und dem Alten gegangen war! »WAAAS?« ächzte er. Sein Gesicht wurde aschfahl. Er sprang so hastig auf, daß der Milchkrug umfiel. »Schnell«, rief er, »schnell! Wir müssen etwas unternehmen.«
Georg starrte ihn an. »Jetzt plötzlich«, sagte sie ärgerlich, »jetzt muß es plötzlich schnell gehen, wie? Aber die ganze Zeit hast du nur seelenruhig herumgesessen und einen Löffel nach dem anderen in dich hineingeschaufelt.«
Julius starrte Georg an. »Da wußte ich auch noch nicht, Was ich jetzt weiß«, sagte er. »Und was weißt du jetzt?« fragte Anne gespannt. »Jetzt weiß ich, was die Gangster vorhaben«, antwortete Julius. Micki starrte Julius an. »Du weißt es?« rief er aufgeregt und sprang auf. »Was haben sie denn vor? Hast du etwas gehört? Hast du etwas beobachtet? Was weißt du denn?«
Julius hob die Hände. »Ich erzähle es euch ja«, sagte er, »Wenn ihr mich ausreden laßt.«
Die Freunde steckten die Köpfe zusammen und härten aufgeregt zu, als Julius ihnen erzählte, was er in der Scheune erlebt hatte. Er machte es natürlich spannend und erzählte als erstes von der Fledermaus, so daß Anne erschreckt die Augen schloß und zitternd sagte: »Da gehe ich nicht hin! Nie in meinem
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